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Steigender Import von medizinischen Cannabisblüten

Dose mit Cannabisblüten; einzelne Blüten liegen im aufgeschraubten Deckel
Seit der Teillegalisierung ist die Nachfrage nach medizinischem Cannabis gestiegen, wovon auch die Unternehmen in der Branche profitieren. | Bild: IMAGO / Torsten Leukert

Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) hat aktuelle Zahlen zu den Einfuhrmengen von medizinischem Cannabis veröffentlicht. Demnach wurden im zweiten Quartal 11,7 Tonnen getrocknete Cannabisblüten für die medizinische Nutzung importiert. Damit stieg die Einfuhrmenge gegenüber dem ersten Quartal (8,1 Tonnen) um fast 40 Prozent.

2023 wurden rund 32,5 Tonnen Cannabisblüten aus 24 Staaten nach Deutschland importiert. Im ersten Halbjahr 2024 waren es bereits 19,8 Tonnen aus 15 verschiedenen Staaten. Die größten Mengen stammen aus Kanada (11,1 Tonnen), Portugal (3,5 Tonnen) und Dänemark (1,6 Tonnen).

Gesteigerte Nachfrage nach Cannabis-Blüten bei Selbstzahlern

Verantwortlich für den deutlichen Anstieg der Importe ist die gestiegene Nachfrage infolge der Teillegalisierung von Genusscannabis im April. Seitdem ist insbesondere bei den Selbstzahlern ein starker Anstieg der Verschreibungen zu verzeichnen. 

Nach Aussage des Verbandes der Cannabis versorgenden Apotheken liegt deren Anteil bei den eingelösten Cannabisverordnungen derzeit bei 80 Prozent. Im Gegensatz zu den kassenfinanzierten Cannabisrezepten, bei denen hauptsächlich Cannabisextrakte und Fertigarzneimittel abgegeben werden, fragen die Selbstzahler vor allem Cannabisblüten nach.

Die Deutsche Pharmazeutische Gesellschaft warnte im Juli davor, dass Medizinalcannabis seit der Teillegalisierung verstärkt zu Genusszwecken genutzt wird. Die Mehrheit der Selbstzahler bezieht ihre Rezepte über Telemedizinplattformen, deren Geschäftspraktiken von vielen Experten kritisiert werden.

Missbrauch von Cannabis zu Genusszwecken

Studienergebnisse legen nahe, dass schon vor der Teillegalisierung ein erheblicher Teil der verschriebenen Cannabisblüten nicht für medizinische Zwecke genutzt wurde. Darauf wiesen Peter Cremer-Schaeffer und Solveig Langer im Mai dieses Jahres im Deutschen Ärzteblatt hin. 

Sie hatten Daten zur Verschreibung von Cannabis aus dem Jahr 2021 untersucht. Demnach war der Anteil der Selbstzahler vor allem in den Altersgruppen der 20- bis 40-Jährigen besonders hoch, bei den Älteren überwog der Anteil der Kassenrezepte.

„Der hohe Männeranteil (87,7 %) und das geringe Durchschnittsalter (36 Jahre), bei alleiniger Betrachtung der Verordnungen auf Privatrezepten, lässt es möglich erscheinen, dass eine Versorgung mit Cannabisblüten erfolgt, die der Gesetzgeber so nicht bezweckt hat.“