Begleiterscheinungen der Pandemie
Corona-Pandemie
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Junge Erwachsene leiden besonders unter COVID-19

Jugendliche schaut traurig aus Fenster
Besonders junge Erwachsene leiden psychisch unter der Corona-Pandemie. Bei vielen kommen Ängste und Unsicherheiten auf, auch finanzielle Schwierigkeiten machen sich bemerkbar. | Bild: Tunatura / AdobeStock

Zumindest körperlich fühlen sich mehr als die Hälfte der jungen Deutschen gesund. Das ergab die Studie „Generation Z & Health“, die die pronova BKK durchgeführt hat. So bewerteten die Teilnehmer ihre körperliche Fitness im Durchschnitt mit 7,3 von 10 Punkten. Doch die Corona-Pandemie hinterlässt ihre Spuren, und das besonders im Seelenleben junger Menschen. So wurde die psychische Gesundheit mit nur 6,7 Punkten bewertet.

Weniger als die Hälfte fühlten sich gut

Nur 40 Prozent geben ihre psychische Gesundheit mit einem „gut“ an, 10 Prozent sogar mit „schlecht“. Insbesondere junge Frauen und Männer fühlen sich in der Corona-Pandemie seelisch unter Druck gesetzt: 44 Prozent geben an, sich schlechter als vor der Pandemie zu fühlen. Befragt wurden junge Erwachsene im Alter von 16 bis 29 Jahren im Oktober dieses Jahres.

Bereits in einer im Frühjahr 2021 durchgeführten Studie fühlten sich 55 Prozent der 16- bis 29-Jährigen häufiger einsam, traurig und depressiv. Schon zu diesem Zeitpunkt gingen ungefähr 80 Prozent davon aus, dass die Krise sie persönlich verändert hat.

Wie gehen die Menschen mit psychischen Belastungen um?

Unter 30-Jährige teilen zunehmend ihre Sorgen: Circa 70 Prozent der jungen Menschen stellen fest, dass sie mit seelischen Problemen offener umgehen als ihre Eltern oder Großeltern.

„Rat suchen ist keine Schande – das haben sie gelernt“, sagt Corinna Mühlhausen, spezialisierte Zukunftsforscherin auf dem Gesundheitsmarkt. „Als während der Pandemie viele Unternehmungen und Verabredungen wegfielen, haben die jungen Deutschen versucht, diese Lücke in ihrem Leben mit sozialen Medien zu füllen. Dort tauschen sich die 16- bis 29-Jährigen auch über psychische Probleme aus und reden ohne Vorurteile über dieses Thema.“

Bereits im Frühjahr 2021 gaben 54 Prozent der jungen Deutschen an, sich im Freundeskreis viel über ihre Sorgen im Zusammenhang mit der Corona-Pandemie auszutauschen.

Gut zu wissen: Umgang mit Sorgen und Ängsten erlernen

Um den Umgang mit negativen Gefühlen und Gedanken zu verbessern und die psychische Gesundheit zu stärken, stellt der Anbieter für Online-Gesundheitsprogramme HelloBetter derzeit ein kostenloses Corona-Training zur Verfügung. In diesem Beitrag hat sich PTAheute das Angebot genauer angeschaut.

Verwandte, Freundeskreis und Therapie helfen der Psyche

Besonders Familie und Verwandte haben in der schwierigen Zeit an Bedeutung gewonnen. „Viele Familien hat die schwierige Zeit sogar zusammengeschweißt und das Vertrauen gestärkt“, so Corinna Mühlhausen. Für einige (38 Prozent) sind die Lebenspartner und -partnerinnen der erste Ansprechpartner bei psychischen Belastungen, aber auch innerhalb des Freundeskreises sowie bei den Eltern (36 Prozent) finden viele ein offenes Ohr.

Manche der Befragten (elf Prozent) suchen über Internetforen und Ratgeberseiten nach Hilfestellungen bei seelischen Beschwerden. Und auch den Gang zum Psychotherapeuten nehmen sieben von zehn jungen Erwachsenen so selbstverständlich wahr wie den Weg zum Hausarzt.

Grundlegende Veränderung des Alltags

Durch die Corona-Krise sind vermehrt Ängste und Unsicherheiten aufgekommen, weil sich der Alltag grundlegend verändert hat. Das wiederum wirkt sich belastend auf die Psyche aus. Ein Drittel aller Befragten hat durch Jobverlust oder Kurzarbeit finanzielle Schwierigkeiten, vor allem junge Eltern (38 Prozent der unter 30-Jährigen mit Kindern) sind häufig davon betroffen.

Die im Frühjahr eingeführten Kontaktbeschränkungen und das Homeschooling haben viele junge Deutsche schwer belastet. 

Ungutes Gefühl hält weiter an

Auch die Freude, ins Kino zu gehen oder sich mit Freunden zu verabreden, ist häufig getrübt und wird oft von Ängsten überschattet. „Junge Menschen kämpfen mit einem unguten Gefühl in vielen Lebenslagen – bei Menschenansammlungen in Räumen, bei Treffen mit unterschiedlichen Personen, aber auch wenn sie sich zurückziehen und nicht überall wieder mitmachen“, sagt Mühlhausen.

Fast jeder Dritte hat Beklemmungen in einem vollen Restaurant zu sitzen und etwa gleich viele beschäftigt die Unsicherheit über geltende Regelungen. Aber auch das Risiko vor einer möglichen Ansteckung mit dem Coronavirus belastet weiterhin 28 Prozent.

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