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Lagerung bei hohen Temperaturen: Worauf bei Arzneimitteln im Sommer zu achten ist

Tabletten und Blister rollen aus Strandtasche heraus
Sind Arzneimittel Hitze oder direkter Sonneneinstrahlung ausgesetzt, kann dies die Wirkung der Medikamente und deren Qualität beeinflussen. | Bild: Victoria М / AdobeStock

Klettern die Temperaturen im Sommer auf 30 Grad, helfen viel trinken, luftige Kleidung und ein Aufenthalt im Schatten. Besonders Menschen, die regelmäßig Arzneimittel einnehmen, sollten die Wirkung von Hitze nicht unterschätzen.

Sommerliche Temperaturen beeinflussen Wirkung von Medikamenten

An sommerlich heißen Tagen kann sich die Wirkung von Arzneimitteln auf den Körper verändern. Beispielsweise können einige Antibiotika sowie entzündungshemmende Medikamente wie Ibuprofen zu erhöhtem Sonnenbrand-Risiko, Lichtempfindlichkeit oder Hautausschlag führen. 

Besondere Vorsicht ist geboten bei Medikamenten gegen Bluthochdruck sowie bei Entwässerungstabletten: „Da Hitze die blutdrucksenkende und entwässernde Wirkung der Tabletten verstärkt, muss ihre Dosierung im Sommer oft angepasst werden. Ansonsten kann es bei Betroffenen schnell zu Schwindel und akuten Kreislaufproblemen kommen. Patienten dürfen die Dosierung aber keinesfalls selbst ändern, sondern sollten frühzeitig mit dem behandelnden Arzt darüber sprechen“, betont Sven Seißelberg, Apotheker bei der KKH. 

Bei der regelmäßigen Einnahme von Medikamenten sollte der Körper an heißen Sommertagen deshalb genau beobachtet und möglichst wenig körperlicher Belastung ausgesetzt werden.

Bei über 25 °C Außentemperatur wird es kritisch

Doch auch an den Medikamenten selbst gehen die heißen Tage nicht spurlos vorbei. Daher ist besonders im Sommer auf die richtige Lagerung der Medikamente zu achten, damit diese der Hitze standhalten. 

Generell sollten Medikamente kühl und trocken gelagert werden. Die meisten Arzneimittel können bei Raumtemperatur gelagert werden. Das bedeutet, steigen die Temperaturen auf über 25 °C an, wird es bereits kritisch. Das gilt nicht nur bei der Vorratshaltung in der Apotheke, sondern ist auch ein wichtiger Hinweis für die Kunden. 

Bei vielen Arzneimitteln wie Tabletten ist eine kurzzeitige Unter- oder Überschreitung dieses Temperaturbereichs eher unproblematisch. Anders sieht es jedoch bei flüssigen bzw. weichen Medikamenten wie Cremes, Salben, Gelatinekapseln oder Zäpfchen aus: Bei diesen Darreichungsformen kann es durch Temperatureinflüsse zu Veränderungen in der Struktur oder der Wirkstoffverteilung kommen. 

Auch Dosieraerosole sind problematisch, da deren Funktion bzw. die Genauigkeit der Dosierung bei hohen Temperaturen nicht mehr zu 100 Prozent gewährleistet werden kann.

Woran erkennt man Qualitätsveränderungen an den Medikamenten?

Besonders in den heißen Sommermonaten machen sich Kunden vermehrt Sorgen um die Qualität ihrer Arzneimittel. Das Kontrazeptivum lag den ganzen Nachmittag bei Hitze im Auto oder es steht eine lange Flugreise an und ein kühlpflichtiges Insulin soll transportiert werden.

Typische Anzeichen für Qualitätsveränderungen an Arzneimitteln sind

  • Risse in Tabletten,
  • Verfärbungen oder unangenehme Gerüche,
  • aufgeblähte Blister sowie
  • Ausflockungen oder stark verflüssigte Cremes oder Salben.

Auch wenn keine Auffälligkeiten erkennbar sind, kann bei längerer unsachgemäßer Lagerung ein Wirkungsverlust oder die Entstehung giftiger Abbauprodukte nicht ausgeschlossen werden.

Gut zu wissen: Wirksamkeitsverlust vorbeugen

Bei hohen Temperaturen sollten Medikamente immer in einer Kühltasche mitgeführt werden. Besonders wichtig ist das bei Schmerzpflastern z. B. mit Fentanyl, da sie andernfalls ihre Wirkung verlieren können. Auch Cremes, Asthma-Medikamente, Insuline oder orale Kontrazeptiva gehören an gekühlte Orte, denn ein eventueller Wirkungsverlust ist nicht immer erkennbar. 

Apotheken können ihren Kunden entsprechende Kühltüten/-taschen anbieten, die für einen längeren Transport geeignet sind.

Was tun bei gekühlten oder kühlkettenpflichtigen Arzneimitteln? 

Viele Medikamente sollten dauerhaft im Kühlschrank bei 2–8 °C gelagert werden. Doch auch hier gibt es Ausnahmen. 

Einige Arzneimittel müssen nur bis zur Abgabe an den Kunden in der Apotheke gekühlt aufbewahrt und im Anschluss nicht erneut in den Kühlschrank gelegt werden. Auch viele Insuline halten einen Transport bei höheren Temperaturen aus, müssen dann aber innerhalb eines gewissen Zeitraums angewendet werden. Sie sollten daher sicherheitshalber in einer Kühltasche transportiert werden. 

Kühlkettenpflichtige Arzneimittel müssen hingegen dauerhaft im Kühlschrank gelagert werden. Hier ist der Transport bei hohen Temperaturen zu vermeiden. Am besten das Medikament – häufig sind Impfstoffe oder Arzneimittel zur Injektion betroffen – in eine Kühltasche legen, mit einem Tuch umwickeln und gefrorene Kühlakkus beilegen. So gelingt der Transport komplikationslos.

Tipps für den Umgang mit Arzneimitteln im Sommer

Damit bei allen Arzneimitteln die Qualität und Wirksamkeit auch im Sommer erhalten bleibt, sind folgende Hinweise zu beachten:

  • Die Hausapotheke in einem kühlen Raum in der Wohnung aufbewahren. Ungeeignet ist z. B. das Badezimmer (auch aufgrund hoher Luftfeuchtigkeit).
  • Medikamente bei hohen Temperaturen nicht ungekühlt im Auto transportieren oder direkter Sonneneinstrahlung aussetzen.
  • Acetylsalicylsäure ist sehr feuchtigkeits- und hitzeanfällig, besonders wenn der Blister leicht verletzt wird. Im Sommer ist es daher ratsam, Alternativen wie z. B. Ibuprofen vorrätig zu halten.
  • Unterwegs, zum Beispiel auf dem Weg in den Urlaub, können Kühlartikel in einer geeigneten Box mit Akkus transportiert werden.
  • Bei Unsicherheiten Herstellerangaben überprüfen: Viele Anbieter geben im Beipackzettel genaue Informationen zur Lagerung an.
  • Bei bestehenden Unklarheiten ggf. die Apotheke vor Ort kontaktieren. Quellen:
    - Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft
    - Pressemitteilung KKH