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Welche Sportarten helfen bei Depressionen?

Brünette Frau hebt zwei Gewichte
Krafttraining, Yoga und Joggen scheinen bei Depressionen wirksam zu sein. | Bild: NDABCREATIVITY / AdobeStock

Regelmäßige sportliche Betätigung hat zahlreiche positive Effekte auf unseren Körper: So bleiben unter anderem Muskeln und Knochen gesund, das Herz-Kreislauf-System wird trainiert und ein erhöhter Puls sowie eine stärkere Durchblutung wirken sich günstig auf die Gehirn-Gesundheit aus. Es werden u. a. Botenstoffe ausgeschüttet, die die Regeneration der Nervenzellen unterstützen.

Doch Sport kann ganz allgemein gesprochen auch die Stimmung verbessern und für mehr Antrieb sorgen. Es ist bekannt, dass Sport wie ein Antidepressivum wirken, Symptome lindern und das Wohlbefinden steigern kann.  

Bewegung als Therapiemaßnahme unterschätzt

In der Behandlung von Depressionen wird körperliches Training jedoch meist nur als zusätzliche Hilfsmaßnahme eingesetzt und hat noch nicht den Stellenwert anderer therapeutischer Mittel.  

Sowohl in der deutschen als auch in internationalen Leitlinien wird Bewegung ergänzend zu klassischen Behandlungen von Depressionen empfohlen. Allerdings unterscheiden sich die Empfehlungen in der Art und Dosierung des Trainings.

Sport zur Behandlung schwerer Depressionen?

Ein Forscherteam erstellte nun eine Metaanalyse mit dem Ziel, im Vergleich zu Kontrollinterventionen wie Antidepressiva und Psychotherapie die optimale Trainingsart und -dosis für die Behandlung schwerer depressiver Störungen zu identifizieren.  

Die Qualität der Evidenz für jede Sportart wurde mithilfe des Online-Tools „Confidence in Network Meta-Analysis“ (CINeMA) bewertet, das Verzerrungen, Ungenauigkeiten, Heterogenität und Inkohärenz berücksichtigt.

In der Metaanalyse wurden 218 Studien mit 14.170 Teilnehmenden berücksichtigt. Verglichen mit den Kontrollinterventionen stellten die Forschenden eine moderate Besserung der Depression fest, wenn eine der folgenden Sportarten ausgeübt wurde:

  • Gehen oder Joggen (n = 1.210)
  • Yoga (n = 1.047),
  • Krafttraining (n = 643),
  • Ausdauerübungen (n = 1.286) und
  • Tai Chi oder Qigong (n = 343).

Die Wirkung der ausgeübten Sportart schien proportional mit der ausgeführten Intensität zusammenzuhängen: Je intensiver das Training ausfiel, desto stärker der Effekt. Krafttraining und Yoga wurden laut den Studienautoren am besten angenommen.

Datenlage zur Bewertung sehr gering

Die Studienautoren schränken ihre Ergebnisse jedoch auch ein. Zwar schienen die Hauptergebnisse robust gegen einen Publikationsbias zu sein, aber nur eine der 218 Studien erfüllte die Cochrane-Kriterien für ein geringes Verzerrungsrisiko.  

Demnach war die mithilfe des CINeMA-Tools bewertete Qualität der Evidenz für Gehen und Joggen gering und für die anderen Sportarten sehr gering. Um Erwartungseffekte abzumildern, könnten zukünftige Studien verblindet werden, schlagen die Autoren vor.

Körperliche Bewegung bei Depression hilfreich

Dennoch sind die Forschenden überzeugt: „Sport ist eine wirksame Behandlungsmethode für Depressionen, wobei Gehen oder Joggen, Yoga und Krafttraining am effektivsten sind, vor allem wenn sie intensiv ausgeübt werden.“ Die Daten deuten darauf hin, dass körperliche Bewegung für Menschen mit und ohne Komorbiditäten und mit unterschiedlich stark ausgeprägten Depressionen gleichermaßen wirksam ist. Quellen:
https://www.bmj.com/content/384/bmj-2023-075847
https://www.rki.de/DE/Content/Service/Sozialberatung/BGBL_Krprl_Akt_psych_Gesund.pdf