Meldungen vom 25. bis 28.05.2021
Mittwoch, 26.05.2021
Lungenärzte sammeln Daten zu Therapie langer Corona-Erkrankungen
Lungenfachärzte erforschen Therapieansätze von lang andauernden Corona-Erkrankungen. „Es ist ein relativ frisches Phänomen“, sagte Andreas Rembert Koczulla am Mittwoch vor dem 61. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und Beatmungsmedizin (DGP). Man überblicke gerade mal 15 Monate. Viele Unikliniken hätten Fachabteilungen eingerichtet für Patienten. In ländlicheren Regionen seien meist Allgemeinmediziner die ersten Ansprechpartner.
Die Experten unterscheiden bei den Langzeit-Erkrankungen das Post-COVID-Syndrom, bei dem Symptome noch zwölf Wochen nach einer akuten Corona-Infektion vorhanden sind, und das Long-COVID-Syndrom, das den Symptomverlauf von Woche vier bis über die Woche zwölf hinaus bezeichnet. Daten dazu, wie viele Erkrankte noch lange Probleme haben, seien schwierig zu erheben. Nach Angaben aus England zeigten fast 14 Prozent nach zwölf Wochen Long-COVID-Symptome.
Diese können sehr unterschiedlich sein und verschiedene Organe betreffen, wie Koczulla deutlich machte. Daher würden die Symptome zu sogenannten Phänotypen zusammengefasst. Beim Lungen-Phänotyp seien etwa Husten und Schlafstörungen typisch, beim neurologischen Phänotyp Konzentrationsstörungen sowie Kopfschmerzen und beim dermatologischen Phänotyp Hautveränderungen sowie Haarausfall. „Es ist häufig ein Mischbild an Phänotypen, die auftreten“, sagte der Lungenarzt. dpa/vs
EU-Behörde entscheidet Freitag über Corona-Impfstoff für Kinder
Die EU-Arzneimittelbehörde EMA wird voraussichtlich am Freitag über die Zulassung des Corona-Impfstoffs der Hersteller Biontech/Pfizer für Kinder ab zwölf Jahre entscheiden. Der zuständige Experten-Ausschuss werde am Freitag zu einer außerordentlichen Sitzung zusammenkommen, teilte die EMA am Mittwoch in Amsterdam mit. Anschließend wolle die Behörde das Ergebnis bekannt geben. Eine Zulassung gilt als wahrscheinlich.
Der deutsche Hersteller Biontech und sein US-Partner Pfizer hatten die Erweiterung der Zulassung des Impfstoffes auch für 12- bis 15-Jährige beantragt. Bisher ist das Mittel nur für Menschen ab 16 Jahre in der EU zugelassen.
In den USA und Kanada darf das Mittel bereits bei Kindern angewendet werden. Nach Angaben der Hersteller beweisen Studien die sehr gute Wirksamkeit und Verträglichkeit des Präparats auch bei Kindern. Von den in der EU bisher zugelassenen vier Impfstoffen ist noch keines für Kinder zugelassen. dpa/vs
Unter 30-Jährige besonders von der Corona-Krise betroffen
64 Prozent der unter 30-Jährigen finden ihr Leben derzeit schlechter als noch vor zwölf bis 14 Monaten. Frauen und Mädchen leiden stärker unter der Pandemie – für 71 Prozent hat sich das Leben negativ verändert (junge Männern: 58 Prozent). 16- bis 19-Jährige (81 Prozent) sind überzeugt, dass sich ihr Leben stark verschlechtert hat. Dies sind Ergebnisse der repräsentativen Studie „Generation Corona“ der pronova BKK, für die 1.000 junge Menschen im Alter von 16 bis 29 Jahren befragt wurden.
Für 77 Prozent der Jugendlichen und jungen Erwachsenen hat sich das Leben durch die Pandemie gravierend und nachhaltig verändert. „Die 16- bis 29-Jährigen befinden sich während der Corona-Krise in entscheidenden Entwicklungsstufen. Die gravierenden Einflüsse des Lockdowns treffen sie besonders stark, wenn sie erwachsen werden, ihren Abschluss machen, den Berufseinstieg planen“, sagt Dr. Gerd Herold, Beratungsarzt bei der pronova BKK.
Schüler sowie junge Akademiker spüren die Folgen der Krise am stärksten. Bei 82 Prozent, hat sich ihr Leben seit Beginn der Pandemie massiv verändert hat. Der Alltag hat sich nur für 67 Prozent der Berufseinsteiger ohne Studium gravierend verändert, der bestehende Job gibt ihnen vermutlich noch Halt. Mehr als die Hälfte der unter 30-Jährigen fühlt sich häufiger traurig oder depressiv als noch vor einem Jahr. 52 Prozent fehlt in der Corona-Krise das Gleichgewicht, sie klagen über innere Unruhe. Vor allem junge Frauen sind derzeit öfter traurig (63 Prozent). Der persönliche Kontakt, wie etwa eine Umarmung, fehlt und macht ihnen zu schaffen. 60 Prozent der unter 30-Jährigen geben an, ihre körperliche Fitness habe in der Corona-Krise gelitten. 58 Prozent fehlen die uneingeschränkten sportlichen Aktivitäten in der Gruppe. Rückenbeschwerden sowie ungesunde Ernährung haben stark zugenommen (42 Prozent).
80 Prozent gehen davon aus, dass die Corona-Pandemie sie persönlich nachhaltig verändert. „Jetzt fühlen sie sich vielleicht gefangen, mutlos und traurig. Die allermeisten aus der Generation Corona werden jedoch rückblickend stolz darauf sein, wie sie diese Krise gemeistert haben und resilienter als jede andere Generation vor ihnen daraus hervorgehen“, sagt Corinna Mühlhausen, Trend- und Zukunftsforscherin. „In der Corona-Krise wurde die psychische Gesundheit aus der Tabu-Ecke geholt. Für Jüngere ist es selbstverständlicher darüber offen zu sprechen – auch in Foren und sozialen Medien. Sie werden sich vermutlich ein Leben lang damit beschäftigen, wie sie Körper, Geist und Seele in Einklang bringen können.“ Pressemitteilung pronova BKK
STIKO-Mitglied: Vorerst wohl keine Impfempfehlung für alle Kinder
In der Ständigen Impfkommission (STIKO) wird derzeit wohl eher nicht damit gerechnet, dass das Gremium eine allgemeine Impfempfehlung für alle älteren Kinder und Jugendlichen abgeben wird. Das Kommissionsmitglied Rüdiger von Kries sagte in der Sendung „RBB-Spezial“, momentan wisse man kaum etwas über die Nebenwirkungen von Corona-Impfungen bei Kindern. „Bei unklarem Risiko kann ich zur Zeit noch nicht vorhersehen, dass es eine Impfempfehlung für eine generelle Impfung geben wird.“
Die Gesundheitsminister von Bund und Ländern streben an, Kindern und Jugendlichen ab zwölf Jahren bis Ende August ein Impfangebot zu machen – über die Umsetzung wollen am Donnerstag auch Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten beraten. Der Hersteller Biontech/Pfizer hat eine Zulassung seines Präparats ab zwölf Jahren bei der europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) beantragt. Die STIKO behält sich aber eigene Klärungen für eine mögliche Impfempfehlung vor.
Das Ziel der Herdenimmunität sei zwar weiterhin vorhanden, erklärte Kries, der eines der 18 STIKO-Mitglieder und in München Professor für Kinderepidemiologie ist. Aber Herdenimmunität dürfe nicht das primäre Ziel für Impfungen von Kindern sein: „Kinderimpfungen macht man, damit die Kinder davon profitieren können, damit den Kindern schwere Krankheiten erspart bleiben, ohne dass sie ein Risiko eingehen.“ Man könne Herdenimmunität viel besser erreichen, wenn man sich um die 40 Millionen kümmere, die noch nicht geimpft seien. Diese würden zudem sehr viel mehr von den Impfungen profitieren als die Kinder. dpa/vs
Kinder verbreiten viel weniger Aerosole als Erwachsene
Kinder verbreiten beim Sprechen und Singen viel weniger der für eine Übertragung von Coronaviren relevanten Aerosole als Erwachsene. Das hat eine Untersuchung der Charité und der TU Berlin unter Federführung des Phoniaters Dirk Mürbe ergeben. „Kinder im Grundschulalter emittierten beim Sprechen eine Anzahl von Partikeln in der Größenordnung wie Erwachsene beim Atmen, und beim Singen emittierten sie ähnlich viele Partikel wie Erwachsene beim Sprechen“, sagte Mürbe, Direktor der Klinik für Audiologie und Phoniatrie an der Charité. Die Anzahl der Aerosole hänge dabei stark von der Lautstärke ab. Der Befund könne nicht nur bei der Entscheidung für Präsenzunterricht an Schulen eine Rolle spielen, sondern auch für die Arbeit von Kinderchören.
Mürbe zufolge bedeutet das aber nicht, dass Schulunterricht oder Chorproben und -konzerte unabhängig von der Infektionslage und ohne Beschränkungen stattfinden können. Allerdings sei je nach äußeren Umständen wie Größe des Raumes, Anzahl und Aufenthaltsdauer der Kinder sowie den Lüftungskonzepten mehr möglich als bisher praktiziert: „Die geringere Anzahl der ausgestoßenen Aerosole und die Verfügbarkeit von Testkonzepten führen zu einer differenzierteren Bewertung der Infektionsgefahr und zu besseren Rahmenbedingungen im Unterricht und im außerschulischen Bereich.“
Bislang fokussierten sich Untersuchungen zum Ausstoß von Aerosolen vor allem auf Erwachsene. Mürbe zufolge wurden sie nun erstmals bei acht- bis zehnjährigen Grundschülern mittels Laserpartikelzähler in einem Reinraum gemessen. Konkret ging es um 15 Mädchen und Jungen des Staats- und Domchores Berlin und des Mädchenchores der Sing-Akademie Berlin. Für diese Altersgruppe ist vorerst kein Impfschutz absehbar. Bei den Kindern wurden Emissionsstärken unter anderem bei Ruheatmung, Sprechen, Singen und Rufen bestimmt und mit den Werten von 15 Erwachsenen verglichen. dpa/vs
Wie ansteckend sind Kinder? – Drosten-Studie in „Science“ erschienen
Die Daten sind nun im Fachblatt „Science“ erschienen: Der Virologe Christian Drosten hält an seiner Einschätzung zu einer Ansteckungsgefahr auch durch Kinder beim Coronavirus fest. „Mein anfänglicher Eindruck einer ungefähr gleich großen Infektiosität aller Altersgruppen hat sich bestätigt, nicht nur hier, sondern auch in anderen Studien“, sagte der Berliner Coronaviren-Experte laut einer Mitteilung der Charité.
Für die am Dienstagnachmittag publizierte Studie bestimmten Wissenschaftler um Drosten für mehr als 25.000 COVID-19-Fälle die sogenannten Viruslasten, also die Menge des Viruserbguts in der PCR-Probe. „Die Erbgutkopien repräsentieren näherungsweise die Virusmenge im Rachen der Patienten und lassen daher Voraussagen über deren potenzielle Infektiosität zu“, erklärte die Charité.
Bei Erwachsenen zwischen 20 und 65 Jahren zeigten sich demnach „keine nennenswerten Unterschiede“ bei der Viruslast. In den Proben der jüngsten Kinder zwischen 0 und 5 Jahren seien die niedrigsten Viruslasten gefunden worden, bei älteren Kindern und Jugendlichen hätten sich die Werte mit steigendem Alter denen der Erwachsenen angeglichen, heißt es weiter.
Die Werte von Kindern sieht Drosten durch eine andere Art der Probenentnahme im Vergleich zu Erwachsenen beeinflusst: Es würden deutlich kleinere Tupfer eingesetzt, die weniger als halb so viel Probenmaterial einbrächten. Statt der schmerzhaften tiefen Nasenrachen-Abstriche würden zudem oft einfache Rachenabstriche gemacht, in denen sich nochmals weniger Virus finde. Deshalb seien bei Kindern von vorn herein geringere Viruslast-Messwerte zu erwarten. dpa/vs