Allergische Pilzsinusitis: Was steckt dahinter?
![Frau fasst sich mit der Hand an die Nase, verzieht das gesicht und hält in der anderen Hand ein Taschentuch](https://d1q8ayifrecoel.cloudfront.net/public/e908a024163b9d0bd7c53ccb2b592a92fbaaf63e/Frau-Nase-Taschentuch-Quelle-New-Africa-AdobeStock_1084457486-2000x1124-1200x674.webp)
Die Symptome einer Sinusitis bzw. Nasennebenhöhlenentzündung sind aus dem Apothekenalltag bekannt: eine geschwollene Nasenschleimhaut, zäher Schnupfen und Schmerzen im Bereich der Stirn. Diese Infektion wird normalerweise durch Viren oder Bakterien verursacht, kann aber in einigen Fällen auch durch Pilze hervorgerufen werden.
Man geht davon aus, dass circa 10 % der Menschen mit einer chronischen Nasennebenhöhlenentzündung auch an einer Pilzsinusitis leiden. Dabei handelt es sich nicht um eine klassische Infektion, sondern um eine allergische Reaktion auf Schimmelpilze.
Schimmelpilze sind Auslöser der Nasennebenhöhlenentzündung
Die allergische Pilzsinusitis wird hauptsächlich durch Schimmelpilze der Gattung Aspergillus ausgelöst. Sie haben ein fadenförmiges, flauschiges und bunt gefärbtes Erscheinungsbild und kommen weit verbreitet in der Umwelt vor. Sie leben im Boden, in verrotteten Pflanzenteilen, in Holz, alten Möbeln und Fensterrahmen.
Schimmelpilze bestehen nicht aus echtem Gewebe, sondern aus ineinander greifenden Zellfäden, den sogenannten Hyphen. Das Hyphen-Geflecht wird in seiner Gesamtheit als Myzel bezeichnet.
Sinusitis: Pilz verbleibt in den Nasennebenhöhlen
Pilze vermehren sich über Sporen. In dieser Form gelangen sie mit der Luft in die oberen und unteren Atemwege des menschlichen Körpers. Die Sporen bilden an feuchten und warmen Orten ein Myzel aus und vermehren sich. Eine optimale Umgebung bildet die Nasennebenhöhle.
Durch bestimmte Stoffwechselprodukte des Pilzes wird eine immunologische Reaktion in Gang gesetzt, welche die Entstehung typischer allergischer Symptome begünstigt. Die Pilzsinusitis ist eine chronische und schleichend verlaufende Erkrankung.
Zu den typischen Symptomen gehören
- eine verstopfte Nase,
- Bildung von Krusten auf der Nasenschleimhaut,
- Verengung der oberen Atemwege,
- Fließschnupfen,
- trockene Nasenschleimhaut,
- Entzündung,
- Gewebeödeme,
- eitriges Nasensekret sowie
- Kopfschmerzen hinter der Stirn.
Wer ist besonders von einer Pilzsinusitis gefährdet?
Menschen, die bereits an einer anderen Form der Allergie leiden, bilden häufiger zusätzlich eine Pilzsinusitis aus. Das betrifft nicht nur die oberen, sondern auch die unteren Atemwege.
Dabei unterscheidet man bei einer Pilzsinusitis zwischen der invasiven und nichtinvasiven Form. Bei der nichtinvasiven Form – dem Aspergillom – beschränkt sich die Erkrankung ausschließlich auf den Bereich der Nasennebenhöhlen. Sie tritt häufig bei Menschen mit intaktem Immunsystem und genetischer Vorbelastung auf.
Bei der invasiven Form, die deutlich seltener auftritt, breitet sich der Pilz über die Nasennebenhöhlen aus und befällt das umliegende Gewebe und die Knochen. Meist sind Personen mit einem stark geschwächten Immunsystem davon betroffen. Ein Immundefizit besitzen Menschen mit bestimmten Vorerkrankungen (z. B. HIV, Leukämie, Personen mit einer Transplantation), Stoffwechselstörungen (z. B. Diabetes) oder unter einer bestimmten Therapie (z. B. Immunsuppressiva, Antibiotika, Chemo- und Strahlentherapie).
Gut zu wissen: Aspergillus-Arten können weitere Erkrankungen verursachen
Personen mit einem schwachen Immunsystem und einer potenziellen Pilzsinusitis sollten unbedingt an einen Arzt verwiesen werden. Grund ist, dass der Pilz neben einer invasiven Infektion auch in eine disseminierte Form übergehen kann.
Dabei verbreitet sich der Pilz über die Blutbahn im ganzen Körper und kann Organe wie den Magen-Darm-Trakt, das Herz, die Nieren oder das Gehirn befallen. Man spricht dann von einer Aspergillose.
Verbreitet sich der Pilz nicht ausgehend von den Nasennebenhöhlen, sondern über die Lunge, spricht man von einer bronchopulmonalen Aspergillose. Infektionen dieser Art sind lebensbedrohlich und müssen intensivmedizinisch behandelt werden.
Wie wird eine Pilzsinusitis diagnostiziert?
Hat der Pilz in der Nasennebenhöhle einmal ein Myzel ausgebildet, treten typische Symptome immer wieder auf. In der Allergie-Hochsaison können beispielsweise bei Pollenallergikern Symptome einer Pilzsinusitis deutlich heftiger ausfallen, in den restlichen Monaten des Jahres sind die Beschwerden eher mild.
Die Diagnostik zielt darauf ab, die Pilzinfektion und gleichzeitig die allergische Reaktion nachzuweisen. Mithilfe eines Prick-Tests wird die Reaktion auf Schimmelpilze auf der Haut getestet, wobei alternativ auch eine Blutanalyse auf IgE-Antikörper sinnvoll ist.
Zudem wird eine Gewebeuntersuchung des Nasensekrets durchgeführt, um charakteristische Pilzhyphen unter dem Mikroskop zu identifizieren.
Behandlung einer Pilzsinusitis: Glucocorticoide und Hyposensibilisierung
Nach der Diagnose sollte der Pilzschleim aus den Nebenhöhlen chirurgisch entfernt werden. Anschließend wird neben der Meidung des Allergens eine medikamentöse Therapie empfohlen.
Gute Ergebnisse zeigen Glucocorticoide, die insbesondere einem neuen Pilzbefall vorbeugen oder zumindest den Zeitraum bis zur nächsten Infektion deutlich verlängern können. Die entzündungshemmende Wirkung ist direkt nach der Operation angezeigt. Wie die Wirkstoffe genau dosiert werden und wie lang die Therapie andauern sollte, ist individuell zu entscheiden. Es liegen noch nicht ausreichend Daten für eine einheitliche Empfehlung vor.
Eine systemische Behandlung mit Glucocorticoiden ist trotz des breiteren Nebenwirkungsprofils einer lokalen vorzuziehen, da der Wirkstoff durch die verengten Nasengänge nicht optimal appliziert werden kann.
Außerdem ist eine Hyposensibilisierung denkbar, um die Glucocorticoide schleichend wieder abzusetzen. In Studien konnte gezeigt werden, dass so einer erneuten Verschlechterung des Zustands vorgebeugt werden kann und vor allem die Schwellungen im Bereich der Nasenschleimhaut zurückgehen. Die Immuntherapie wird nur eingesetzt, wenn andere Methoden keinen Erfolg zeigen, da noch weiterer Forschungsbedarf auf diesem Gebiet besteht.
Itraconazol zeigt gute Wirksamkeit in Studien
Eine antimykotische Therapie (Pilzbehandlung) kann bei unzureichender Wirkung der Glucocorticoide bzw. als Alternative in Betracht gezogen werden. Wichtig ist, den Schleim bei einem wiederholten Pilzbefall vor Beginn der Therapie erneut chirurgisch zu entfernen.
Das Antimykotikum Itraconazol – gehört zur Gruppe der Azole – konnte in Studien eine gute Wirksamkeit bei gleichzeitig wenigen Nebenwirkungen zeigen. Quellen:
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2023/daz-45-2023/allergische-pilzsinusitis
- https://www.netdoktor.de/krankheiten/aspergillose/
- https://www.aerzteblatt.de/archiv/188267/Arzneimitteltherapiesicherheit-Interaktionspotenzial-der-Azol-Antimykotika
Gut zu wissen: Wechselwirkungen bei Azolen beachten!
Azole werden zur Behandlung zahlreicher Pilzinfektionen eingesetzt. Indem sie den Aufbau der Zellmembran des Pilzes stören, wirken sie dosisabhängig fungizid (pilztötend) oder fungistatisch (hemmen Wachstum von Pilzen).
Vor allem die Triazole werden gegen einen Pilzbefall innerhalb des Körpers angewendet. Dazu zählen Itraconazol, Fluconazol, Voriconazol, Posaconazol und Isavuconazol.
Zu den typischen Nebenwirkungen gehören Übelkeit, Erbrechen, Hautausschläge, Kopfschmerzen, Schwindel und eine QT-Zeit-Verlängerung, die mit Herzrhythmusstörungen assoziiert ist.
Daneben interagieren die Triazole mit dem Cytochrom(CYP)-P450-System, weshalb zahlreiche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln zu beachten sind. Beispiele sind
- nichtsteroidale Antirheumatika (z. B. Ibuprofen, Celecoxib),
- Antidiabetika (z. B. Glimepirid),
- Blutverdünner (z. B. Clopidogrel, Warfarin),
- Statine (z. B. Simvastatin),
- Antidepressiva (z. B. Citalopram) und
- Wirkstoffe, die die QT-Zeit verlängern (z. B. Erythromycin, Lercanidipin, Fentanyl, Finasterid, Dexamethason).
Ein Interaktionscheck sollte vor der Abgabe von Azolen in der Apotheke immer durchgeführt werden.