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Viagra bleibt weiterhin verschreibungspflichtig

Blaue Viagra-Pille auf Viagra-Schachtel von Pfizer
Sildenafil, wie z. B. in Viagra enthalten, bleibt weiterhin rezeptpflichtig. | Bild: Alex Segre / AdobeStock

Werden Viagra und Cialis bald ohne Rezept – wie z. B. in Großbritannien, der Schweiz oder Irland –erhältlich sein? Bereits seit Jahren wird um den Status von Sildenafil zur Behandlung von erektiler Dysfunktion gerungen.

Jüngst wurde diese Frage vom Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht erneut intensiv diskutiert – und mehrheitlich empfohlen, den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht für Sildenafil 25 mg und 50 mg abzulehnen. Es gab nur eine Stimme für den Switch, sieben dagegen.

Zur Erinnerung: Wie wirkt Sildenafil?

Sildenafil zählt zur Gruppe der Phosphodiesterase-5(PDE-5)-Hemmer. Diese bewirken eine Gefäßerweiterung – unter anderem im männlichen Glied. Dadurch werden die Schwellkörper besser durchblutet und eine Erektion begünstigt. Gleichzeitig hält diese auch über eine längere Zeit an. Sildenafil (z. B. Viagra®) wird deshalb zur Behandlung der erektilen Dysfunktion eingesetzt.

Allerdings findet die Vasodilatation auch an anderen Gefäßen statt, was eine Senkung des Blutdruckes nach sich ziehen kann. Diese Wirkung macht man sich bei der Behandlung der pulmonalen Hypertonie (z. B. Revatio®) zunutze. 

Branchenverband Pharma Deutschland ist für die Entlassung von Sildenafil

Der Branchenverband Pharma Deutschland bedauert diese Entscheidung. Damit sei eine wichtige Chance verpasst worden, die Patientensicherheit zu erhöhen und die Selbstmedikation in Deutschland zu stärken. Der Verband meint, dass die entscheidenden Argumente für einen OTC-Switch offenbar nicht vollumfänglich berücksichtigt worden seien. 

„Aus Scham suchen Betroffene häufig keinen Arzt auf und greifen stattdessen auf gefährliche Präparate aus dem Internet zurück. Ein rezeptfreier Verkauf in Apotheken hätte hier Abhilfe geschaffen und Patienten einen sicheren Zugang zu einer wirksamen Therapie ermöglicht. Gleichzeitig hätten Patienten von der fachkundigen Beratung in der Apotheke profitiert“, heißt es in der Pressemitteilung des Verbands.

Zur Erinnerung: OTC-Switch bereits mehrmals in der Diskussion

In manchen Ländern, wie z. B. in Großbritannien, der Schweiz oder Irland gibt es Sildenafil bereits ohne Rezept. Im Januar 2022 hatte der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht sich jedoch einstimmig dagegen ausgesprochen, Sildenafil auch in Deutschland von der Rezeptpflicht zu entlassen. Damals ging es um eine Dosis von 50 Milligramm. 

2023 wurde erneut über die Frage nach der Entlassung aus der Verschreibungspflicht diskutiert. Zugleich wurde auch über Tadalafil abgestimmt. Doch sowohl für Sildenafil 25 mg als auch Tadalafil 10 mg hat der Sachverständigenausschuss für Verschreibungspflicht mehrheitlich den Antrag auf Entlassung aus der Verschreibungspflicht zur oralen Anwendung abgelehnt.

Potenzmittel interessant für Schwarzmarkt

Es besteht die Hoffnung, dass eine Rezeptfreiheit dem florierenden Schwarzmarkt mit den Pillen Einhalt gebieten könnte. Illegale Potenzmittel enthalten oft andere Inhaltsstoffe als angegeben und können z. B. mit Schwermetallen verunreinigt sein. Das birgt gesundheitliche Risiken.

Es gebe durchaus eine gewisse Gefahr bei Schwarzmarktprodukten, so Axel Merseburger, Sprecher der Deutschen Gesellschaft für Urologie (DGU). Der Weg übers Internet sei natürlich anonymer, aber für Patienten letztendlich nicht sicherer. Der Weg über den Schwarzmarkt ist demnach etwa für Männer attraktiv, die aus Scham nicht zum Arzt gehen, die Einnahme vor der Partnerin geheim halten wollen oder schlicht nicht so viel Geld haben.

Dennoch überwiegen die Vorteile eines Arztbesuchs, bei dem nicht nur Krankheiten erkannt werden, sondern auch auf mögliche Risiken und Nebenwirkungen der Viagra-Einnahme eingegangen werden kann.

Merseburger befürchtete außerdem, dass bei einer Freigabe ohne Rezept oft auch die Kontrollfunktion der Apotheken wegfallen würde, wenn die Pillen online bestellt würden.