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Zum Europäischen Kopfschmerz- und Migräne-Tag am 12. September: Geruchsüberempfind­lichkeit bei schwerer Migräne

Gerüche können einen Migräneanfall auslösen. Manche Migränepatienten leiden sogar an einer permanenten Geruchsüberempfindlichkeit. | Bild: 9nong / AdobeStock

Viele Migränepatienten kennen es: Bestimmte, individuell unterschiedliche Trigger lösen einen Migräneanfall aus. Häufig handelt es sich dabei um sensorische Reize wie Licht und Geräusche. Aber auch Gerüche gehören dazu. Nun stellten Wissenschaftler in einer aktuellen Studie fest, dass bei manchen Patienten eine permanente Geruchsüberempfindlichkeit vorliegt – auch zwischen den Migräneattacken. 

Parfüm, Zigarettenrauch und Essensduft oft belastend

Die Studie, für die 113 Migränepatienten (99 weiblich, 14 männlich) befragt wurden, ergab, dass insbesondere Personen mit schwerer und langjähriger Migräne häufig (über 30 Prozent) von einer dauerhaften Geruchsüberempfindlichkeit betroffen sind. Bei Migräneformen mit Aura tritt die Überempfindlichkeit gegenüber Gerüchen – auch als Osmophobie bezeichnet – doppelt so häufig auf wie bei Formen ohne Aura.  

Süßes Parfüm, Essensgerüche und Zigarettenrauch nannten die Studienteilnehmer besonders häufig als belastend. Aber auch Abgase, abgestandene Raumluft, Blumenduft sowie Lack- und Gasgeruch wurden erwähnt.  

Gerüche aktivieren Trigeminusnerv

Den Studienautoren zufolge sind diese Ergebnisse ein weiterer Beweis dafür, wie eng Migräne und Geruchssinn miteinander in Beziehung stehen. Experten gehen davon aus, dass die unangenehmen Gerüche nicht nur den Riechnerv aktivieren, sondern auch den Trigeminusnerv. Dieser ist für die Schmerzwahrnehmung am Kopf verantwortlich. 

Geruchsdesensibilisierung als Therapie für Migräniker

Da Migränepatienten vielen der für sie unangenehmen Gerüche im Alltag kaum ausweichen können, setzt die Forschung auf eine andere Strategie: eine Desensibilisierung. Dieser Ansatz wird derzeit in der Kopfschmerzambulanz am Universitätsklinikum Dresden getestet. Dort trainierten Versuchspersonen ihren Geruchssinn zum Beispiel regelmäßig mit Rosen- und Zitronendüften. Immerhin konnte auf diese Weise die Schmerzwahrnehmungsschwelle erhöht werden. Die Betroffenen waren also weniger empfindlich für Schmerzreize. Quellen: Deutsche Migräne- und Kopfschmerzgesellschaft e.V. (DMKG); The Journal of Headache and Pain, online 15 July 2022 (https://doi.org/10.1186/s10194-022-01451-7); Deutsche Gesellschaft für Neurologie e.V. (DGN); dpa 

Gut zu wissen: Sechs Fakten zu Migräne

Am 12. September steht die Migräne besonders im Blickpunkt. An diesem Datum findet alljährlich der Europäische Kopfschmerz- und Migränetag statt.  

  1. Ungefähr 20 Prozent der Frauen und acht Prozent der Männer leiden Angaben zufolge unter Migräne.
  2. Die Migräne hat große sozioökonomische Bedeutung: Bei Berufstätigen unter 50 Jahren (vor allem Frauen) ist sie weltweit die führende Ursache für Arbeitsausfälle und Krankschreibungen. Allein in Deutschland werden die Kosten von durch Migräne bedingter Arbeitsunfähigkeit auf 3,1 Milliarden pro Jahr beziffert.
  3. Gemessen an der Kopfschmerzhäufigkeit unterscheidet man bei der Migräne einen episodischen Verlauf (an weniger als 15 Tagen pro Monat migräneartige Kopfschmerzen) und einen chronischen Verlauf (an mindestens 15 Tagen pro Monat Kopfschmerzen, die in der Mehrzahl migränetypisch sind).
  4. Zur Akutbehandlung der Migräne stehen neben NSAR und ASS vor allem Triptane zur Verfügung, evtl. kombiniert mit Antiemetika. Um Häufigkeit, Stärke oder Dauer der Attacken zu reduzieren, kann eine Migräneprophylaxe erfolgen, etwa mit Betablockern, Topiramat, Flunarizin, Amitriptylin, Botulinumtoxin oder den neuen monoklonalen Antikörpern gegen das stark gefäßerweiternd wirkende Calcitonin gene-related peptide (CGRP-Antikörper).
  5. Betroffene sollte man darüber aufklären, dass gerade Kopfschmerzmedikamente bei zu häufiger und zu langer Einnahme (an mehr als 10 Tagen/Monat über mindestens drei Monate) chronische Kopfschmerzen verursachen können.
  6. Begleitend zur medikamentösen Migräneprophylaxe sollten auch nichtmedikamentöse Maßnahmen erfolgen (z. B. Entspannungsverfahren, Biofeedback).