Meldungen vom 25. bis 28.05.2021
Donnerstag, 27.05.2021
Sonder-PZN für Vaxzevria-Zweitimpfungen
Da bei der Impfstoffbestellung die Dosen für Zweitimpfungen priorisiert behandelt werden, müssen diese kenntlich gemacht werden. Für Comirnaty gibt es dafür bereits eine Sonder-PZN, für Vaxzevria steht sie ab 1. Juni zur Verfügung. Außerdem soll es gesonderte PZN für die Bestellung der Betriebsärzte geben, damit auch hier die Bestellung künftig über MSV3 erfolgen kann.
Impfung für Kinder bleibt individuelle Entscheidung
Bundesgesundheitsminister Jens Spahn (CDU) hat die Eltern darauf vorbereitet, gemeinsam mit den Kinderärzten über eine Corona-Impfung ihrer Kinder entscheiden zu müssen. „Es ist am Ende eine wohlabgewogene Entscheidung von Kindern, Eltern, Ärztinnen und Ärzten“, sagte Spahn vor dem Impfgipfel von Bund und Ländern am Donnerstag in Berlin.
Die europäische Arzneimittelbehörde EMA werde sich am Freitag mit der der Frage der Zulassung des Biontech-Impfstoffs für Kinder über zwölf und Jugendliche beschäftigen. In den nächsten Tagen gebe es wahrscheinlich ein Ergebnis. „In dem Moment, wo der Impfstoff zugelassen ist für über Zwölfjährige, kann er ab dem nächsten Tag in Arztpraxen verimpft werden“, sagte Spahn. „Kinderärzte, Jugendärzte können ihn nutzen im Rahmen der Zulassung und im Rahmen der Verfügbarkeit“, so der Minister. Idealerweise würden zuerst Minderjährige mit Vorerkrankungen geimpft.
Die Kriterien seien: „Was sind Vorerkrankungen, was ist die persönliche Situation, die familiäre Situation, welchen Nutzen gibt es, welche Risiken gibt es auch einer COVID-19-Infektion, die natürlich auch über die Altersgruppen unterschiedlich sind?“ Spahn versicherte: „Wir werden definitiv keine verpflichtenden Impfungen haben, auch nicht an Schulen oder Kindergärten.“
Spahn ordnete die für die kommenden eineinhalb Wochen angekündigte Empfehlung der Ständigen Impfkommission zur Corona-Impfung für Jugendliche als wichtig, aber nicht zwingend ein. Die Empfehlung sei „eine wichtige Empfehlung, die die Ärztinnen und Ärzte mit einbeziehen“. dpa/vs
Novartis und Molecular Partners starten Phase-II/III Studie mit Corona-Kandidat
Novartis und der Biotechpartner Molecular Partners bringen die Entwicklung des Corona-Kandidaten Ensovibep weiter voran. Unter Federführung von Novartis werde dieser neuartige DARPin-Therapiekandidat nun in einer Phase-2- und Phase-3-Studie zur Behandlung von COVID-19-Patienten eingesetzt, bei denen sich die Infektion in einem Frühstadium befindet. Ziel sei es, eine Verschlimmerung der Symptome und einen Krankenhausaufenthalt zu verhindern.
Wie die beiden Unternehmen am Donnerstag mitteilten, wird die Studie 400 Patienten in Phase-II aufnehmen, um eine Dosis mit optimaler Sicherheit und Aktivität zu identifizieren. Hierzu erwarte man erste Ergebnisse im August 2021. Zu diesem Zeitpunkt werde die Phase-III mit weiteren 1.700 Patienten fortgesetzt, deren Ergebnisse für das erste Halbjahr 2022 erwartet werden. Sollten die ersten Ergebnisse der EMPATHY-Studie überzeugen, würde dies den Weg für Novartis ebnen, eine beschleunigte Zulassung über die Emergency Use Authorization (EUA) der FDA zu beantragen.
Aufgenommen werden in die Studie Erwachsene in einem Alter von über 18 Jahren mit einem positiven SARS-CoV-2-Antigentest, die innerhalb von 7 Tagen nach der Diagnose mindestens zwei vorher festgelegte leichte/mittlere Symptome von COVID-19 aufwiesen. dpa/vs
Feldtest für künftigen digitalen Corona-Impfnachweis
Für den geplanten digitalen Corona-Impfnachweis soll in dieser Woche ein Feldtest in ausgewählten Impfzentren anlaufen. Dies soll nach Angaben des Bundesgesundheitsministeriums dazu dienen, Erfahrungen mit dem System zu sammeln und Verbesserungsmöglichkeiten zu identifizieren. Die Einführung des freiwilligen Nachweises namens „CovPass“ neben dem gelben Impfheft ist in Deutschland noch im laufenden zweiten Quartal geplant, also bis Ende Juni.
Die EU-Länder und das EU-Parlament hatten sich kürzlich auf Details eines europaweiten Zertifikats geeinigt, mit dem man Impfungen, Tests und überstandene COVID-19-Erkrankungen nachweisen kann. Dies soll auch Reisen erleichtern. Der Stand der Umsetzung in Deutschland ist auch eines der anstehenden Themen beim Impfgipfel von Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und den Ministerpräsidenten an diesem Donnerstag.
Den digitalen Impfnachweis soll man sich künftig direkt in Praxen oder Impfzentren erstellen lassen und dann per Smartphone nutzen können. Auch nachträglich soll das Ausstellen möglich sein – bei Ärzten und Apotheken. dpa/vs
Infektionsmediziner: Corona-Impfung von Kindern einzeln prüfen
Der auf Infektionskrankheiten spezialisierte Kinder- und Jugendmediziner Reinhard Berner hält nichts von einer flächendeckenden Corona-Impfung von Kindern und Jugendlichen. Der Biontech/Pfizer-Impfstoff für 12- bis 15-Jährige ermögliche es aber, Kinder mit Vorerkrankungen und damit besonderem Risiko für Ansteckung und einen schweren Verlauf, in besonderen Lebensumständen oder bei gefährdeten Familienmitgliedern zu impfen, sagt der Direktor der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des Dresdner Universitätsklinikums. Risiko und Nutzen müssten individuell abgewogen werden, vor allem von den Kinder- und Jugendärzten.
„Das Risiko für Kinder, selbst schwer zu erkranken, ist gering“, sagt er unter Verweis auf das in seinem Haus geführte Register, dem deutsche Kliniken COVID-19-Erkankungen bei Kindern und Jugendlichen melden. Danach wurden mit Stand 23. Mai bundesweit bisher 1.548 Erkrankte in diesem Alter stationär aufgenommen und fünf Prozent davon auf der Intensivstation behandelt. Laut Berner haben sie in der Regel Vorerkrankungen.
Wenn Risikogruppen, Gesellschaft und Familien immun seien, sinke das Risiko auch für diese Altersgruppe, sagt der Mediziner. Für eine generelle Bewertung sei die Datenlage zu dem Impfstoff noch viel zu gering, auch wenn sie zur Zulassung eines schon bei Erwachsenen erprobten Impfstoffs reicht. Und Herdenschutz allein sei kein ausreichender Grund für eine breite Impfung von Klein-, Kita- und Schulkindern, „die in jedem Winter mit jeder Menge anderer Erkältungsviren konfrontiert sind“. dpa/vs
Bund und Länder beraten über Impfungen für Kinder
Bei einem erneuten „Impfgipfel“ wollen Kanzlerin Angela Merkel (CDU) und die Ministerpräsidenten am Donnerstag (14.00 Uhr) unter anderem über Corona-Impfungen für Kinder beraten. Angestrebt wird, bis Ende August allen Kindern ab 12 Jahren Impfangebote zu machen. Zuvor muss jedoch die EU-Arzneimittelbehörde EMA voraussichtlich an diesem Freitag über eine entsprechende Zulassung für den bisher ab 16 Jahren zugelassenen Impfstoff von Biontech/ Pfizer entscheiden.
Zu klären ist dann etwa auch die konkrete Organisation von Impfungen für Jugendliche beispielsweise über Schulen oder Arztpraxen sowie zusätzlicher Impfstoff dafür. Weiteres Thema der Beratungen sollen mögliche Auffrischungsimpfungen sein. Merkel hatte deutlich gemacht, dass sie hiermit nicht vor dem Herbst rechnet. dpa/vs
Indische Corona-Variante besorgt Experten in Großbritannien
Die zuerst in Indien entdeckte Variante des Coronavirus könnte um bis zu 80 Prozent leichter übertragbar sein als die bislang vorherrschende britische Variante. Das sagte der Epidemiologe Neil Ferguson vom Imperial College London in einer Online-Pressekonferenz. Es gebe dazu aber noch keine belastbaren Daten, so der Wissenschaftler weiter. Gewiss sei bislang nur, dass die auch als B.1.617.2 bezeichnete Variante einen Vorteil habe. Der könne zwischen 20 und 80 Prozent liegen. Noch sei daher nicht sicher, ob sich die Mutante als dominant durchsetzen werde – es sei aber wahrscheinlich.
Trotzdem sieht der Wissenschaftler die Situation durch den Impffortschritt und die niedrigeren Fallzahlen in Großbritannien positiver als nach dem Auftreten der britischen Variante Ende vergangenen Jahres. Damals führte die sogenannte britische Virus-Mutante B.1.1.7 zu einer heftigen zweiten Infektionswelle in Großbritannien und kurze Zeit später auch in Kontinentaleuropa.
Schätzungen zufolge sei die indische Variante in Teilen des Landes bereits vorherrschend, hieß es in der Mitteilung von „Independent Sage“. Die Experten gehen davon aus, dass sie sich landesweit als dominante Variante durchsetzen wird. Daher empfehlen sie Maßnahmen wie zusätzliche Unterstützung für Menschen mit geringen Einkommen bei der Selbstisolierung, bessere Belüftungsmaßnahmen in Schulen und eine Rückkehr der Maskenpflicht in allen weiterführenden Schulen. dpa/vs
RKI: 2,2 Prozent Anteil der in Indien entdeckten Corona-Variante
Die in Indien entdeckte und inzwischen in vielen Ländern weltweit verbreitete Corona-Variante B.1.617 bleibt nach Daten des Robert Koch-Instituts (RKI) in Deutschland recht selten. In der dritten Woche in Folge bewegt sich der Anteil dieser Mutante an den untersuchten Proben im Bereich von rund zwei Prozent, wie aus einem RKI-Bericht hervorgeht. Die aktuellsten Daten stammen aus der Woche vom 10. bis 16. Mai.
Bei der Variante unterscheiden Fachleute mehrere Untervarianten. Das RKI spricht von einem langsamen, aber kontinuierlichen Anstieg der Anteile von Untervariante B.1.617.2 – auf nun 2,2 Prozent. In absoluten Zahlen geht es noch um relativ geringe Werte: Für die 19. Kalenderwoche sind 40 Nachweise im Bericht ausgewiesen. Diese Mutante sorgt derzeit bei Experten in Großbritannien für Aufsehen. Befürchtet wird, dass sie noch ansteckender sein könnte als frühere Formen; auch könnte sie die Wirksamkeit der Impfungen schwächen.
Vorherrschend bleibt in Deutschland unterdessen die zuerst in Großbritannien entdeckte Variante B.1.1.7, mit einem Anteil von 90 Prozent. Auch bei den Nachweisen der beiden weiteren als besorgniserregend eingestuften Mutanten (P.1/Brasilien und B.1.351/Südafrika) gab es im Vergleich zu früheren RKI-Berichten keine wesentlichen Veränderungen – sie bleiben auf niedrigem Niveau. In Deutschland wird nur ein Teil der positiven Proben auf Varianten untersucht. dpa/vs