COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Notfallzulassung in Indien: Erster DNA-Impfstoff gegen COVID-19 zugelassen

DNA-Doppelhelix in Glasröhrchen vor blauem Hintergrund
In Indien wurde der erste DNA-basierte Corona-Impfstoff „ZyCoV-D“ zugelassen. | Bild: Dan Race / AdobeStock

Die neue Corona-Vakzine, die vom „Drug Controller General of India“ (DCGI) eine „Emergency Use Authorization“ (EUA) für Menschen ab zwölf Jahren erhalten hat, vereinigt gleich mehrere Alleinstellungsmerkmale auf sich. Es handelt sich um den ersten Plasmid-DNA-Impfstoff gegen das Coronavirus und den ersten DNA-Impfstoff, der weltweit überhaupt für die Anwendung am Menschen zugelassen wurde. 

Intradermale Verabreichung bisher durch drei Impfdosen erforderlich

ZyCoV-D wird nicht intramuskulär injiziert, sondern intradermal verabreicht, und zwar mit dem nadelfreien System Tropis®. Das Gerät wird einfach auf die Haut gepresst und der Impfstoff penetriert durch die Oberfläche in Form eines feinen Hochdruck-Flüssigkeitsstroms, was die Anwendung erheblich weniger schmerzhaft macht. Außerdem wird die Vakzine auf diese Weise direkt unter der Haut abgelagert, wo sich viele Immunzellen befinden. Einen Nachteil gibt es allerdings. Bis dato muss ZyCoV-D zum Erreichen des Impfschutzes dreimal im Abstand von jeweils vier Wochen verabreicht werden. Das Unternehmen strebt aber auch eine Zulassung mit zwei Dosen an.

Wie funktioniert der Impfstoff? 

ZyCoV-D wurde auf einer DNA-Plattform unter Verwendung eines nicht replizierenden und nicht integrierenden Plasmids entwickelt, das die Erbinformation für SARS-CoV-2 trägt. Im Gegensatz zu mRNA-Impfstoffen müssen DNA-Impfstoffe bis in den Zellkern vordringen. Dort wird die DNA in mRNA umgeschrieben. Diese wandert danach ins Zellplasma, wo das Spike-Protein auf ihrer Basis nachgebaut werden kann. Das Antigen wird von antigenpräsentierenden Zellen erkannt und induziert Antikörper und eine zelluläre Immunantwort. Die Plug-and-Play-Technologie, auf der die Plasmid-DNA-Plattform basiert, soll sich leicht an Mutationen im Coronavirus anpassen lassen. ZyCoV-D wird bei 2 bis 8 °C gelagert, soll jedoch auch bei Temperaturen von 25 °C für mindestens drei Monate stabil sein, was den Transport und die Lagerung erleichtert. 

Erste Studienergebnisse:

In einer adaptiven, multizentrischen, randomisierten, doppelblinden, placebokontrollierten Phase-I/II-Dosiseskalationsstudie an über 1.000 gesunden erwachsenen Freiwilligen hatte sich ZyCoV-D bereits als sicher erwiesen und eine starke immunogene Reaktion ausgelöst. Die Notfallzulassung beruht nun auf Zwischenergebnissen einer Phase-III-Studie, die in Indien mit rund 28.000 Teilnehmern an über 50 Zentren durchgeführt wird. Die Daten stammen aus der zweiten Corona-Welle, als die neuen mutierten Stämme, insbesondere die Delta-Variante, dort bereits vorherrschend waren. 1.000 Probanden gehörten zur jugendlichen Bevölkerung im Alter von zwölf bis 18 Jahren. 

In der Zwischenanalyse wurde eine primäre Wirksamkeit von 67 Prozent hinsichtlich der Verhinderung symptomatischer RT-PCR-positiver Fälle erreicht. Von 81 symptomatischen Infektionen traten 21 in der Impfstoff- und 60 in der Placebo-Gruppe auf. Moderate COVID-19-Erkrankungen soll der Impfstoff zu 100 Prozent verhindern können. Darüber hinaus traten nach Verabreichung der zweiten Dosis keine schweren Fälle oder Todesfälle aufgrund von COVID-19 auf. Auch bei Jugendlichen zwischen zwölf und 18 Jahren war das Sicherheitsprofil von ZyCoV-D gut. Das Unternehmen will den Impfstoff bald auch an Fünf- bis Zwölfjährigen testen. 

Ende April hat Zydus Cadila die Produktion von ZyCoV-D mit einer Jahreskapazität von 240 Millionen Dosen aufgenommen. Bis Anfang 2022 sollen bis zu 50 Millionen Impfdosen bereitgestellt werden. Eine Zulassung in anderen Ländern soll bislang nicht in Sicht sein.

Elf weitere COVID-19-DNA-Impfstoffe in klinischen Studien 

Nach Angaben im „WHO Vaccine Candidate Tracker“ befinden sich aktuell elf DNA-basierte COVID-19-Vakzine in der klinischen Erprobung. Der Impfstoff von Zydus Cadila ist der einzige in Phase III. Zwei werden derzeit in der Phase II/III untersucht, vier in Phase I/II und vier in Phase I. Weitere 16 befinden sich noch in der präklinischen Erprobung.

Zurück