Was Menschen mit Diabetes bei Hitze beachten sollten
Auf stärkere und länger anhaltende Hitzeperioden im Sommer müssen wir uns auch in Deutschland einstellen. Für Menschen mit Diabetes kann extreme Hitze noch kritischer sein als für stoffwechselgesunde Menschen. Denn bei ihnen besteht eine erhöhte Gefahr für Blutzuckerentgleisungen und Hitzeerschöpfung.
Bei Diabetes verminderte Hitzeanpassung
Ob alt oder jung – Menschen mit Diabetes sind oft weniger hitzebelastbar als stoffwechselgesunde Personen. Ihr Körper passt sich später, langsamer und schwächer an die Hitze an. Das hat physiologische Gründe.
So sind die sympathischen Nervenbahnen, welche Schweißdrüsen und Blutgefäße regulieren, weniger aktiv. Dadurch ist sowohl die Wärmeabgabe über das Schwitzen als auch über die Gefäßerweiterung in der Haut herabgesetzt. Periphere Nervenschädigungen können diese Hitzeanpassungsmechanismen zusätzlich verschlechtern.
Adipositas – welche bei Diabetikern häufig vorliegt – schränkt die Wärmeabfuhr weiter ein: Zum einen ist die Körperoberfläche relativ zum Gewicht kleiner. Zum anderen verläuft die Wärmeabgabe bei Fettgewebe langsamer als bei Muskelmasse.
Bei Insulinpflicht erhöht Hitze das Hypoglykämie-Risiko
Bei insulinpflichtigen Diabetikern sollte Folgendes bedacht werden: Durch die bei Hitze erweiterten Blutgefäße fließt das Blut schneller durch den Körper. Dadurch wird auch Insulin schneller verteilt und aufgenommen, was die Gefahr einer Unterzuckerung erhöht. Dieser Effekt kann durch Bewegung verstärkt werden, etwa beim Schwimmen oder anderem Sport. Außerdem wird bei Hitze meist weniger gegessen, was ebenfalls zu einer Hypoglykämie beitragen kann.
Starkes Schwitzen als mögliches Anzeichen einer Unterzuckerung wird an heißen Tagen leicht übersehen. Die Blutzuckerwerte sollten daher an Hitzetagen häufiger kontrolliert werden.
Vorsicht Flüssigkeitsverlust!
Bei Senioren lässt darüber hinaus oft das Durstgefühl nach. Dadurch besteht die Gefahr, dass sie zu wenig Flüssigkeit zu sich nehmen. Eine mögliche Folge von Flüssigkeitsmangel sind erhöhte Blutzuckerwerte.
In diesem Fall versucht der Körper, den überschüssigen Zucker mit dem Urin auszuscheiden. Der Flüssigkeitsverlust verstärkt sich dann zusätzlich. Es drohen schließlich Hyperglykämien und Funktionsstörungen von Nieren, Herz und anderen Organen. Ein erhöhtes Risiko besteht, wenn auch Diuretika eingenommen werden.
Regelmäßiges Trinken ist daher wichtig. Am besten eignen sich dafür Wasser und ungesüßte Tees – am besten zimmerwarm. Auch wasserreiche Speisen wie leichte Suppen, Gurken oder Tomaten versorgen den Körper mit Flüssigkeit und Mineralien.
Extreme Temperaturen beeinflussen Diabetes-Utensilien
Auch beim Umgang mit Insulin und Messgeräten ist an Hitzetagen auf einiges zu achten.
Beim Insulin ist unbedingt auf die richtige Lagerung zu achten. Es darf nie ungekühlt aufbewahrt oder transportiert werden. Für unterwegs empfiehlt sich eine spezielle Kühltasche. Bei hohen Temperaturen kann Insulin inaktiv werden. Flockt es aus, besteht auch die Gefahr, dass Insulinpumpen verstopfen. Ein im Gebrauch befindlicher Pen sollte nicht bei über 30 Grad gelagert werden – also nicht etwa auf der Fensterbank bei direkter Sonneneinstrahlung.
Blutzuckermessgerät und Teststreifen müssen ebenfalls vor direkter Sonneneinstrahlung geschützt aufbewahrt werden, am besten bei normaler Raumtemperatur. Sonst kann es zu Schäden an der Technik und zu falschen Messergebnissen kommen. Auch der Schlauch einer Insulinpumpe sowie Pods und Sensoren sollten nicht der Sonne ausgesetzt werden und deshalb unter der Kleidung getragen werden.
Eine kurzgefasste Broschüre zum Thema Diabetes und Hitze finden Interessierte auf einem Informationsportal der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BZgA).Quellen: www.diabinfo.de; Bundesanstalt für gesundheitliche Aufklärung (BZgA)
Hitze-Tipps für Diabetiker im Überblick:
- Den Tag über ausreichend und regelmäßig trinken (für ältere Personen mit Diabetes besonders wichtig): mindestens 1,5 Liter pro Tag in Form von Wasser oder anderen kalorienfreien Getränken wie ungesüßtem Tee.
- Insulin richtig lagern: bei 2 bis 8 Grad. Achtung: Insulin darf nicht gefrieren.
- Messgerät, Teststreifen und andere Diabetestechnik vor Sonne und Hitze schützen.
- Häufigere Blutzuckerkontrollen (an heißen Tagen Blutzucker und Blutdruck mindestens 2-mal täglich messen).
- Während Hitzeperioden muss die Dosierung von Insulin bzw. Antidiabetika eventuell durch den Arzt angepasst werden.
- Körperliche Aktivitäten in die kühleren Morgen- oder Abendstunden verlegen, Wohnung und sich selbst möglichst kühl halten, im Freien für Sonnenschutz sorgen.