Osterfeuer und Osterwasser – geweihte Urkräfte
Feuer gilt in vielen Religionen und Kulturen als heilig. Es wird häufig mit der Sonne oder mit Gott selbst gleichgesetzt. Die in der christlichen Osternacht üblichen Feuer gehen auf alte heidnische Bräuche zurück. Der Winter wurde auf diese Weise vertrieben.
Im Christentum sind Feuerflammen ein Zeichen der Gegenwart Gottes und eine Erinnerung daran, dass sich Gott gegenüber Moses in einem brennenden Dornbusch offenbarte.
Ohne Feuer und Wasser wäre auch die Entwicklung der Pharmazie unvorstellbar gewesen.
Osterfeuer: Flamme als reinigendes Element
Auch in der Kunst und Malerei wurde das Feuer als Sinnbild für die „Anwesenheit Gottes“ häufig verwendet. Eng in Verbindung mit dem Osterfeuer steht die Tradition der Osterkerze. Eine große Kerze aus gebleichtem Bienenwachs wird im feierlichen Gottesdienst der Osternacht geweiht und am Osterfeuer entzündet.
Die reine weiße Kerze verkörpert den Leib Jesu Christi nach der Auferstehung. Die Flamme stellt die Verbindung zum Göttlichen dar. Gemeinsam symbolisieren Osterkerze und Osterfeuer die Auferstehung Jesu. Feuer gilt, genauso wie Wasser, als reinigendes Element und steht damit ebenfalls mit Neu- und Wiedergeburt im Zusammenhang.
Gut zu wissen: Feinstaub durch Osterfeuer
Osterfeuer – wie auch herkömmliche Lagerfeuer – haben negative Auswirkungen auf Menschen und Umwelt. Der Feinstaub, der beim Verbrennen entsteht, gerät in die Luft und ist schädlich für die Gesundheit.
Dennoch gibt es seitens der Bundesregierung keine Bestrebungen, den Brauch zu verbieten. Der Grund: Der Feinstaubgrenzwert von 50 Mikrogramm pro Kubikmeter darf in einer Region nicht häufiger als 35 Mal im Jahr überschritten werden.
Demnach können durch Osterfeuer die Grenzwerte zwar zeitweise und auch deutlich überschritten werden. Allerdings beschränkt sich diese erhöhte Feinstaubbelastung auf kurze Zeit im Jahr. Quelle: dpa / mia
Wasser als Ursymbol des Lebens
Wasser wird in allen Weltreligionen als „Geschenk Gottes“ angesehen und als Ursymbol des Lebens. Im Christentum kommt dem Wasser wohl die wichtigste Rolle bei der Taufe zu. Sie bedeutet Hinwendung zu Christus und Aufnahme in die Kirche.
Weihwasser gehört zu den Sakramentalien der katholischen Kirche. Die besondere Rolle des christlichen Osterwassers geht – wie beim Osterfeuer – auf einen heidnischen Brauch zurück.
Der Tradition nach wird Osterwasser in der Osternacht oder am Ostermorgen vor Sonnenaufgang von jungen, unverheirateten Frauen aus einer Quelle oder einem fließenden Gewässer geschöpft.
Es war Aufgabe der Frauen, das Wasser stillschweigend und am besten unbeobachtet zu schöpfen und ins Haus zu tragen. Nur so war es für lange Zeit konserviert und konnte seine heilenden, magischen Kräfte entfalten.
Es gehörte zum Ritual früherer Zeiten, dass junge Männer versuchten, die Mädchen in der Osternacht von ihrer wassertragenden Rolle abzulenken, sie zu necken und zum Lachen zu bringen.
Osterwasser als Heilsbringer
Dem Osterwasser wurden früher viele Wirkungen zugesprochen. Wer sich damit wusch, bekam nicht nur besonders feine Haut, sondern wurde mit Schönheit und Gesundheit belohnt. Auch das Vieh, das man mit Osterwasser besprengte, gedieh besonders gut. Kindern, die mit Osterwasser getauft wurden, war ein besonderes Lebensglück beschieden.
Das von einem katholischen Priester geweihte Osterwasser wurde vielerorts das ganze Jahr über als Taufwasser verwendet. In Australien ist es bis heute üblich, dass Brautpaare das am letzten Osterfest geweihte Osterwasser aufbewahren und sich bei der kirchlichen Hochzeit damit besprengen. Das soll der Ehe besondere Festigkeit verleihen.
Wasser in der Pharmazie
Ohne Wasser wäre das Leben auf unserem Planeten nicht möglich. Menschliche und tierische Körper bestehen weitgehend aus Wasser. Es ist Lösungsmittel für biochemische Reaktionen und Hauptbestandteil der Zellen sowie Transportmittel für Sauerstoff, Kohlenstoffdioxid und Nährstoffe im Blut. Wir brauchen Wasser für Verdauungs- und Ausscheidungsprozesse, Pflanzen brauchen es für die Photosynthese.
Auch die Pharmazie ist ohne Wasser unvorstellbar. Wasser ist unverzichtbar bei der Herstellung vieler flüssiger, halbfester und auch fester Darreichungsformen sowie für das Extrahieren von Wirkstoffen. Das Arzneibuch unterscheidet zwischen
- Gereinigtem Wasser,
- Wasser für Injektionszwecke,
- Hochgereinigtem Wasser,
- Wasser zur Herstellung von Extrakten und
- Wasser als Reagenz.
Auch Meerwasser spielt in der Apotheke eine Rolle, und zwar als befeuchtendes und reinigendes Nasenspray.
Wasser – wichtigstes Lebensmittel
Trinkwasser unterliegt den Bestimmungen des Lebensmittelrechts. Es ist das wichtigste Lebensmittel überhaupt, das durch nichts anderes ersetzt werden kann.
Zwar gibt es für Wasser keine GHS-Gefahrstoffkennzeichnung. Trotzdem kann es nicht grundsätzlich als ungefährlich gelten. Denn Wasser kann mit pathogenen Keimen und Schadstoffen verunreinigt sein, es kann Auslöser für bedrohliche Erfrierungen und Verbrennungen sein – womit wir wieder beim Feuer angekommen sind.
Feuer und Flamme in der Pharmazie
Feuer und Pharmazie – wem fiele da nicht als erstes der Bunsenbrenner ein? Ein treuer Gefährte des ersten Moments in jedem pharmazeutischen Ausbildungslabor. Nach dem deutschen Chemiker Robert Wilhelm Bunsen benannt ist der kleine Gasbrenner ein schneller Erhitzer für Stoffproben und kleine Flüssigkeitsmengen. Eine technische Weiterentwicklung ist der Teclubrenner, der eine höhere Flammtemperatur erreicht als der Bunsenbrenner.
Anwendung findet das offene Feuer aus dem Laborbrenner vor allem für qualitative Vorproben in der analytischen Chemie. Wer erinnert sich nicht an die Flammprobe, bei der die Stoffprobe auf einer Öse aus Platindraht oder auf einem Magnesiastäbchen ins Feuer gehalten wird? Glücklich war, wer dabei nicht nur gelb und damit Natrium sah, sondern zum Beispiel grün, woraus man auf Barium schließen konnte.
Feuer als Symbol der Leidenschaft
Und dann gibt es auch noch das innere Feuer, also die Leidenschaft, mit der man sich einer Aufgabe oder Tätigkeit hingibt. Es beschreibt die Energie oder neudeutsch „Power“, die sich aus Eigen- und Fremdmotivation nährt und zu Höchstleistungen im wahrsten Sinne des Wortes anfeuert.
Wer allerdings ständig auf Hochtouren läuft und seinen Energieverbrauch nicht ausbalanciert, spielt mit dem Feuer: Es droht ein Burnout. Dafür legen viele Fachleute ihre Hand ins Feuer.