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BfR warnt vor hochkonzen­triertem Koffeinpulver

Dosierlöffel mit weißem Pulver
Reines Koffeinpulver kann zwar die Leistungsfähigkeit steigern, wird es allerdings überdosiert, kann es sogar tödlich wirken. | Bild: progressman / AdobeStock 

Koffeinhaltige Pulver sind in Form von Nahrungsergänzungsmitteln (NEM) über das Internet oder im Handel vor Ort freiverkäuflich erhältlich. Häufig nehmen Sportler solche Produkte als „Pre-Workout“ zur Leistungssteigerung ein. Hierbei ist jedoch Vorsicht geboten!  

In manchen Online-Shops sind Produkte mit reinem oder hochkonzentriertem Koffeinpulver erhältlich. Aus Sicht des Bundesinstituts für Risikobewertung (BfR)Quelle: BfR-Mitteilung 46/2024: "Hochkonzentriertes Koffein-Pulver kann bereits in
geringen Mengen schwere Vergiftungen
hervorrufen", Stand: 15.10.2024
 
 ist bei diesen Pulvern die Gefahr einer versehentlichen Überdosierung hoch. Bereits sehr geringe Mengen des Koffeinpulvers können zu erheblichen gesundheitlichen Beeinträchtigungen führen.

Ein bis zwei Teelöffel Koffein können tödlich sein

Die Wirkung von hochkonzentriertem Koffeinpulver wird von den Verbrauchern leicht unterschätzt. Denn: Die Wirkung von Koffeinpulver ist nicht vergleichbar mit derselben Menge an Kaffeepulver oder einem anderen koffeinhaltigen Lebensmittel. Die gleiche Menge reinen Koffeins hat eine immens höhere Wirkkraft. Durch die freiverkäuflichen hochkonzentrierten Pulver-Produkte können so versehentlich sehr hohe Dosen Koffein eingenommen werden.  

Zwar können geringe Mengen Koffein positive Wirkungen haben, wie etwa eine erhöhte Achtsamkeit und Leistungsfähigkeit. Jedoch können zu hohe Dosen gesundheitliche Beeinträchtigungen auslösen – die Folge sind starke Unruhe, Übelkeit, erhöhter Blutdruck, Herzrasen sowie Herzrhythmusstörungen.  

Die Einnahme von etwa 5 bis 10 g pures Koffein – entspricht etwa ein bis zwei Teelöffeln – kann sogar lebensgefährlich sein.

Empfehlung: Nicht mehr als 0,4 g Koffein pro Tag

Die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) empfiehlt für gesunde Erwachsene nicht mehr als 0,2 g Koffein als Einzeldosis. Über den Tag verteilt gelten 0,4 g als gesundheitlich unbedenklich, für schwangere und stillende Frauen sind es 0,2 g.

Gut zu wissen: Sind Koffeintabletten unbedenklich?

Neben Kaffee, schwarzem Tee, Energydrinks und Co. werden auch Koffeintabletten (z. B. Coffeinum® N 0,2 g Tabletten) verwendet, um Ermüdungserscheinungen entgegenzuwirken und die Leistungsfähigkeit zu steigern. Die Einzeldosis liegt bei ½–1 Tablette, pro Tag dürfen maximal 1–2 Tabletten eingenommen werden.

Koffeinpulver lässt sich nicht sicher dosieren

Bei einem reinen Koffeinpulver ist die Menge an Pulver gleich der Menge an Koffein: In 0,2 g Pulver sind also 0,2 g Koffein enthalten. Diese Menge entspricht etwa einer Messerspitze.  

Zwar sind die im Handel erhältlichen Pulver-Produkte in der Regel mit der empfohlenen Verzehrmenge versehen (z. B. 0,2 g als Einzeldosis), jedoch können die Dosen mit herkömmlichen Küchenwaagen nicht genau abgewogen werden – meist messen diese erst ab 1 g relativ genau. Auch mit den beigefügten Dosierlöffeln ist die Pulvermenge nur ungenau abzumessen.

So wirkt Koffein auf den Körper – als Kaffee und in purer Form

Koffein wirkt von Mensch zu Mensch unterschiedlich und ist abhängig von der individuellen Empfindlichkeit und der Gewöhnung an die Substanz. Bei einem hohen Kaffeekonsum können unerwünschte Wirkungen wie z. B. Unruhe, Zittern oder Herzrasen auftreten.  

Als potenziell akut tödliche Dosis gelten bei erwachsenen Menschen 5 bis 10 g Koffein. Eine Tasse Kaffee (200 Milliliter) enthält etwa 0,09 g Koffein. Um 5 g Koffein über Kaffee als Getränk aufzunehmen, müssten also rund zehn Liter Kaffee getrunken werden. Somit ist bei einem üblichen Kaffeekonsum bei gesunden Erwachsenen keine Koffeinvergiftung zu erwarten.

Anders sieht das bei hochkonzentrierten oder puren Koffeinpulvern aus: Bereits ein bis zwei Teelöffel Pulver enthalten etwa 5 bis 10 g Koffein – die potenziell akut tödliche Dosis. Schwere oder gar tödliche Vergiftungen mit hochkonzentrierten Koffeinpulvern sind also möglich.

Todesfall in Deutschland durch Koffeinvergiftung

In Deutschland sind seltene Fälle einer schweren akuten Koffeinvergiftung bereits beschrieben. Jüngst verstarb eine junge Frau, die ohne Kenntnis der Dosierungsempfehlung versehentlich zwei Teelöffel hochkonzentriertes Koffeinpulver (etwa 9 g) eingenommen hatte, trotz intensivmedizinischer Behandlung. Auch in anderen Ländern sind vergleichbare Fälle beschrieben.

Gut zu wissen: Koffeinpulver sind Lebensmittel ohne Zulassung

Koffeinpulver, die als Nahrungsergänzungsmittel (NEM) angeboten werden, zählen als Lebensmittel und sind freiverkäuflich erhältlich. Sie durchlaufen kein Zulassungsverfahren und werden auch nicht auf Sicherheit oder Wirksamkeit geprüft, bevor sie in den Handel gelangen.  

Laut der Nahrungsergänzungsmittelverordnung (NemV) müssen diese Produkte

  • Angaben über die empfohlene tägliche Verzehrmenge sowie
  • einen Warnhinweis tragen, dass diese Menge nicht überschritten werden darf.

Die Verantwortung für die Sicherheit der Produkte und die Einhaltung der lebensmittelrechtlichen Bestimmungen tragen Hersteller und Vertreiber. Die Überwachung der Produkte auf dem Markt ist Aufgabe der Lebensmittelüberwachungsbehörden der Bundesländer.