Krebs in Zeiten der Corona-Pandemie
Immer mehr Krebsfälle – viele vermeidbar
Die Zahlen wühlen immer wieder auf: Mehr als eine halbe Million Menschen erkranken in Deutschland jedes Jahr neu an Krebs – Tendenz steigend. Über vier Millionen Menschen leben mit einer Krebserkrankung. Und rund 40 Prozent aller Krebsfälle wären nach Meinung von Experten vermeidbar, wenn die Prinzipien einer gesunden Lebensweise stärker beachtet würden. Rauchverzicht, regelmäßige Bewegung, Gewichtsnormalisierung und vernünftiger Umgang mit UV-Strahlen sind einige der bekannten Einflussgrößen. Alljährlich klärt der Weltkrebstag am 4. Februar über das große Gesundheitsthema Krebs auf.
Für jeden: Mitmachaktion zum Weltkrebstag
In diesem Jahr steht der Aktionstag zum wiederholten Mal unter dem internationalen Motto „Ich bin und ich werde“. Es soll jeden Einzelnen zum Nachdenken anregen: Wer bin ich und was werde ich anlässlich des Weltkrebstages zur Bekämpfung von Krebs tun? In den sozialen Medien ruft die Deutsche Krebshilfe dazu auf, das Motto mit Leben zu füllen und eine persönliche Botschaft zu teilen. Weitere Informationen zur Mitmachaktion sind unter www.krebshilfe.de/weltkrebstag erhältlich.
SARS-CoV-2: Wie gefährdet sind Krebspatienten?
Das Thema Krebserkrankungen ist in diesem Jahr natürlich in besonderer Weise von der Corona-Pandemie berührt. Viele Patienten sind verunsichert, vor allem was ihren Gefährdungsgrad und die Schutzimpfung betrifft.
Nach Aussage von Experten sind Krebspatienten durch SARS-CoV-2 besonders gefährdet. Statistisch betrachtet gilt: Krebspatienten haben generell bei viral bedingten Erkrankungen der oberen Luftwege ein deutlich höheres Risiko für eine Lungenentzündung als Gesunde. Ob sie jedoch auch ein erhöhtes Infektionsrisiko haben, lässt sich nicht sagen.
Risikogruppe mit Unterschieden
Das Robert Koch-Institut stuft Krebspatienten ganz allgemein als eine Risikogruppe für schwere COVID-19-Verläufe ein. Experten der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO) konkretisieren das aber. So sei das Risiko abhängig von Erkrankungssituation und Krebsart. Es habe sich zum Beispiel gezeigt, dass Patienten mit einer aktiven, fortschreitenden oder metastasierten Krebserkrankung im Falle von COVID-19 eine schlechtere Prognose haben als Patienten mit einer stabilen und gut beherrschten Krebserkrankung. Insbesondere Blutkrebs unter intensiver Therapie sowie Lungenkrebs seien Risikofaktoren für einen schweren COVID-19-Verlauf.
Wer ein hohes Risiko für schweren COVID-19-Verlauf hat
Die Experten gehen davon aus, dass Krebspatienten vor allem unter einer immunsuppressiven Therapie ein erhöhtes Risiko haben, schwer an COVID-19 zu erkranken. Das sei insbesondere bei einer Behandlung mit stark immunsuppressiven Zytostatika wie Cyclophosphamid oder Vinblastin der Fall, ebenso unter dem monoklonalen Antikörper Obinutuzumab. Risikoerhöhend seien vermutlich auch Proteinkinase-Inhibitoren wie Palbociclib und Ribociclib, die zur Brustkrebstherapie eingesetzt werden. Zur Hochrisikogruppe zählen die Experten Krebspatienten, die etwa zur Leukämie-Behandlung eine Hochdosis-Chemotherapie mit anschließender Stammzelltransplantation oder eine Car-T-Zelltherapie erhalten.
Experten fordern frühere Impfmöglichkeit
Laut Impfverordnung zählen Krebspatienten insgesamt erst zur dritten Priorisierungsstufe. Sie werden also lediglich mit „erhöhter Priorität“ geimpft. Fachgesellschaften halten jedoch ein differenzierteres Vorgehen für sinnvoll. Sie fordern einen rascheren Zugang zur Impfung insbesondere für Patienten mit Blutkrebs oder fortgeschrittenen Tumoren sowie für Patienten, die aktuell systemisch therapiert werden.
Keine spezifischen Sicherheitsbedenken
Laut der Fachgesellschaft DGHO lässt die bisherige Datenlage keine Aussage darüber zu, ob die derzeit verfügbaren Impfstoffe bei Krebspatienten unbedenklich und wirksam sind. Die neuen Impfstoffe seien jedoch als Totimpfstoffe zu werten. Und es gebe keine medikamentöse Tumortherapie, die für sich eine Kontraindikation für Totimpfstoffe darstelle. Auch von Seiten der Europäischen Arzneimittelbehörde (EMA) gibt es bei Krebspatienten keine Sicherheitsbedenken.
Aber: Impfantwort eventuell reduziert
Die DGHO gibt allerdings zu bedenken, dass Krebspatienten mit einem geschwächten Immunsystem möglicherweise schlechter auf die COVID-19-Impfung ansprechen. Zum jetzigen Zeitpunkt erachtet die DGHO die Impfung für alle Krebspatienten als sinnvoll, insbesondere bei aktiver Erkrankung und wenn in absehbarer Zeit eine Chemo- und/oder Antikörper-Therapie erforderlich ist. Dennoch sollten Krebspatienten die Impfentscheidung gemeinsam mit dem behandelnden Onkologen treffen, rät die DGHO. Quellen: Stiftung Deutsche Krebshilfe; Deutsche Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie e.V. (DGHO); Deutsches Krebsforschungszentrum (DKFZ)