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Schwangerschaft: Besser keine topische Salicylsäure?

Schwangere streicht transparentes Gel auf ihren Bauch
Das PRAC kann ein Risiko für das Embryo bei topischer Salicylsäure in der Schwangerschaft nicht ausschließen. | Bild: MUUPHOTO / AdobeStock

Nichtsteroidale Antiphlogistika (NSAID) wie Ibuprofen können in der Schwangerschaft unter anderem die Nierenfunktion des Embryos schädigen und sind spätestens ab dem dritten Trimenon kontraindiziert. Sollte das Gleiche für topische Arzneimittel mit Salicylsäure gelten?

Um diese Frage zu beantworten, wurde ein ­europäisches, die periodischen Sicherheitsberichte bewertendes Verfahren durchgeführt. 

Salicylsäure in der Schwangerschaft: erhöhtes Risiko möglich

Der Pharmakovigilanz-Ausschuss (PRAC) der Europäischen Arzneimittel-Agentur (EMA) hält einen Kausalzusammenhang zwischen Salicylsäure-Formulierungen und einem erhöhten Gesundheitsrisiko während der Schwangerschaft zumindest für möglich. Fach- und Gebrauchsinformationen müssen jetzt angepasst werden.

Zur Erinnerung: Wie wirkt Salicylsäure auf der Haut?

Salicylsäure-haltige Zubereitungen wirken auf der Haut:

  • antientzündlich
  • antimikrobiell gegen Bakterien, pathogene Hefen, Dermatophyten und Schimmelpilze
  • keratoplastisch, wodurch sich Hornschichtzellen lockern und Korneozyten ablösen
  • korneolytisch, in höheren Konzentrationen ab 5 %,
  • sowie unter Okklusion zytotoxisch.

Äußerlich wird der Wirkstoff in Form von Pflastern, Gelen und Salben bei verschiedenen Hauterkrankungen eingesetzt, wie zur Entfernung von Hyperkeratosen (starke Verhornungen), bei Hühneraugen, Schwielen, Warzen und als höher konzentrierte Lösung, um Schuppen/Krusten von der Kopfhaut zu lösen (z. B. Psoriasis am Kopf). 

Salicylsäure-haltige Augentropfen oder -gele können symptomatisch bei Lid- oder Lidrandentzündungen eingesetzt werden.

Salicylsäure für die Haut: Fachinformation wird angepasst

Es liegen keine oder nur begrenzte Daten zur Anwendung von topischen Arzneimitteln mit dem Wirkstoff Salicylsäure vor. 

Laut PRAC sollen Salben, Lösungen, Pflaster und Gele mit Salicylsäure während der Schwangerschaft nicht angewendet werden, außer zur kurzfristigen Behandlung kleiner Hautflächen, einzelner Warzen oder Schwielen. 

Es sei nicht bekannt, ob die systemische Exposition, die nach topischer Anwendung erreicht wird, für den Embryo/Fetus schädlich sein kann. 

Zudem wird in der Fachinformation folgender Abschnitt ergänzt:

„Während des dritten Schwangerschaftstrimenons kann die systemische Anwendung von Prostaglandinsynthesehemmern zu kardiopulmonaler und renaler Toxizität beim Fetus führen. Am Ende der Schwangerschaft kann es zu einer verlängerten Blutungszeit bei Mutter und Kind kommen und die Geburt kann sich verzögern.“

In der Packungsbeilage werden Patientinnen künftig aufgefordert, ihren Arzt oder Apotheker vor Anwendung zur Rate zu ziehen, wenn sie schwanger sind oder es vermuten zu sein.

Hohe Konzentrationen von Salicylsäure in Schwangerschaft vermeiden

10 %ige Lösungen oder Gele zur Anwendung auf der Kopfhaut sollten während des ersten und zweiten Trimenons nur in zwingend erforderlichen Fällen und nach Rücksprache mit dem Arzt aufgebracht werden. Die Dosis sollte so niedrig wie möglich und die Behandlungsdauer so kurz wie nötig gehalten werden. Während des dritten Trimenons sind sie kontraindiziert.

Augentropfen und -gele gelten aufgrund der geringeren systemischen Exposition als unbedenklich. Quellen:
Salicylsäure (topische Anwendung): Wissenschaftliche Schlussfolgerungen der CMDh und Gründe für Abweichungen, Änderungen der Produktinformation und Zeitplan für die Umsetzung – PSUSA/00002680/202312

Fachinformationen Saliylsäure-haltiger Arzneimittel. Collomack® topical, Guttaplast®, Posiforlid Comod®, Squamasol®