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Mikrobe des Jahres 2025 produziert Glutamat

Nahaufnahme eines Löffels mit Glutamat
Natriumglutamat ist ein natürlicher Geschmacksverstärker. | Bild: maew / AdobeStock

„Dieses Bakterium produziert Aminosäuren, die einen Güterzug quer durch Deutschland füllen würden“, begründet die Vereinigung für Allgemeine und Angewandte Mikrobiologie ihre Entscheidung, Corynebacterium glutamicum zur Mikrobe des Jahres 2025 zu wählen. 

Es liefere jährlich allein 3,5 Millionen Tonnen des Geschmacksstoffes Natriumglutamat, zudem viele weitere Aminosäuren und Proteine für die Lebensmittel- und Futterproduktion. 

Natriumglutamat erzeugt „umami“-Geschmack

1956 suchten zwei japanische Forscher gezielt Bakterien, die den in Japan „umami“ genannten Geschmack produzieren. Ähnlich wie bei den Geschmacksrichtungen süß, sauer, salzig und bitter gibt es dafür spezielle Sinneszellen auf der Zunge.  

Na­triumglutamat löst diesen herzhaften Geschmack aus und ist natürlich etwa in reifen Tomaten, Parmesan und Schinken enthalten, wird aber auch vom Körper selbst produziert. Es wird als Würzmittel eingesetzt – vor allem in der asiatischen Küche und in Fertigprodukten. 

Gut zu wissen: Glutamat nur in Maßen verzehren

Hohe Dosen von Glutamat wurden laut der Europäischen Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) mit Symptomen wie Kopfschmerzen, erhöhtem Insulinspiegel und erhöhtem Blutdruck in Verbindung gebracht. 

Sie hat dessen Wirkung bewertet und 2017 daraus eine akzeptable tägliche Aufnahmemenge von 30 Milligramm je Kilogramm Körpergewicht und Tag abgeleitet.

Später veränderten Forscher das Bakterium so, dass es alternativ Reste aus der Biodieselproduktion oder Pflanzenabfälle verwerten kann. 

Corynebakterien können gesundheitsschädlich sein

„Das natürlicherweise im Boden lebende Corynebacterium glutamicum ist nicht nur robust und produktiv, sondern für Menschen zudem völlig harmlos“, so die Vereinigung. 

Ganz anders einige Verwandte: Corynebacterium diphtheriae zeichnet – neben anderen Bakterien – für die einst als „Würgeengel der Kinder“ bekannte Erkrankung Diphtherie, welche bis Ende des 19. Jahrhunderts jährlich etwa 50.000 Kindern deutschlandweit das Leben kostete. Corynebakterien sind zudem verwandt mit Mycobacterium tuberculosis, dem Erreger der Lungentuberkulose.

Die Vereinigung berichtet, dass sie mithilfe der Mikrobe Angriffspunkte für neue Medikamente identifizieren will: Das Bakterium dient dabei als Modellorganismus zur Entwicklung von Medikamenten gegen diese Krankheiten.

„So deckt Corynebacterium glutamicum die gesamte Bandbreite vom winzigen Forschungsobjekt bis zum Industrieproduzenten im Tonnenmaßstab ab.“ Quelle: dpa / mia