COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Großbritannien empfiehlt mRNA-Impfstoffe für Schwangere

Schwangere auf Patientenliege erhält Impfung
In Großbritannien wird schwangeren Frauen geraten, sich mit einem mRNA-Impfstoff – Comirnaty® von Biontech/Pfizer oder der COVID-19-Impfstoff von Moderna – vor COVID-19 zu schützen. | Bild: Pixel-Shot / AdobeStock

Das „Joint Committee on Vaccination and Immunisation“ (JCVI) – das Pendant zur Ständigen Impfkommission STIKO im Vereinigten Königreich – rät, dass sich schwangere Frauen mit einem mRNA-Impfstoff – Comirnaty® von Biontech/Pfizer oder dem COVID-19-Impfstoff von Moderna – vor COVID-19 schützen sollen. Ihnen sollte nach Ansicht des unabhängigen Impfkomitees ihrem Alter und der klinischen Risikogruppe entsprechend eine COVID-19-Impfung angeboten werden. 

Das JCVI stützt seine neue Empfehlung zur COVID-19-Impfung für Schwangere auf Real-Word-Daten aus den Vereinigten Staaten. Im Rahmen des V-Safe-Programms beobachten die „Centers for Disease Control and Prevention“, CDC, die oberste US-amerikanische Seuchenbehörde, den Verlauf von Schwangerschaften bei Frauen, die während ihrer Schwangerschaft mit einem COVID-19-Impfstoff geimpft worden sind. 

Daten von 90.000 Schwangeren 

Bislang (Stand 12. April 2021) liegen Daten von etwa 90.000 geimpften Schwangeren vor, fast alle dürften mit einem mRNA-Impfstoff geimpft worden sein, da diese Vakzinen in den USA vorwiegend appliziert wurden: Die Vereinigten Staaten haben zum jetzigen Zeitpunkt 105 Millionen Dosen Comirnaty® (Biontech/Pfizer) und 89 Millionen Dosen des COVID-19-Impfstoffs von Moderna verimpft. Die dritte dort zugelassene – und aktuell pausierte – Vektorvakzine von Johnson & Johnson wurde hingegen nur knapp acht Millionen Mal verabreicht. Die CDC erklären anhand der aktuell vorliegenden Daten: „Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass die durch die COVID-19-Impfung gebildeten Antikörper Probleme in der Schwangerschaft, einschließlich der Entwicklung der Plazenta, verursachen.“ Gleichzeitig verweist die Behörde darauf, dass es bislang nur wenige Daten über die Sicherheit von COVID-19-Impfstoffen für Schwangere gebe. 

mRNA-Impfstoffe sicher für Schwangere 

Dieses Fazit zieht auch das JCVI: Bei den hauptsächlich mit mRNA-Impfstoffen geimpften Schwangeren seien keine Sicherheitsbedenken aufgetreten. Aus diesem Grund sollen nach Rat des „Joint Committee on Vaccination and Immunisation“ Schwangeren im Vereinigten Königreich somit vorzugsweise die Impfstoffe von Biontech/Pfizer oder Moderna angeboten werden. Zwar gebe es keine Anhaltspunkte dafür, dass andere Impfstoffe für Schwangere unsicher seien, doch seien für Empfehlungen weitere Untersuchungen erforderlich. 

Aktualisierte Impfempfehlung bereits im „Green Book“ 

Dr. Mary Ramsay, Leiterin der Abteilung Immunisierung bei Public Health England (PHE), sagte: „Die verfügbaren Daten zu den Impfstoffen von Biontech/Pfizer und Moderna geben Zuversicht, dass sie schwangeren Frauen sicher angeboten werden können.“ Die aktualisierte Impfempfehlung findet sich im sogenannten „Green Book“, dem Impfleitfaden des Vereinigten Königreichs. Dort wird auch weiterhin geraten, dass schwangere Frauen Nutzen und Risiken einer Corona-Impfung mit ihrem Hausarzt oder im Impfzentrum besprechen sollten. 

Risiko für Frühgeburten 

Im Allgemeinen ist das Risiko für Schwangere und Neugeborene durch COVID-19 gering. Laut dem Green Book verläuft bei mehr als der Hälfte der schwangeren Frauen, die positiv auf SARS-CoV-2 getestet wurden, die Infektion asymptomatisch. Auch gebe es keine erhöhten Raten an Totgeburten oder Neugeborenen-Todesraten im Zusammenhang mit COVID-19 in der Schwangerschaft. Doch sei aktuell noch unklar, ob SARS-CoV-2 im Mutterleib übertragen werde, nur 2 Prozent der Babys von SARS-CoV-2-positiven Müttern wurden innerhalb von zwölf Stunden nach der Geburt ebenfalls positiv getestet. Allerdings sei das Risiko einer Frühgeburt bei symptomatisch erkrankten Schwangeren um das Zwei- bis Dreifache erhöht, was in der Regel Folge einer medizinischen Empfehlung zur frühzeitigen Entbindung gewesen sei, um die Sauerstoffversorgung der Mutter zu verbessern. Laut dem JCVI steigt vor allem in den späteren Phasen einer Schwangerschaft das Risiko für einen schweren COVID-19-Verlauf.  

Was ist mit stillenden Frauen? 

Frauen, die eine Schwangerschaft planen, im Wochenbett liegen oder stillen, können je nach Alter und klinischer Risikogruppe mit jedem Impfstoff geimpft werden. Seit kurzem rät das JCVI Frauen unter 30 Jahren von einer Impfung mit Vaxzevria®, dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca, ab. Grund sind sehr seltene, doch schwere und teils tödliche Sinusvenenthrombosen, die im Zusammenhang mit der Impfung aufgetreten sind.  

Was sagt die STIKO zur COVID-19-Impfung von Schwangeren? 

Die Ständige Impfkommission (STIKO) am Robert Koch-Institut (RKI) empfiehlt aktuell keine generelle Impfung von Schwangeren mit einer COVID-19-Vakzine. Grund sind fehlende Daten. Jedoch ist laut RKI eine versehentliche Impfung in der Schwangerschaft keine Indikation, die Schwangerschaft abzubrechen. Liegen bei Schwangeren Vorerkrankungen vor, sieht die Lage anders aus: Hier könne aufgrund eines hohen Risikos für schwere COVID-19-Verläufe „in Einzelfällen nach Nutzen-Risiko-Abwägung und nach ausführlicher Aufklärung eine Impfung angeboten werden“. Auch für die Stillzeit existieren bislang nur wenige Daten, da Stillende laut RKI aus Phase-3-Studien ausgeschlossen waren. Die STIKO hält es jedoch für unwahrscheinlich, dass eine Impfung der Mutter während der Stillzeit ein Risiko für den Säugling darstellt. 

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