COVID-19-Impfung
Corona-Pandemie
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Einmal mit AstraZeneca geimpft – was tun?

Impfbucheintrag vom 1.3.2021 mit COVID_19 Vaccine AstraZeneca
Muss man sich Sorgen machen, wenn man schon eine Impfdosis der AstraZeneca-Vakzine erhalten hat? | Bild: IMAGO / Martin Bäuml Fotodesign

Vorerst gibt es keine Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff AstraZeneca. Das Bundesgesundheitsministerium (BMG) hat am 15. März Corona-Impfungen mit der vektorbasierten Vakzine ausgesetzt. Grund waren Berichte über zerebrale Thrombosen, die im zeitlichen Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung aufgetreten sind. Ob ein ursächlicher Zusammenhang vorliegt, dem geht die EMA derzeit nach. Bei bereits – ein- oder zweimal – mit dem Impfstoff Geimpften drängen sich auch andere Fragen auf: Was sind Anzeichen einer Hirnvenenthrombose? Was ist zu tun, wenn man jüngst geimpft wurde? Und werden begonnene Impfserien nun mit anderen Impfstoffen weitergeführt? Das Paul-Ehrlich-Institut (PEI) hat für die wichtigsten Fragen Antworten gefunden.

Was tun, wenn man den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten hat?

Fälle von Hirnvenenthrombosen sind sehr selten, ob ein ursächlicher Zusammenhang zur COVID-19-Impfung AstraZeneca besteht, ist derzeit noch unklar. Bislang gab es sieben Fälle bei 1,6 Millionen verabreichten Impfdosen. Nicht jeder bereits Geimpfte muss folglich aktiv werden. Treten bestimmte Symptome auf, sollte sich der Geimpfte jedoch „unverzüglich“ an einen Arzt wenden.

Welche Symptome können Hirnvenenthrombosen auslösen?

Laut dem Paul-Ehrlich-Institut hatten alle sieben betroffenen COVID-19-Geimpften innerhalb von vier bis 16 Tagen nach Impfung Unwohlsein und gesteigerte Kopfschmerzen entwickelt. Nach Einschätzung des PEI sollten sich Personen dann in ärztliche Behandlung geben, wenn sie den COVID-19-Impfstoff AstraZeneca erhalten haben und sich mehr als vier Tage nach der Impfung zunehmend unwohl fühlen – mit starken und anhaltenden Kopfschmerzen oder punktförmigen Hautblutungen.

Die Deutsche Gesellschaft für Neurologie (DGN) beschreibt die „Leitsymptome“ einer CSVT (Zerebrale Sinus- und Venenthrombose) mit anhaltenden Kopfschmerzen und anderen neurologischen Symptomen, zudem könnten punktförmige Einblutungen der Haut auftreten. Wachsam sollten Geimpfte sein, wenn sie in den ersten zwei bis drei Wochen nach der Impfung über mehrere Tage „neuartige und ungewöhnlich starke Kopfschmerzen bemerken“, die auf klassische OTC-Analgetika nicht ansprächen. Insbesondere rät die DGN „umgehend“ zu einer weiteren Diagnostik, wenn zu den Kopfschmerzen weitere neurologische Symptome – halbseitige Lähmungen und/oder Gefühlsstörungen, Sprachstörungen oder epileptische Anfälle – hinzukämen. Kleine, punktförmige Einblutungen (Petechien) in die Haut, vor allem der Gliedmaße (Extremitäten), könnten auf eine geringe Blutplättchenzahl (Thrombozytopenie) hindeuten. Thrombozytopenien waren bei einem Teil der jüngst berichteten CSVT-Fälle beschrieben worden. Lägen diese Symptome vor, sollte eine Gerinnungsdiagnostik mit Blutbild und Bestimmung der Thrombozytenzahl die Symptomatik abklären, rät die DGN.

Muss jeder mit Kopfschmerzen nach COVID-19-Impfung zum Arzt?

Nicht jeder mit Kopfschmerzen, die nach einer Impfung mit einem COVID-19-Imfpstoff auftreten, muss ärztlich und neurologisch weiter untersucht werden. Kopfschmerz ist eine bekannte Nebenwirkung von COVID-19-Impfungen, und zwar bei allen vier der bislang in der EU zugelassenen Vakzinen. In den zulassungsrelevanten Studien zum COVID-19-Impfstoff AstraZeneca berichteten 52,6 Prozent der Probanden über Kopfschmerzen nach der Impfung. Die Gebrauchsinformation zum AstraZeneca-Impfstoff informiert außerdem, dass Kopfschmerzen „sehr häufig“ als Nebenwirkung nach einer Impfung beobachtet werden und folglich mehr als jeder zehnte Geimpfte Kopfschmerzen entwickeln kann. Nach Einschätzung der DGN ist somit nicht bei jedem Geimpften, der im Zusammenhang mit der AstraZeneca-Impfung über Kopfschmerzen klagt, eine „weiterführende neurologische Diagnostik mit Bildgebung“ notwendig.

Einmal geimpft – und nun?

Derzeit liegen laut PEI keine Daten zu einer Kombination verschiedener Impfstoffe vor, Studien liefen jedoch. „Aus diesen Gründen sollte derzeit der Impfschutz nicht mit einem anderen Impfstoff komplettiert werden“, erklärt das PEI. Es empfiehlt grundsätzlich, den „Impfschutz gegen COVID-19 durch vollständige Impfung mit einem Impfstoff herzustellen“. Im Falle von AstraZeneca (und Comirnaty® und COVID-19-Impfstoff Moderna) sind dies zwei Impfungen. Bislang genügt lediglich beim COVID-19-Impfstoff Janssen eine Dosis. Zwar sei die Impfung mit AstraZeneca aktuell ausgesetzt, aber die Entscheidung, ob die beobachteten Fälle in der Nutzen-Risiko-Bewertung durch die Europäische Arzneimittelagentur tatsächlich ein dauerhaftes Aussetzen der Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff zur Folge haben, bleibe abzuwarten.

Das PEI verweist zudem auf einen „gewissen Schutz gegen einen schweren Verlauf von COVID-19“ bereits nach einer Impfdosis. „Vor dem Hintergrund, dass der Impfabstand zwischen den beiden Impfungen mit dem COVID-19-Impfstoff von AstraZeneca zwölf Wochen betragen soll und auch ein Überschreiten des Impfabstands nicht dazu führt, dass die Impfung nicht mehr wirkt, sollten in Ruhe die Ergebnisse der aktuellen Überprüfung abgewartet werden“, rät das PEI.

Bislang ist die COVID-19-Impfung mit dem AstraZeneca-Impfstoff erst einmal pausiert, am 18. März will die EMA erneut Stellung nehmen, am darauffolgenden Tag soll sodann das Bund-Länder-Treffen stattfinden, bei dem über das weitere Impfvorgehen beraten werden soll.

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