Boostern mit Biontech oder Moderna
Das Bundesgesundheitsministerium hat mit der Ankündigung, „Höchstbestellmengen“ für den Biontech-Impfstoff einzuführen, damit eingelagerte Moderna-Dosen nicht verfallen, viel Kritik auf sich gezogen. Worum geht es genau?
Höchstbestellmengen für Biontech
Deutschland hat dem Bundesgesundheitsministerium zufolge 16 Millionen Dosen Moderna auf Lager. Bestellt werde aber momentan zu 90 Prozent Biontech. Ab Mitte des ersten Quartals drohten eingelagerte Moderna-Dosen zu verfallen. „Es muss unser gemeinsames Anliegen sein, dies mit allen Mitteln zu verhindern“, heißt es in einem Schreiben des Ministeriums an die Länder. Praxen und Impfzentren sollen nun zunächst nur noch bestimmte Mengen Biontech bestellen dürfen, damit mehr Moderna zum Einsatz kommt. Insgesamt, so betont das Ministerium, sei „genug Impfstoff für alle da“.
Warum ist die Kritik so scharf?
Ärzte- und Ländervertreter halten es für ein falsches Signal, die Bereitstellung des in Deutschland besonders gut angenommenen Impfstoffs von Biontech zu drosseln, sie befürchten Verunsicherung. Es drohe eine Verlangsamung des Impftempos, heißt es bei der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV). Befürchtet wird, dass Menschen, die schon Booster-Termine mit Biontech vereinbart haben, zögern könnten, wenn ihnen Moderna angeboten wird. Und in den Praxen durch viele Nachfragen und Umplanungen deutliche Mehrarbeit entsteht.
Wie gut schützt Moderna grundsätzlich vor der Delta-Variante?
Moderna schützt prinzipiell sehr gut, dies legen Untersuchungen nahe. Eine US-Studie verglich die Effektivität der Impfstoffe von Moderna und Biontech/Pfizer mit Blick auf Delta. Ihr Ergebnis: Modernas Spikevax schützt zu rund 76 Prozent vor einer Infektion. Comirnaty von Biontech kam auf 42 Prozent. Die Studien-Autoren weisen allerdings darauf hin, dass die Unterschiede noch bestätigt werden müssten. Eine jüngst veröffentlichte Studie aus Katar tut dies: Der Schutz vor Infektion wie Hospitalisierung ist bei der Delta-Variante bei Spikevax höher als bei Comirnaty, so ihr Ergebnis. Betrachtet man die Dauer des Schutzes, deuten erste Daten darauf hin, dass Moderna auch hier die Nase vorn haben könnte.
Zur Erinnerung: Was versteht man unter nachlassendem Impfschutz?
Biontech-Gründer Ugur Sahin erklärt den nachlassenden Impfschutz folgendermaßen: Ab dem vierten Monat beginne der Schutz „gegen eine COVID-19-Erkrankung jeglichen Grades“ abzunehmen. Ab dem sechsten Monat sinke er deutlich. Vor schwerer Erkrankung schützt die Impfung seinen Angaben zufolge aber weiterhin: „Kürzlich veröffentlichte Daten aus unserer Studie zeigen, dass der Impfschutz noch bis zum neunten Monat sehr hoch ist, sodass es bei Geimpften nur selten zu schweren Erkrankungen und einer Krankenhausbehandlung kommt.“
Und Moderna als Booster?
Dazu gibt es bislang nur erste Hinweise. Es deutet sich an, dass Moderna hier mindestens genauso effektiv ist wie Biontech. So hat das Gesundheitsministerium Singapurs vor einigen Tagen die Ergebnisse eines Vergleichs veröffentlicht, bei dem alle Personen die Grundimmunisierung mit Biontech hatten. Wurden diese auch beim dritten Mal damit geimpft, ergab sich eine Reduzierung des Infektionsrisikos von 62 Prozent. Bekamen sie Moderna, lag sie bei 72 Prozent.
Was sagen Wissenschaftler zur Kombination von Impfstoffen?
Für die Auffrischungsimpfung empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) generell einen mRNA-Impfstoff, auch wenn man vorher einen anderen bekommen hat. Wenn möglich, soll es beim Boostern derselbe mRNA-Wirkstoff sein wie bei der Grundimmunisierung, schreibt das Robert Koch-Institut. Ist dieser nicht verfügbar, könne auch der jeweils andere eingesetzt werden. Lediglich für Personen unter 30 Jahren wird ausschließlich Biontech empfohlen, weil in dieser Altersgruppe bei Moderna das Risiko für bestimmte Herzentzündungen leicht erhöht ist. Die Experten haben also grundsätzlich keine Bedenken hinsichtlich eines möglichen Wechsels. Quelle: dpa / vs