Meldungen vom 28. bis 31.12.2020
Montag, den 28.12.2020
Neuer Schnelltest aus Bayern erhält Sonderzulassung
Ein von einem bayerischen Startup entwickelter neuer Corona-Schnelltest hat eine Sonderzulassung des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) erhalten. Das erklärte Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) am Montag in München. Das Schnellverfahren des Unternehmens GNA Biosolutions aus dem Münchner Vorort Martinsried soll Ergebnisse in weniger einer Stunde liefern, aber vergleichbar zuverlässig sein wie herkömmliche PCR-Tests. Das Testgerät ist transportabel und kann acht Proben gleichzeitig analysieren.
Probeweise eingesetzt wurde das Verfahren in den vergangenen Monaten am Münchner Flughafen. Aiwanger und Unternehmenschef Federico Bürsgens wollen die Einzelheiten an diesem Dienstag vorstellen. Quelle: dpa/sn
Wegen Überfüllung eine Impfdosis „extra“ möglich
Mit den nun ausgelieferten Fläschchen des Corona-Impfstoffs von Biontech und Pfizer können mehr Menschen geimpft werden als erwartet. Eine Sprecherin des Bundesgesundheitsministeriums bestätigte am Montag einen Bericht von „Stuttgarter Zeitung“ und „Stuttgarter Nachrichten“, wonach aus einer Ampulle unter bestimmten Voraussetzungen auch sechs statt der vorgesehenen fünf Impfdosen entnommen werden können.
Laut EU-Zulassung müssen die Behälter fünf Impfdosen enthalten. Alle Ampullen enthalten laut einer Ministeriumssprecherin aber eine „leichte Überfüllung“, damit die vom Hersteller garantierte Menge sicher mit dem Impfbesteck entnommen werden könne. Bei sorgfältiger Vorgehensweise sei die Entnahme von sechs Dosen grundsätzlich möglich. Sichergestellt sein muss demnach aber immer, dass die vorgeschriebene Menge von jeweils 0,3 Milliliter Impfstoff gespritzt wird.
Ein entsprechendes Papier mit diesen Informationen hat das Ministerium an die Bundesländer geschickt. Darin wird aber auch darauf hingewiesen, dass „unter keinen Umständen“ überschüssiger Impfstoff aus mehreren Durchstechflaschen zu einer Dosis vereint werden dürfe. Quelle: dpa/sn
Aufbereitungsfehler: Fünffache Impfdosis für Pflegeheim-Mitarbeiter
Wegen individueller Fehler bei der Aufbereitung des Impfstoffes ist acht Mitarbeitern eines Pflegeheims in Stralsund die fünffache Dosis des Corona-Impfstoffes verabreicht worden. Nach dem Vorfall am Sonntag seien die sieben Frauen und ein Mann nach Hause geschickt worden. Wie der Landrat des Kreises Vorpommern-Rügen, Stefan Kerth (SPD), am Montag sagte, haben sich zwischenzeitlich vier der acht Betroffenen zur Beobachtung vorsorglich stationär in einem Krankenhaus aufnehmen lassen. Sie zeigten grippeähnliche Symptome.
Der Landkreis berichtete in seiner Mitteilung, dass nach Informationen des Herstellers Biontech größere Dosen des Impfstoffes in der Phase-1-Studie bereits an Probanden ohne schwerwiegende Folgen getestet worden seien. Es seien keine bleibenden, unerwünschten Ereignisse gemeldet worden. Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle und grippeähnliche Symptome träten dosisabhängig auf und seien im Allgemeinen leicht bis mittelmäßig und vorübergehend.
Eine Sprecherin von Biontech bestätigte diese Informationen. In den Versuchen seien Mengen bis zu 100 Mikrogramm ohne schwerwiegende Folgen verabreicht worden. Die übliche Impfdosis liege bei 30 Mikrogramm. Sie verwies auf die ausführliche Produktinformation ihres Unternehmens. Der erste Satz laute: „Dies ist eine Mehrdosendurchstechflasche, deren Inhalt vor der Verwendung verdünnt werden muss.“ Quelle: dpa/sn
Spahn rechnet bald mit höherer Impfstoffproduktion
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) ist zuversichtlich, dass die Produktion des Corona-Impfstoffs in Deutschland bald hochgefahren werden kann. „Wir tun alles zusammen mit Biontech-Pfizer, dass es zusätzliche Produktionsstätten hier in Deutschland etwa in Marburg in Hessen geben kann“, sagte Spahn am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. „Ziel ist, noch im Februar/März dort auch Produktion möglich zu machen. Und das würde die Menge enorm erhöhen.“
Biontech hat die Marburger Produktionsanlage von dem Schweizer Pharmariesen Novartis übernommen. Nach Angaben des Unternehmens sind dort nun einige Umstellungen nötig, bevor es auch dort mit der Produktion des COVID-19-Impfstoffs losgehen kann. Forderungen nach mehr Tempo wies Spahn zurück. Die Herstellung von Impfstoffen sei überaus anspruchsvoll, sie könne nicht in drei oder vier Wochen beliebig hochgefahren werden. „Das braucht Vorlauf, und das ist in Vorbereitung in Marburg“, betonte er. Quelle: dpa/sn
STIKO rechnet mit baldiger Klarheit über Impfstoffwirkung gegen Corona-Mutation
In ein bis zwei Wochen sollen verlässliche Daten vorliegen, ob der derzeit in Deutschland verteilte Impfstoff auch gegen die in Großbritannien aufgetauchte Mutation des Coronavirus wirkt. „Nach den bisher vorliegenden Daten scheint es so zu sein, dass der Impfstoff noch wirken sollte“, sagte Thomas Mertens, Vorsitzender der Ständigen Impfkommission (STIKO) beim Robert Koch-Institut (RKI), am Montag im ZDF-„Morgenmagazin“. Es seien aber noch Untersuchungen nötig, die derzeit unter anderem Hersteller Biontech durchführe. „Wir denken und hoffen, dass wir in etwa ein bis zwei Wochen die Ergebnisse haben werden, so dass man dann ganz sicher sagen kann, wie er wirkt“, sagte Mertens weiter.
In Großbritannien war zuletzt eine neue Variante des Coronavirus aufgetaucht, die möglicherweise deutlich ansteckender als die bisher bekannte Form ist. Die meisten EU-Staaten hatten daraufhin entschieden, Reisen aus und nach Großbritannien vorübergehend weitgehend einzuschränken.
STIKO-Chef Mertens wies am Montag außerdem darauf hin, dass der von Biontech entwickelte mRNA-Impfstoff auch in „relativ kurzer Zeit“ nachjustiert werden könnte. Quelle: dpa/sn
Europol warnt vor Betrug mit Corona-Impfstoffen
Zum Beginn der Corona-Impfungen in Deutschland und anderen EU-Staaten warnt die europäische Polizeibehörde Europol vor Betrügern. Es bestehe die reale Gefahr, dass Kriminelle versuchen, die immense Nachfrage auszunutzen, sagte Direktorin Catherine De Bolle den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Sonntag). Darauf gebe es schon konkrete Hinweise, wie etwa Verkaufsangebote in sozialen Netzwerken. Wer darauf anspringe, dem werde entweder nach Bezahlung gar nicht geliefert oder er bekomme gefälschten Impfstoff. „Wenn man Opfer eines solchen Betrugs wird, kann das natürlich ernste gesundheitliche Folgen haben“, warnte sie. Europol habe den Mitgliedstaaten bereits eine Warnmeldung übermittelt und sie aufgerufen, sehr wachsam zu sein. Quelle: dpa/sn
Metaanalyse zur SARS-CoV-2-Kontamination in Krankenhäuser
In deutschen Krankenhäusern steigt die Belastung wegen der zunehmenden Zahl der COVID-19-Patienten. Hinzu kommt für das medizinische Personal die Sorge, sich zu infizieren. Diese Angst hält auch viele Patienten mit anderen Erkrankungen von einem Klinikbesuch ab. Französische Wissenschaftler berichten nun im Fachblatt „Jama Network Open“, dass Luftproben etwa von Intensivstationen, Fluren und Toiletten kontaminiert sein können – allerdings sind die Partikel des Erregers SARS-CoV-2 meist wohl nicht lebensfähig.
Das Team um Gabriel Birgand von der Universitätsklinik Nantes wertete für die Metaanalyse 24 Studien aus, von denen vier unpubliziert waren. Eine Arbeit aus Großbritannien und eine aus Italien sind die einzigen Untersuchungen aus Europa. Zehn Studien stammen aus China. Die jeweiligen Forscher hatten die Viruslast in der Luft unterschiedlicher Krankenhausareale mit PCR-Verfahren analysiert. In jenen Arealen, die von Patienten frequentiert werden, fiel gut jede sechste Probe positiv aus - 82 von 471 Proben (17,4 Prozent).
Auf Intensivstationen waren demnach über 25 Prozent der Proben kontaminiert, im Vergleich zu knapp 11 Prozent auf anderen Stationen. Der höchste Prozentsatz positiver Proben stammte von öffentlich zugänglichen Fluren (56 Prozent) – wobei dort jedoch insgesamt nur 16 Proben genommen worden waren. Generell fiel jede dritte Probe (33,3 Prozent) aus öffentlichen Klinikbereichen positiv aus.
Als weitere Risikoorte entpuppten sich Toiletten und Badezimmer mit einer Positivrate von knapp 24 Prozent – 5 von 21 Proben. Wahrscheinlich liege das daran, dass diese Räume klein und schlecht belüftet seien, vermuten die Autoren. Studien hatten vorher ergeben, dass der Stuhl von COVID-19-Patienten SARS-CoV-2-Spuren enthalten und das Spülen einer Toilette Viren-belastete Aerosol-Wolken aufwirbeln kann.
In den Personalräumen fielen gut zwölf Prozent der Proben positiv aus, in Besprechungszimmern gut 19 Prozent. Das passe zu einer möglichen Übertragung von SARS-CoV-2 unter den Mitarbeitern während der Pausen, schreiben die Autoren: Während dieser Zeit würden häufig die Schutzmasken in den oft kleinen Räumen abgenommen.
Die Autoren betonen jedoch, dass meist unklar sei, ob die Virenreste in den positiven Proben infektiös waren oder nicht. Viruskulturen wurden nur in fünf Studien angelegt, eine Kultivierung gelang nur in 7 von 81 Versuchen (8,6 Prozent). Quelle: dpa/sn
Impfstart hat vermutlich vorerst wenig Einfluss auf Pandemie
Der Corona-Impfstart am Sonntag in ganz Deutschland wird nach Einschätzung des Kieler Infektionsmediziners Prof. Helmut Fickenscher „die Epidemie vorerst nicht beeinflussen“. „Dies liegt daran, dass wir einfach viel zu viele Leute zu impfen haben und noch längere Zeit nicht genügend Impfstoff zu Verfügung haben werden“, sagte Fickenscher der Deutschen Presse-Agentur. Er ist Direktor des Instituts für Infektionsmedizin des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH) und Präsident der Deutschen Vereinigung zur Bekämpfung der Viruskrankheiten.
Eine günstige Corona-Entwicklung 2021 hängt laut Fickenscher davon ab, ob die weitgehende Durchimpfung der Bevölkerung – seien es nun 60 oder 80 Prozent – vor dem Winter 2021/2022 abgeschlossen ist. Vor Ostern rechnet Fickenscher nicht mit deutlichen Lockerungen der Corona-Auflagen. Vielleicht könnten einige Branchen vorher schon wieder öffnen. Aber eine relevante Lockerung im Alltag erwarte er erst, wenn es deutlich wärmer wird. Daher wünsche er sich, dass der Frühling warm und frühzeitig beginne. Quelle: dpa/sn
Zwei Drittel der Deutschen wollen sich gegen Corona impfen lassen
Etwa zwei Drittel der Deutschen wollen sich einer Umfrage zufolge gegen das Coronavirus impfen lassen. In der Erhebung des Meinungsforschungsinstituts YouGov im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur gaben 32 Prozent der Befragten an, sich so schnell wie möglich immunisieren lassen zu wollen. Weitere 33 Prozent sind zwar ebenfalls dazu entschlossen, wollen aber trotzdem erst einmal mögliche Folgen der Impfung bei anderen abwarten. 19 Prozent haben sich gegen eine Impfung entschieden, 16 Prozent sind noch unentschlossen.
Eine deutliche Mehrheit von 57 Prozent hat aber auch Angst vor Nebenwirkungen der Impfung. Nur ein Drittel hat solche Befürchtungen nicht. 10 Prozent machten dazu keine Angaben.
Nach Einschätzung von Experten der Weltgesundheitsorganisation ist eine Impfquote von 60 bis 70 Prozent nötig, um die Pandemie in den Griff zu bekommen. Die Braunschweiger Virologin Melanie Brinkmann bezweifelte aber, dass das reicht. „Ich würde schätzen, dass wir eher bei 80 Prozent landen sollten“, sagte sie im ZDF. Quelle: dpa/sn
Spahn und Söder gegen Sonderrechte für Geimpfte
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat sich gegen Sonderrechte für Geimpfte ausgesprochen. „Viele warten solidarisch, damit einige als Erste geimpft werden können. Und die Noch-Nicht-Geimpften erwarten umgekehrt, dass sich die Geimpften solidarisch gedulden“, sagte Spahn den Zeitungen der Funke Mediengruppe (Montag). „Keiner sollte Sonderrechte einfordern, bis alle die Chance zur Impfung hatten.“ Diese gegenseitige Rücksicht halte die Nation zusammen. „Gegen die Pandemie kämpfen wir gemeinsam – und wir werden sie nur gemeinsam überwinden.“
Auch aus Sicht von Bundesinnenminister Horst Seehofer sollten Geimpfte keine Sonderrechte bekommen. „Eine Unterscheidung zwischen Geimpften und Nicht-Geimpften kommt einer Impfpflicht gleich. Ich bin aber gegen einen Impfzwang“, sagte der CSU-Politiker der „Bild am Sonntag“. „Wir alle stecken in dieser Krise. Und wir sollten uns gemeinsam und solidarisch heraus kämpfen.“ Quelle: dpa/sn
PEI-App zur Meldung und Überwachung der Impf-Verträglichkeit verfügbar
Pünktlich zum Impfstart in Deutschland steht auch die Smartphone-App des Paul-Ehrlich-Instituts (PEI) zur Verfügung. Die Anwendung „SafeVac 2.0“ dient laut Institut dazu, möglichst rasch neue Erkenntnisse zu Verträglichkeit und Risiken des Impfstoffs zu gewinnen. Es werde auch erfasst, wie viele der Teilnehmer die Impfung gut vertragen haben. Die Experten erhoffen sich zudem Auskunft über den Schutz vor COVID-19 bei Geimpften innerhalb von zwölf Monaten. „Je mehr geimpfte Erwachsene teilnehmen und Informationen übermitteln, desto aussagekräftiger sind die entsprechenden Daten“, so die Wissenschaftler. Die App kann in den App-Stores kostenfrei heruntergeladen werden. Quelle: dpa/sn
Impfstart in Deutschland
Die Impfungen gegen das Coronavirus sind bundesweit angelaufen. In Berlin bekam am Sonntagmorgen eine 101 Jahre alte Seniorin im Beisein von Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci (SPD) in einem Pflegeheim eine Spritze mit dem Impfstoff der Firmen Biontech und Pfizer. Mannschaftswagen der Polizei waren vor der Einrichtung platziert. Das mobile Impfteam war gegen 7.45 Uhr in einem Transporter vorgefahren. Am Steuer saß ein Bundeswehrsoldat.
In Siegen in Nordrhein-Westfalen wurde am Vormittag die 95-jährige Erika Löwer einem Seniorenheim geimpft. In Magdeburg begannen drei mobile Impfteams um kurz vor 9.00 Uhr, Bewohnerinnen und Bewohner eines kommunalen Pflegeheims zu impfen, wie Matthias Boxhorn, organisatorischer Leiter vom zuständigen Johanniter-Regionalverband sagte. Rund 120 Senioren sowie etwa 60 Mitarbeiter wollten sich immunisieren lassen.
In einem Seniorenzentrum in Halberstadt in Sachsen-Anhalt wurden bereits am Samstag die ersten Bewohner und Mitarbeiter geimpft. Grund: Der Landkreis Harz wollte nicht bis Sonntag warten. Die 101-jährige Edith Kwoizalla wurde geimpft, ebenso rund 40 der 59 Bewohnerinnen und Bewohner sowie 10 Mitarbeiter.
In einer ersten Phase sollen Menschen über 80 sowie Pflegekräfte und besonders gefährdetes Krankenhauspersonal immunisiert werden. Danach kommen Ältere über 70 oder etwa Menschen mit Demenz oder Transplantationspatienten. Dann folgen Bürger, die älter sind als 60, medizinisch vorbelastete Menschen, Polizei und Feuerwehr, Personal in Kitas, Schulen und im Einzelhandel.
Zunächst steht bundesweit nur eine sehr begrenzte Zahl von Impfdosen bereit. Pro Bundesland waren es bei der Verteilung am Samstag knapp 10.000, in Bremen knapp 5.000 - insgesamt gut 150.000 Dosen. Bis Jahresende sollen 1,3 Millionen Impfdosen ausgeliefert werden. Ende März sollen es schon über zehn Millionen sein. Und Mitte des Jahres will Spahn allen, die sich impfen lassen wollen, ein Angebot machen können. Quelle: dpa/sn