Migräne: Frauen häufiger betroffen als Männer
Migräneanfälle sind vor allem durch starke, pochende Schmerzen, die meist nur auf einer Seite des Kopfes auftreten, gekennzeichnet. Häufig kommen weitere Symptome wie Lärm-, Licht- und Geruchsempfindlichkeit, Appetitlosigkeit, Übelkeit und Erbrechen hinzu.
Frauen leiden dreimal häufiger an Migräne als Männer: Im Jahr 2022 erhielten rund 55 Frauen je 1.000 Einwohnerinnen und 16 Männer je 1.000 Einwohner eine entsprechende Diagnose. Ein Jahr zuvor waren es rund 56 je 1.000 Einwohnerinnen und 16 je 1.000 Einwohner. Das geht aus einer bundesweiten Auswertung des Barmer Instituts für Gesundheitssystemforschung (bifg) hervor.
Migräne besonders häufig in Thüringen und Mecklenburg-Vorpommern
Laut Daten der Barmer wird Migräne vor allem in Thüringen diagnostiziert. Dort leiden rund 40 Menschen je 1.000 Einwohnerinnen und Einwohner an Migräne, gefolgt von Mecklenburg-Vorpommern mit etwa 39 je 1.000 Personen und Sachsen-Anhalt mit etwa 38 je 1.000 Personen.
„Rein medizinisch sind die regionalen Unterschiede bei der Häufigkeit von Migräne nicht erklärbar“, sagt Prof. Dr. med. Christoph Straub, Vorstandsvorsitzender der Barmer. Möglicherweise spielen unterschiedliche Altersstrukturen oder verschiedene Versorgungsmuster eine Rolle. Um den regionalen Besonderheiten auf den Grund zu gehen, braucht es weitere Untersuchungen.
Migräne abhängig von Alter
Der Barmer-Analyse zufolge kommt Migräne bei Personen sämtlicher Einkommensschichten vor, insbesondere aber im mittleren Alter von 40 bis 59 Jahren. Chronischer Schmerz hingegen betrifft vor allem Menschen in den unteren Einkommensschichten ab dem 70. Lebensjahr.
Gut zu wissen: Akute vs. chronische Schmerzen
Akute Schmerzen dienen dazu, den Körper zu schützen. So reagieren wir beispielsweise reflexartig und bringen uns oder das betroffene Körperteil aus der Gefahrenzone (z. B. beim Anfassen einer heißen Herdplatte). Auch bei Schnittverletzungen oder Organproblemen wie einer Blinddarm- oder Zahnentzündung hilft der Schmerz, eine „Störung“ überhaupt erst zu bemerken.
Im Unterschied zu akuten Schmerzen sind chronische Schmerzen kein Alarmsignal mehr, das auf eine Verletzung oder Erkrankung des Körpers hindeutet. Stattdessen stellt das chronische Schmerzsyndrom eine eigenständige Krankheit dar (z. B. Rücken-, Kopf-, Gelenkschmerzen, Fibromyalgie). Je nach Definition spricht man von chronischem Schmerz, wenn die Symptomatik länger als drei bis zwölf Monate besteht.
Auch bei Migräne kann von chronischen Schmerzen die Rede sein: Treten an 15 oder mehr Tagen im Monat Kopfschmerzen auf, von denen mindestens acht Tage die Kriterien einer Migräneattacke erfüllen, spricht man von chronischer Migräne.
Was kann einen Migräneanfall auslösen?
Die genauen Ursachen einer Migräne sind nicht vollständig geklärt: Neben genetischer Veranlagung können auch bestimmte chemische Entzündungsprozesse eine Migräneattacke auslösen.
Ebenfalls können
- Stress,
- hormonelle Schwankungen während der Menstruation,
- unregelmäßiger bzw. schlechter Schlaf,
- unzureichende Ess- oder Trinkmengen,
- Wetterumschwünge bzw. Wetterfühligkeit sowie
- Geruchs- und Lärmbelästigungen
Auslöser einer Migräneattacke sein.
„Migräne hat viele Facetten. Deshalb ist es wichtig, dass vor allem Betroffene mit Risikofaktoren für eine Chronifizierung eine multimodale Therapie bekommen. Eine solche individuelle Behandlung lässt sich auch berufsbegleitend durchführen und so gut in den Alltag integrieren“, sagt Barmer-Chef Straub.
Migräne vorbeugen durch Ausdauersport
Vor der dauerhaften Einnahme von Schmerzmitteln sollten Betroffene unbedingt einen Arztbesuch wahrnehmen.
Präventive Maßnahmen wie Entspannungstraining, progressive Muskelentspannung sowie Ausdauersport sind empfehlenswert. Zwar kann Prävention nicht den nächsten Migräneanfall verhindern, aber die Häufigkeit, Intensität und Dauer erheblich verringern.
Gut zu wissen: Schmerzmittel können chronischen Kopfschmerz verursachen
Wer regelmäßig unkritisch Schmerz- oder Migränemittel einnimmt, läuft Gefahr, in einen Teufelskreis zu geraten: Es kann ein chronischer, medikamenteninduzierter Kopfschmerz (medication-overuse headache, kurz: MOH) entstehen, der zur Bekämpfung eine immer häufigere Einnahme von immer höheren Wirkdosen erforderlich macht.
Wer an mehr als zehn Tagen im Monat und an mehr als drei Tagen hintereinander Schmerz- oder Migränemittel einnimmt, sollte diesen Konsum kritisch hinterfragen und ärztlichen Rat einholen.
Quellen:
- https://www.barmer.de/presse/presseinformationen/pressearchiv/barmer-analyse-zur-migraene-frauen-ueberproportional-betroffen-1272214#:~:text=Juni%202024%20%E2%80%93%20Frauen%20leiden%20dreimal,1.000%20Einwohner%20eine%20entsprechende%20Diagnose.
- https://www.aerztezeitung.de/Politik/BARMER-Frauen-dreimal-haeufiger-von-Migraene-betroffen-als-Maenner-450849.html