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Gefährlicher Beauty-Trend: „Barbie-Droge“: Melanotan für gebräunte Haut

Großaufnahme blonder Barbiepuppe
Gebräunte Haut wird mit Gesundheit und Schönheit assoziiert. Die Barbie dient vielen dabei als Vorbild. | Bild: DAndreev / AdobeStock

Schlank, schön und makellos: Seit dem Filmstart von „Barbie“ im Juli 2023 ist das weibliche Schönheitsideal erneut in aller Munde. Dabei gab es die erste Barbiepuppe bereits 1959. Mit den Jahren hat sich das Aussehen der klassischen Barbie immer weiter einer Vorstellung angepasst, die mit den natürlichen Körperformen einer durchschnittlichen Frau kaum noch etwas gemein hat. 

Dennoch ist das Streben nach einem (vermeintlich) optimalen Körper das Ziel vieler Frauen. Auch in der Apotheke begegnet PTA dies oft: Frauen aus allen Altersgruppen fragen nach schnellen Diätabkürzungen, Bodycremes mit Bräunungseffekt oder einem teuren Wimpernserum, damit der perfekte Wimpernschlag endlich gelingt. 

Beratung zu beliebten Beauty-Trends wichtig

In der Apotheke können Frauen glücklicherweise vollumfänglich beraten werden – sei es zu nachgewiesenen Wirkungen, Kontraindikationen oder passenden Alternativen. Leider werden viele Wirkstoffe, die als angebliche Wundermittel angepriesen werden, illegal über das Internet angeboten, was für Verbraucher sehr gefährlich sein kann. 

Umso wichtiger ist es, Kunden in der Beratung auf mögliche Gefahren im Zusammenhang mit aktuellen Beauty-Trends aufmerksam zu machen. So kursieren wieder neue Anleitungen in den sozialen Medien, wie man einen „Barbie-Look“ erhält.

Perfekte Bräune mit dem Barbie-Trend Melanotan II?

Bereits vor über zehn Jahren warnte das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vor der Anwendung von Melanotan II. Damals vor allem in der Fitnessbranche verbreitet, ist es heute in den sozialen Netzwerken wie TikTok und Instagram wieder häufig im Gespräch. 

Bei Melanotan II handelt es sich um eine Substanz, die das Melanozyten-stimulierende Hormon alpha-MSH chemisch nachbildet. Es führt zu einer gebräunten Haut, erhöht die sexuelle Erregbarkeit und setzt das Hungergefühl herab. 

Melanotan II: starke Nebenwirkungen gefährden Gesundheit

Studien konnten die Lust steigernde und bräunende Wirkung eindeutig nachweisen. Allerdings hat der Wirkstoff keine Zulassung als Arzneimittel erhalten, da es bei der Anwendung zu sehr starken Nebenwirkungen kommt. Dazu zählen sofortige heftige Übelkeit mit Erbrechen und Kopfschmerzen, negative Einflüsse auf das Herz-Kreislauf-System sowie eine verstärkte Bräunung von Muttermalen. 

Melanotan II steht im Verdacht, ein erhöhtes Hautkrebsrisiko zu erzeugen. Dies konnte in Langzeitstudien noch nicht nachgewiesen werden. Allerdings gibt es stichpunktartige Hinweise auf einen Zusammenhang. 

In der Apotheke sollten an Melanotan II Interessierte auf die mit der Anwendung einhergehenden starken Verdauungsprobleme und langfristigen Hautschäden hingewiesen werden. Hinzu kommt, dass die Beschaffung ausschließlich auf illegalem Wege über das Internet möglich ist. So kann nicht ausgeschlossen werden, dass das Produkt eine schlechte Qualität und somit fehlende Unbedenklichkeit aufweist. Angeboten wird Melanotan II als Injektion, Dauerimplantat, Nasenspray oder Kapsel, wobei keine der Darreichungsformen zugelassen ist.

„Barbie-Botox“ für einen schlanken Hals

Ein weiterer Trend aus den sozialen Netzwerken ist „TrapTox“, auch als „Barbie-Botox“ bezeichnet. Dabei wird Botulinumtoxin Typ A in die Nackenmuskulatur injiziert, um einen besonders ästhetisch schlanken Hals zu erzielen. 

Videos, die die Anwendung ohne medizinisches Fachpersonal zeigen, werden auf TikTok oft geklickt und verharmlosen die Durchführung solcher Behandlungen. Eine Beratung bei einem geeigneten Dermatologen sollte in jedem Fall erfolgen. Neben Hygienebedenken sind auch Entzündungen und die falsche oder zu tiefe Injektion in die Muskulatur sehr bedenklich und gefährlich.

Medizin-Influencer als wichtige Vorbilder im Netz

Solange die Menschen einen gesundheitsgefährdenden, teuren Sprint für ein vermeintlich optimiertes Aussehen einem gesunden Marathon mit einer veränderten Lebensweise vorziehen, werden solche Trends und Medikamente immer in irgendeiner Weise hoch im Kurs stehen. 

In der Apotheke haben PTA täglich die Möglichkeit, über Nebenwirkungen und Folgen aufzuklären und die Kunden von der länger anhaltenden, gesünderen Variante zu überzeugen. 

Geeignete Vorbilder hierfür können Mediziner, Pharmazeuten oder Dermatologen sein, die in den sozialen Medien ihr fundiertes Wissen teilen. Hier wird die jüngere Zielgruppe schneller abgeholt und kann evidenzbasierte Informationen und kritische Aussagen besser in ihre Entscheidungen einbeziehen.