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Wie äußert sich Rheuma bei Kindern?

Mädchen hält sich schmerzende Hand
Eine häufige Form von Kinderrheuma ist die juvenile idiopathische Arthritis. | Bild: Krakenimages.com / AdobeStock

Sara springt auf einem Trampolin in ihrem Garten, spreizt in der Luft die Beine zu einem Spagat und ballt ihre Hände wie eine Cheerleaderin zu Fäusten. Die 12-Jährige ist zierlich, trägt eine Brille, hat langes welliges Haar und das Cheerleading ist ihre Leidenschaft. „Ich liebe Sport“, sagt sie. Dass sie so aktiv sein kann, hat sie der modernen Medizin zu verdanken. Denn sie hat Rheuma.

„Als Sara ungefähr sechs Monate alt war, ist sie mir beim Wickeln so komisch abgerutscht und dann hatte sie einen dicken Finger“, erinnert sich Saras Mutter Manizha Wodud. Das sind damals die ersten Rheuma-Anzeichen, doch der Kinderarzt sei nicht sofort darauf gekommen. „Sechs Wochen lang war ihr Finger dick.“ Erst Monate und einige Ärzte später bekommt die Familie die Diagnose: Juvenile idiopathische Arthritis (JIA) – eine Form des Kinderrheumas.

Was ist eigentlich Kinderrheuma?

Kinderrheuma ist eine chronische Autoimmunerkrankung. Das Immunsystem greift also den eigenen Körper an. Das verursacht Entzündungen, meistens an Gelenken, die in Schüben auftreten. Daneben können auch Knochen, Muskeln und Augen betroffen sein. Heilbar ist Rheuma nicht, aber mit gezielten Therapien lassen sich die Symptome oftmals gut behandeln.

„Die JIA macht den Löwenanteil unter den rheumatischen Erkrankungen bei Kindern aus“, sagt der Kinderrheumatologe Daniel Haselbusch vom Helios Klinikum in Berlin-Buch.

Zu den klassischen Rheuma-Formen bei Kindern gehören außerdem Kollagenosen (Bindegewebserkrankungen), Vaskulitiden (chronische Gefäßentzündungen) sowie die Gruppe der autoinflammatorischen Erkrankungen (periodische Fiebersyndrome), wie Kirsten Minden von der Charité Universitätsmedizin in Berlin sagt.

Wie viele Kinder und Jugendliche insgesamt in Deutschland an Rheuma erkrankt sind, lasse sich nur schwer sagen, weil es dafür keine Meldepflicht gebe, sagt Minden. Im Hinblick auf vorliegende Abrechnungsdaten und bevölkerungsbezogene Studien wird davon ausgegangen, dass hierzulande etwa 14.000 betroffen seien. „Bei rund 1.500 Heranwachsenden wird jedes Jahr eine JIA neu diagnostiziert.“

Rheuma-Symptome bei Kindern häufig unauffälliger

Gelenkrheuma im Kindesalter weise Gemeinsamkeiten, aber auch erhebliche Unterschiede zu der Krankheit im Erwachsenenalter auf, sagt Minden. Beispielsweise sei es bei Kindern deutlich schwieriger zu erkennen. „Für keine der Rheumaformen bei Kindern gibt es einen diagnoseweisenden Marker“, erklärt die Charité-Ärztin.

Symptome seien bei Kindern häufig viel unauffälliger, sagt auch Kinderrheumatologe Daniel Haselbusch. Dazu gehören ständige Müdigkeit, die Kinder können zudem gereizt oder unkonzentriert sein. 

Rund 15 Prozent der Kinder mit einer JIA entwickeln Haselbusch zufolge eine Augenentzündung. „Die ist insofern tückisch, als dass die nicht von außen sichtbar ist.“ Die Kinder haben kein gerötetes Auge oder Schmerzen und seien meistens zu jung, um gut zu kommunizieren, dass etwas nicht stimme.

Wie oft Schübe vorkommen, lasse sich nicht richtig beziffern, sagt der Kinderrheumatologe. „Es gibt Kinder, die zwei Jahre keinen Schub haben, und es gibt Kinder, die haben alle zwei Monate einen. Das sollte nicht sein, weil dann klar ist, dass die Therapie nicht intensiv genug ist.“

Kinderrheuma mit Schmerztherapie behandeln

Die Behandlungsmöglichkeiten sind heutzutage vielfältig. Sie fangen bei entzündungshemmenden nichtsteroidalen Medikamenten wie Ibuprofen und Naproxen an, erklärt Haselbusch. „Der zweite Schritt sind in der Regel Steroide.“ Diese werden meist unter Vollnarkose direkt ins Gelenk gespritzt. 

Zudem gebe es Medikamente, die das Immunsystem unterdrücken und die Betroffene mindestens anderthalb Jahre einnehmen müssten. Heutzutage seien ebenso neuartige Medikamente auf dem Markt, die teilweise individuell auf das Kind zugeschnitten und in ihrer Produktion sehr aufwändig seien.

„Ich kenne heute kein Kind mehr, das neu an Rheuma erkrankt und deshalb im Rollstuhl landet. Das war aber in den 1990er-Jahren sicher noch anders, was wir den neuen Therapien zu verdanken haben“, stellt Haselbusch fest. Rund 40 Prozent der Kinder könnten als Erwachsene symptomfrei bleiben. Quelle: dpa / mia