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Ist Morphin in Mohnsamen enthalten?

Zwei Stücke Mohnkuchen auf einem Teller
Ein Verzehr von zubereiteten Mohnsamen ist unbedenklich. | Bild: Marcus Z-pics / AdobeStock

Samen des Schlafmohns (Papaver somniferum) werden häufig als Backzutat verwendet. Sie haben einen milden, leicht nussigen Geschmack und das darin enthaltene Öl ist reich an Omega-6-Fettsäuren. 

Mohnsamen enthalten zudem viele Ballaststoffe, Mineralstoffe und Spurenelemente wie Calcium, Eisen, Kupfer, Mangan, Magnesium, Phosphor und Zink. Doch immer wieder ist zu lesen, dass man keine zu großen Mengen an Mohn verzehren soll, da sonst eine berauschende Wirkung eintreten würde. Stimmt das?

Gut zu wissen: Mohn ist eine ökologisch wertvolle Pflanze 

Die Blüten des Schlafmohns bestehen aus vier hell- bis dunkelvioletten Kronblättern, die an der Basis mit einem auffälligen dunkleren Fleck versehen sind. Damit unterscheidet sich die Blüte des Schlafmohns von der des Klatschmohns, der für seine roten Kronblätter bekannt ist. 

Mohnblüten enthalten sehr viele nähr- und stickstoffreiche Pollen und sind somit auch für blütenbesuchende Insekten sehr wertvoll. Sie decken darüber ihren Bedarf an Proteinen, Fett- und Mineralstoffen sowie Vitaminen.  

Mohn: Verunreinigung mit Morphin ist möglich

In der Regel sind keine Opiumalkaloide in Mohnsamen nachweisbar, diese befinden sich ausschließlich im Milchsaft der Pflanze und sind dort stark konzentriert. Allerdings können die Samen im Ernteprozess mit Opiumalkaloiden verunreinigt werden, was dazu führt, dass auch die Mohnsamen morphinhaltig sind.

Zur Erinnerung: Was sind Opiumalkaloide? 

Der getrocknete Milchsaft unreifer, ausgewachsener Samenkapseln wird als Opium bezeichnet. Der Milchsaft enthält zahlreiche basische Verbindungen, die auch Opiumalkaloide genannt werden. 

Das wichtigste Opiumalkaloid in Mohnsamen ist Morphin. In geringeren Konzentrationen sind Codein, Thebain, Noscapin und Papaverin enthalten.

Je nach Qualität der Ernte kann die Verunreinigung stark schwanken. Seit Juli 2022 gelten allerdings in der Europäischen Union Höchstgehalte an Opiumalkaloiden in Mohnsamen und Mohnerzeugnissen, die nicht überschritten werden dürfen. 

Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) hat zudem eine gesundheitliche Bewertung des Morphingehaltes in Mohnsamen vorgenommen und einen Richtwert von 4 mg/kg Mohnsaat abgeleitet. 

Anbau von Schlafmohn unterliegt dem BtM-Gesetz

In Deutschland unterstehen die Pflanzen und Pflanzenteile (ausgenommen die Samen), die zur Art Papaver somniferum gehören, den betäubungsmittelrechtlichen Vorschriften.

Es dürfen ausschließlich morphinarme Sorten angebaut werden, mit einem Morphingehalt von jeweils unter 0,02 Prozent. 

Etwa 288 landwirtschaftliche Betriebe und 59 private Personen sind aktuell im Besitz der für den Anbau erforderlichen Erlaubnis nach § 3 Betäubungsmittelgesetz (BtMG), die von der Bundesopiumstelle erteilt wird. 

Morphinreduzierende Zubereitung von Mohn

Morphin ist thermolabil, licht- und oxidationsempfindlich. Bis zu 90 Prozent des Morphingehaltes wird durch hohe Back- und Kochtemperaturen reduziert. Auch das Dampfen und Mahlen der Samen führt zu einer starken Reduzierung des Morphingehaltes der Samen. 

Ebenfalls reduziert bereits ein einfaches Waschen des Mohnsamens den Gehalt um bis zu 70 Prozent. Fertigrohmassen gelten als morphinfrei, da bei der Herstellung der Produkte der gemahlene und gedampfte Rohmohn zusammen mit anderen Zutaten wie Honig und Zucker unter Hitze verarbeitet wird.

Zur Erinnerung: Was ist Morphin? 

Morphin ist ein zentralwirksames starkes Analgetikum. Es schmeckt bitter und wird nach oraler Gabe schnell resorbiert. Die maximale Wirkung ist nach oraler Applikation nach 30 bis 90 Minuten erreicht. 

Morphin verteilt sich schnell im Gewebe und überwindet die Blut-Hirn-Schranke, es passiert die Plazenta und geht in die Muttermilch über. 

Mohnsamen sind reich an Mineralstoffen, Spurenelementen, Eiweißen und Omega-6- Fettsäuren. Sie haben aber auch einen hohen Energiegehalt. 

Durch die Zugabe von Zucker, Honig, Butter, Milch und weiteren süßen Zusätzen wie Kandis oder Trockenfrüchten werden mohnhaltige Gerichte zum Teil sehr kalorienreich. Der Energiegehalt sollte deshalb im Ernährungsplan entsprechend beachtet werden. 

Bei Verzehr von Mohn sind Nebenwirkungen selten

In der Vergangenheit sind Rauschzustände und Nebenwirkungen nach Verzehr von mohnhaltigen Gerichten und Gebäck beschrieben worden. Dies veranlasste Überwachungsbehörden zur stärkeren Überprüfung des Morphingehaltes der Mohnsamen und zur Festlegung eines Richtwertes, der nicht überschritten werden sollte. 

Inzwischen wurden Waren mit überhöhten Morphingehalten in Deutschland vom Markt genommen. Verbraucherzentralen raten vorsichtshalber dazu, ungewaschene und nicht erhitzte Mohnsamen nicht zu verzehren. Schwangere und Stillende müssen nicht auf Mohnspeisen verzichten, sollen allerdings keine größeren Mengen von mohnhaltigen Speisen verzehren.  

Eine Rauschwirkung nach Genuss von gebackenen oder gekochten Mohnspeisen ist nicht zu erwarten, wenn der Samen vorschriftsmäßig angebaut und entsprechend verarbeitet wurde. 

Der Morphingehalt der in der Küche eingesetzten Mohnsamen kann auch bei der Zubereitung durch Waschen, Hitze oder Mahlen weiter reduziert werden. Um mögliche Nebenwirkungen zu vermeiden, sollte grundsätzlich angestrebt werden, nur morphinreduzierten Mohn von einem anerkannten Erzeuger zu verwenden. Quellen:
https://www.gtfch.org/cms/images/stories/media/tb/tb2007/s534-541.pdf
https://www.bfarm.de/DE/Bundesopiumstelle/News/Betaeubungsmittel/Anbau_Schlafmohn_2023.html
https://www.oekoplant-ev.de/wp-content/uploads/2021/11/1Speisemohn-Flyer-2-Webansicht.pdf
 

Mohnsamen auf einen Blick:

  • Mohnsamen sind reich an Ballaststoffen und wertvollen Nährstoffen.
  • Sie sind von Natur aus morphinfrei, können aber Verunreinigungen mit Morphin aufweisen.
  • Der Morphingehalt lässt sich durch Waschen, Mahlen und Erhitzen deutlich reduzieren.
  • Der Anbau des Schlafmohns bedarf einer Erlaubnis nach BtM-Gesetz.
  • Eine Rauschwirkung durch Genuss von mohnhaltigen Speisen ist nicht zu befürchten.