COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Kann ASS Thrombosen nach COVID-19-Impfungen vorbeugen?

Mann hält gefülltes Wasserglas und eine Tablette
Kann ASS zur Vorbeugung von Thrombosen im Zusammenhang mit den Corona-Vektorimpfstoffen eingesetzt werden? | Bild: photophonie / AdobeStock

Die COVID-19-Vektorimpfstoffe von AstraZeneca und Johnson & Johnson (Zulassungsinhaber Janssen) hatten einen schweren Start: Ungewöhnliche Blutgerinnsel in Verbindung mit verringerten Blutplättchenzahlen (Thrombozytopenie), die zwar sehr selten nach Impfung mit einer der beiden Vakzinen beobachtet worden sind, doch schwer verlaufen können, veranlassten CDC (US-amerikanische Gesundheitsbehörde) und FDA sowie die EMA, die Vektorimpfstoffe erneut zu prüfen. Ihr Fazit war pro Impfung: Sicherheit, Wirksamkeit und Nutzen der Vakzinen zum Schutz vor COVID-19 überwögen das Risiko eines TTS (Thrombose-Thrombozytopenie-Syndrom), hieß es. Dennoch verunsichert diese sehr seltene Nebenwirkung manche Menschen und lässt sie die Vektorimpfstoffe teilweise ablehnen.

Gut zu wissen: TTS-Risiko versus COVID-19-bedingten Tod

Die CDC (Centers für Disease Control and Prevention) haben anhand einer Modellrechnung verglichen, wie viele Menschen in den nächsten sechs Monaten ein Thrombose-Thrombozytopenie-Syndrom entwickeln würden, wenn – was nun der Fall ist – die Vakzine von Johnson & Johnson-Impfstoff wieder in die US-Impfkampagne aufgenommen wird, und wie viele Menschen COVID-19-bedingt sterben würden, wenn man auf den COVID-19-Impfstoff von Johnson & Johnson verzichtet. Würden alle Erwachsenen wieder mit Johnson & Johnson geimpft, erwartet die CDC in den nächsten sechs Monaten 26 bis 45 Fälle der Gerinnungsstörung. Allerdings ließen sich ihrer Rechnung zufolge dadurch im gleichen Zeitraum auch 600 bis 1.400 COVID-19-bedingte Todesfälle verhindern. Auch die ASH (American Society of Hematology) hat hierzu Zahlen vorgestellt: Mit derzeit 15 gemeldeten TTS-Fällen nach knapp 8 Millionen Johnson & Johnson-Impfdosen liegt die Inzidenz für diese Nebenwirkung bei zwei pro eine Million Geimpfter. Selbst in der höchsten Risikogruppe – bei Frauen unter 50 Jahren – kommt man auf sieben TTS-Fälle pro eine Million Impfungen, was immer noch deutlich unter den erwarteten COVID-19-Todesfällen liegt. Bei den derzeitigen Infektions- und Sterblichkeitsraten rechnet man mit 116 COVID-19-bedingten Todesfällen auf eine Million. 

Warum die Thrombosen entstehen, konnten weder FDA noch EMA abschließend klären. Risikofaktoren – bestimmte Vorerkrankungen oder Arzneimittel oder genetische Dispositionen – sind derzeit nicht ausgemacht. Die CDC erwähnt zwar, dass sieben der 15 Frauen, die nach der Johnson & Johnson-Impfung ein TTS entwickelten, fettleibig gewesen waren, zwei eine Schilddrüsenunterfunktion und zwei hohen Blutdruck gehabt hatten sowie zwei orale Verhütungsmittel eingenommen hatten, doch auch die CDC betont, dass noch nicht klar sei, ob einer dieser Faktoren das Risiko der Entwicklung der Gerinnungsstörung nach der Impfung erhöhe. Die EMA hält „eine Immunreaktion, die zu einem Zustand führt, der dem ähnelt, der manchmal bei mit Heparin behandelten Patienten beobachtet wird – die sogenannte heparininduzierte Thrombozytopenie (HIT)“ – für plausibel. Eine nähere Erklärung findet sich bei der Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung. Laut GTH kommt es durch die Impfung „wahrscheinlich im Rahmen der inflammatorischen Reaktion und Immunstimulation zu einer Antikörperbildung gegen Plättchenantigene“. Diese Antikörper bewirkten sodann abhängig oder unabhängig von Heparin „eine massive Thrombozytenaktivierung“  ähnlich der heparininduzierten Thrombozytopenie.

ASS als Prophylaxe?

Könnte man denn nicht einfach prophylaktisch Plättchenhemmer – wie ASS 100 mg – einnehmen, um die Thrombozyten zu hemmen? Mit dieser Frage könnten PTA in der Apotheke zurzeit häufiger konfrontiert werden. In sozialen Medien kursiert zumindest diese Überlegung. Die Antwort muss ein klares „nein“ sein.

So raten sowohl die deutsche als auch die US-amerikanische Fachgesellschaft ab. Die Gesellschaft für Thrombose- und Hämostaseforschung e.V. (GTH) erklärt in einer Stellungnahme vom 1. April – deswegen auch nur in Bezug auf die Vektorvakzine Vaxzevria® von AstraZeneca: „Eine routinemäßige Prophylaxe mit Antikoagulanzien oder Thrombozytenhemmern mit dem Ziel, das Auftreten einer (atypischen) Thrombose als Folge der spezifischen immunologischen Reaktion nach Impfung mit der AstraZeneca COVID-19 Vakzine zu verhindern, ist nicht indiziert.“ Und auch die „American Society of Hematology” (ASH) rät klar von ASS ab – sowohl zur Therapie als auch zur Prophylaxe von TTS: „Vermeiden Sie Aspirin sowohl zur Behandlung als auch zur Prophylaxe von TTS“. Und weiter: Aspirin verhindere die Aktivierung der Thrombozyten durch HIT-Antikörper nicht und könnte das Risiko von Blutungen bei TTS erhöhen. Die ASH ist mit mehr als 18.000 Mitgliedern aus fast 100 Ländern die weltweit größte Fachgesellschaft, die sich mit Erkrankungen des Blutes beschäftigt.

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