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Vom Markt genommen: Ferro-Sanol-Tropfen: Welche Alternativen gibt es?

Frühgeborenes liegt auf der Brust der Mutte in eine Decke eingewickelt
Für Frühgeborene unter zwei Jahren stehen die Ferrum Hausmann Tropfen zur Eisensubstitution zur Verfügung. | Bild: Tobilander / AdoebStock

Bereits 2018 kam es bei den Ferro Sanol Tropfen zu Lieferengpässen. Nun wurde die Produktion der Ferro Sanol 30 mg/ml Tropfen kürzlich eingestellt. Darüber informiert die UCB Pharma GmbH in einem Schreiben und rät dazu, eine alternative Therapie anzustreben. 

Doch welche Präparate kommen – vor allem für Früh- und Neugeborene – infrage? Und wann brauchen Säuglinge überhaupt eine Eisensupplementation?

Ferrum Hausmann Tropfen als Alternative für Frühgeborene unter 2 kg

Im Jahr 2018 nannte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) Ferrum Hausmann Tropfen von Vifor als Alternative. Diese Eisen-Tropfen sind auch derzeit noch in der Lauer-Taxe als apothekenpflichtiges Arzneimittel mit Dosierungshinweisen für Frühgeborene und Säuglinge gelistet. 

Die Tropfen sind indiziert bei Eisenmangelzuständen. Ein Milliliter (bzw. 20 Tropfen) enthält Eisencarboxymaltose, die 50 mg Eisen(III)-Ion entspricht. Säuglinge (< 15 kg) und Frühgeborene sollen 1 bis 2 Tropfen pro kg Körpergewicht täglich erhalten (2,5 bis 5 mg Eisen pro kg Körpergewicht).

Zur Erinnerung: Ab wann spricht man von Frühchen?

Eine Schwangerschaft dauert in der Regel 38 bis 42 Wochen. Säuglinge, die vor Vollendung der 37. Schwangerschaftswoche zur Welt kommen, werden als Frühgeborene bzw. Frühchen bezeichnet. Der Großteil von ihnen wiegt bei der Geburt weniger als 2.500 Gramm.  

Frühchen können nur bedingt selbstständig atmen, trinken bzw. ihre Körpertemperatur regulieren. Daher müssen sie nach der Geburt häufig auf einer Frühgeborenenstation in einem Inkubator (Brutkasten) intensivmedizinisch versorgt werden. /vs

Ferro Sanol, Ferrum Hausmann Sirup & Floradix Eisen Lösung

Ferro Sanol Tropfen enthalten hingegen in 1 ml (bzw. 20 Tropfen) 170 mg Eisen(II)-glycin-sulfat-Komplex, was 30 mg Eisen-(II)-Ion entspricht. Sie sind bei Neugeborenen und Säuglingen mit einem Körpergewicht ≤ 2 kg kontraindiziert

Die Ferrum Hausmann Tropfen dürften also ohnehin schon – auch vor der Marktrücknahme von Ferro Sanol Tropfen – bei Frühgeborenen unter 2 kg zum Einsatz gekommen sein.

Da beispielsweise der Sirup von Ferrum Hausmann erst ab einem Körpergewicht von 10 kg empfohlen wird und Floradix mit Eisen Lösung zum Einnehmen erst ab einem Alter von sechs Jahren indiziert ist, bleiben neben den Ferrum Hausmann Tropfen von Vifor für Früh- und Neugeborene bzw. Säuglinge keine weiteren Eisenpräparate als Alternativen im Handel.

Wann brauchen Säuglinge eine Eisensubstitution?

Erst kürzlich berichtete die „Ärzte Zeitung“Ärztezeitung: "Studie bestätigt: Eisensupplementation bei Stillkindern wohl mit begrenztem Nutzen" , dass in den USA gegen Ende der Stillzeit für Säuglinge eine Routineempfehlung zur Nahrungsergänzung mit Eisen gilt. 

Die Europäische Gesellschaft für Pädiatrische Gastroenterologie, Hepatologie und Ernährung (ESPGHAN) meint jedoch, dass eine generelle Eisensupplementation in diesem Alter nicht nötig ist. Eine aktuelle Studie JAMA Network: "Effect of Low-Dose Iron Supplementation on Early Development in Breastfed Infants"  unterstreiche den Standpunkt der ESPGHAN. 

Eisen-Prophylaxe für Frühgeborene ab der 8. Lebenswoche

Laut der aktuell gültigen deutschen S1-Leitlinie zur Eisenmangelanämie entwickelt sich eine alimentäre Eisenmangelanämie bei Reifgeborenen meist jenseits des 6. bis 12. Lebensmonats – bei Frühgeborenen auch eher.  

Frühgeborene – insbesondere mit Geburtsgewicht < 2.500 g – sollen deshalb ab der 8. Lebenswoche bis zum 12. bis 15. Lebensmonat eine Eisen-Prophylaxe mit 2 bis 2,5 mg/kg und Tag erhalten. „Eine frühere Eisensubstitution wird wegen der noch nicht ausgereiften intestinalen Regulation der Eisenaufnahme nicht empfohlen“, heißt es.  

Bei nicht frühgeborenen Kindern sei eine prophylaktische Eisengabe nicht nur unnötig, sondern sogar kontraindiziert, da diese nachteilige Effekte auf das Wachstum haben könne.