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Zulassungsempfehlung : EMA empfiehlt Gefapixant gegen chronischen Husten

Dunkelhäutige Frau hustet in linke Hand
Asthma, COPD oder andere schwerwiegende Erkrankungen können ursächlich für einen chronischen Husten sein. | Bild: Krakenimages.com / AdobeStock

Chronischer Husten kann viele Ursachen haben. Hinter ihm können sich etwa Asthma oder COPD, die Nebenwirkung einer Therapie mit ACE-Hemmern, Reflux oder in seltenen Fällen auch schwerwiegende Erkrankungen wie Linksherzinsuffizienz, rezidivierende Lungenembolien oder Neoplasien (maligne Tumoren) verbergenQuelle: Müller C. Chronischer Husten – gibt es bald ein erstes Arzneimittel? DAZ.online. 31.05.2018 . Oft lässt sich jedoch keine eindeutige Ursache feststellen.

Zur Erinnerung: Wann spricht man von chronischem Husten?

Husten dient in erster Linie zum Schutz des Körpers gegen störende Fremdkörperpartikel in der Lunge. Er tritt verstärkt auf, wenn die mucociliäre Clearance als Reinigungsmechanismus nicht mehr ausreicht. Als chronisch wird ein Husten definiert, der länger als acht Wochen andauert. Die Ursachen können unterschiedlich sein und sollten daher ärztlich abgeklärt werden.

Schätzungen zufolge leiden rund 4 bis 10 % der Erwachsenen weltweit an chronischem Husten ohne klare UrsacheQuelle: Straub C. Mittel gegen chronischen Husten in Sicht. DAZ 2020;14:54 . Für sie rückt nun eine erste medikamentöse Therapieoption in Greifweite: Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der Europäischen Arzneimittelagentur (EMA) empfahl jüngst mit Gefapixant (Lyfnua) die Zulassung des ersten Medikamentes in der Indikation refraktärer oder chronischer Husten unklarer Ursache bei ErwachsenenQuelle: Lyfuna. Informationen der EMA. Stand 21.07.2023 .

Gut zu wissen: Wie wirkt Gefapixant?

Bei Gefapixant handelt es sich um einen peripher wirksamen, selektiven Antagonisten an P2X3-Rezeptoren. Diese Rezeptoren sind auf afferenten, sensorischen Fasern des Nervus vagus in den Atemwegen zu finden. Eine Aktivierung der Rezeptoren durch extrazelluläres ATP (Adenosintriphosphat), wie es etwa durch Entzündungen und Reizstoffkontakte aus der Atemwegsschleimhaut freigesetzt wird, führt zu Hustenreizen. Deren Frequenz kann daher durch einen Antagonismus am P2X3-Rezeptor reduziert werdenQuelle: Behrens R. Lyfnua® (Gefapixant): Neuer P2X3-Rezeptor-Agonist lindert chronischen Husten. ARS Medici 03/2023 .

Gefapixant reduziert Hustenanfälle

Die Wirksamkeit von Gefapixant wurde in zwei Placebo-kontrollierten Phase-3-Studien im Parallelgruppendesign (COUGH-1 und COUGH-2) überprüft. Hierbei erhielt jeweils ein Drittel der 730 bzw. 1.314 Teilnehmenden Placebo, 2 × 15 mg Gefapixant oder 2 × 45 mg Gefapixant täglich. 

Dies verbesserte die Hustenfrequenz wie folgt: In COUGH-1 nahm die Hustenfrequenz nach 12 Wochen unter 2 × 45 mg Gefapixant von 18 auf sieben Hustenereignisse pro Stunde ab. Unter Placebo fand eine Abnahme von 23 auf zehn Hustenereignisse pro Stunde statt. In COUGH-2 wurde über 24 Wochen beobachtet. In diesem Zeitraum reduzierten sich die Hustenereignisse pro Stunde unter 2 × 45 mg Gefapixant von 19 auf sieben und unter Placebo von ebenfalls 19 auf acht. 

Damit ergab sich eine relative Reduktion der Hustenfrequenz gegenüber Placebo von –18,45 % in COUGH-1 und –14,64 % in COUGH-2 (95-%-KI). Die Studie zeigte jedoch auch eine wichtige Nebenwirkung auf: Unter der Therapie kann es häufig zu Störungen des Geschmackssinnes kommenQuelle: McGarvey LP et al. COUGH-1 and COUGH-2 Investigators. Efficacy and safety of gefapixant, a P2X3 receptor antagonist, in refractory chronic cough and unexplained chronic cough (COUGH-1 and COUGH-2): results from two double-blind, randomised, parallel-group, placebo-controlled, phase 3 trials. Lancet. 2022;399:909-923 .

Worauf ist bei der Einnahme von Gefapixant zu achten?

In der Schweiz ist das Gefapixant-haltige Arzneimittel Lyfnua von Merck Sharp & Dohme B.V. bereits seit 2022 zugelassen. Die schweizerische Fachinformation weist darauf hin, dass das Präparat bei einer Überempfindlichkeit gegen Sulfonamide nur mit Vorsicht eingesetzt werden sollte. Bei einer starken Einschränkung der Nierenfunktion wird eine Dosisanpassung empfohlenQuelle: Lyfnua®. Schweizer Fachinformation. Stand Mai 2022 .

Die endgültige Zulassung des Präparates muss nun noch durch die Europäische Kommission erteilt werden. In den meisten Fällen folgt diese hierbei den Empfehlungen des CHMP.