Aktuelles
4 min merken gemerkt Artikel drucken

Was ist eigentlich das Boreout-Syndrom?

Gelangweilte Frau am Schreibtisch
Anhaltende Unterforderung kann genauso der Gesundheit schaden wie Überforderung. | Bild: Wasana / AdobeStock

Langeweile hat vermutlich jeder Mensch schon einmal erlebt. Sie ist ein komplexes Gefühl und tritt in der Regel dann auf, wenn uns die gegenwärtige Situation oder Tätigkeit nicht wirklich erfüllt. Langeweile kann ein Impuls für Veränderungen sein und im gewissen Maße guttun.  

Studien haben jedoch gezeigt, dass sich länger anhaltende Langeweile schädlich auf das körperliche und psychische Wohlbefinden auswirken kann. Ein Beispiel hierfür ist das Boreout-Syndrom.

Boreout: Wenn Unterforderung krank macht

Von dem Begriff „Burnout“ haben vermutlich schon viele gehört: Betroffene leiden an anhaltender Überlastung und Überforderung, die häufig im Berufsleben oder durch außerberufliche Belastungen – bzw. eine Kombination davon – hervorgerufen wird. Dies äußert sich in zahlreichen psychischen und physischen Symptomen.

„Boreout“ beschreibt im Grunde das Gegenteil: Betroffene leiden an anhaltender Unterforderung und Langweile (meist am Arbeitsplatz). Die Symptome sind mitunter ähnlich zu denen des Burnout-Syndroms.  

Gut zu wissen: Symptome des Boreout-Syndroms

Andauernde Unterforderung kann unter anderem zu

  • körperlicher und/oder psychischer Erschöpfung,
  • Müdigkeit,
  • Schlafstörungen,
  • Gereiztheit,
  • Lustlosigkeit,
  • Depression,
  • Tinnitus und
  • Magenbeschwerden führen.

Meist entwickeln sich die Symptome schleichend, weshalb sie von Betroffenen zunächst nicht wahrgenommen werden, oder es wird ihnen nicht genügend Beachtung geschenkt.

Wie entsteht das Boreout-Syndrom?

Häufig werden Langeweile und Lustlosigkeit am Arbeitsplatz darauf zurückgeführt, dass sich die betroffene Person schlicht zu wenig engagiert. Sie müsse sich nur mehr anstrengen, dann würde die Langeweile verfliegen. 

Aufgrund dieser Annahme zögern jedoch viele Betroffene, ihre Unterforderung bei den Vorgesetzten anzusprechen, um gemeinsam nach Lösungen zu suchen.  

Grundsätzlich kann das Boreout-Syndrom jeden Mitarbeitenden treffen, egal ob dieser eine Führungsposition einnimmt oder nicht. Unterforderung kann zum Beispiel auftreten bei

  • Mangel an (neuen) Herausforderungen,
  • ungenutzten Fähigkeiten,
  • zu geringem Arbeitspensum,
  • fehlendem Sinn der Tätigkeit.

Diese Punkte führen nicht zwangsläufig zum Boreout-Syndrom, begünstigen jedoch seine Entstehung stark – insbesondere dann, wenn sie über einen längeren Zeitraum bestehen.

Boreout-Syndrom noch keine anerkannte Erkrankung

Im Jahr 2022 hat die Weltgesundheitsorganisation das Burnout-Syndrom in den Katalog der Internationalen Klassifikation der Krankheiten (ICD) aufgenommen. Das Boreout-Syndrom ist dagegen derzeit noch nicht als eigenständige Erkrankung anerkannt. Infolgedessen gibt es dafür auch noch keine Diagnose im ICD.

Wer jedoch vermutet, er könnte an einem Boreout leiden, kann dies in einem ersten Schritt anhand weniger Fragen überprüfen. Die Fragen finden sich auf den Webseiten der Techniker Krankenkasse und der AOK.

Wenn man seine Aufgaben langsamer abarbeitet als nötig, um mehr Zeit verstreichen zu lassen, oder zunehmend auch Privates während der Arbeitszeit erledigt sowie häufig vorgibt, viel beschäftigt zu sein, obwohl man dies nicht ist, könnte das laut den Krankenkassen ein Hinweis auf das Boreout-Syndrom sein. Hinzu kommen Erschöpfungssymptome nach der Arbeit, obwohl der Tag selbst nicht stressig war.

Wege aus dem Boreout: neue berufliche Herausforderungen

Wenn die Symptome des Boreout-Syndroms bereits über einen längeren Zeitraum anhalten, sollte ihre Schwere ärztlich abgeklärt werden. In einem frühen Stadium hilft es dann meist, wenn Betroffene sich neue berufliche Herausforderungen suchen.  

Das muss nicht zwangsläufig mit einem Job- oder Arbeitgeberwechsel einhergehen. Experten empfehlen, das Gespräch mit den Vorgesetzten zu suchen und die Problematik offen anzusprechen. Wenn dies nicht zu hilfreichen Veränderungen führt, sollte ein Jobwechsel in Betracht gezogen werden.

Ist das Boreout-Syndrom schon weiter fortgeschritten und wiegen die Symptome schwerer, kann eine Psychotherapie notwendig sein. Diese kann dabei helfen, die Sinnhaftigkeit im eigenen Tun wiederzufinden und daraus neue Motivation und Perspektiven zu schöpfen. In der Folge können sich schließlich auch körperliche Symptome bessern. Quellen: TK, AOK, oberbergkliniken.de 

Das Boreout-Syndrom in Kürze:

  • Betroffene leiden an anhaltender Unterforderung am Arbeitsplatz.
  • Symptome ähneln dem Burnout-Syndrom mit u. a. Erschöpfung, Depression, Schlafstörungen und Magenbeschwerden.
  • derzeit noch keine anerkannte Erkrankung
  • Kann durch Mangel an Herausforderungen, ungenutzte Fähigkeiten, zu geringem Arbeitspensum u. a. entstehen.
  • Bei Verdacht auf Boreout-Syndrom Gespräch mit Vorgesetzten suchen und/oder Jobwechsel.
  • Im fortgeschrittenen Stadium kann Psychotherapie nötig sein.