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Insulinpumpen bei Diabetes: Worauf ist zu achten?

Frau mit Insulinpumpe am Bauch und Smartphone in der Hand
Insulinpumpen bei Erwachsenen kommen immer dann zum Einsatz, wenn die Blutzuckerwerte ansonsten nicht in den Griff zu bekommen sind. | Bild: Halfpoint / AdobeStock

Patienten, die an Diabetes Typ 1 erkrankt sind, müssen mehrmals am Tag ihren Blutzucker messen und Insulin zuführen. Mithilfe einer Insulinpumpe kann dem Körper eine vorher einprogrammierte Menge an Insulin kontinuierlich zugeführt werden. Über einen Schlauch und eine Kanüle, die unter der Haut meist am Bauch liegt, kann das Insulin im Abstand von wenigen Minuten an das Unterhautfettgewebe abgegeben werden. 

Mittlerweile gibt es auch Pumpen ohne Schlauch, sogenannte Patch-Pumpen (Patch: englisch = Pflaster), die direkt auf die Haut geklebt werden. Die kontinuierliche Abgabe an Insulin deckt die Grundversorgung des Körpers und wird auch als Basalrate bezeichnet. Die genaue Dosierung wird dabei vom Arzt festgelegt und kommt dem physiologischen Rhythmus der Insulinzufuhr durch die Bauchspeicheldrüse relativ nahe. 

Wird nun nach der Nahrungsaufnahme oder zur Korrektur des Blutzuckers eine weitere Insulindosis benötigt, so kann diese ganz einfach per Knopfdruck ausgelöst werden. Diese Dosierung an Insulin als Bolus kann vorher an der Pumpe eingestellt werden. Eine Insulingabe über eine Pumpe wird im Übrigen auch als kontinuierliche subkutane Insulininfusionstherapie bezeichnet.

Welche Vorteile haben Insulinpumpen?

Insulinpumpen können den Patienten zu mehr Freiheit im Alltag verhelfen, denn der Bedarf an Insulin kann spontan angepasst werden. So kann bei sportlicher Betätigung, bei der der Blutzucker oft stark sinkt, die Versorgung mit Insulin kurzzeitig reduziert werden. 

Auch in der Nacht können durch geringere Insulindosen gefährliche Hypoglykämien (Unterzuckerung) eher vermieden werden. 

Viele Diabetiker empfinden es als große Erleichterung, auf das mehrfache tägliche Spritzen von Insulin mit Pen oder Spritze verzichten zu können. Weiterhin kommt hinzu, dass der Blutglucose-Spiegel bei Pumpenträgern meist besser eingestellt und weniger Schwankungen unterworfen ist. 

Moderne Pumpen können auch mit Zuckermessgeräten gekoppelt werden und bei einem drohenden Unterzucker Alarm schlagen.

Insulinpumpen: Hautentzündungen, verstopfte Kanülen & hohe Kosten

Grundsätzlich muss eine Insulinpumpe über 24 Stunden getragen werden – beim Baden oder Duschen können Schlauchpumpen für eine kurze Zeit abgekoppelt werden. Bei mangelnder Hygiene oder wenn die Kanüle zu selten gewechselt wird, kann sich die Einstichstelle in der Haut entzünden. 

Auch kann es zu einer Verstopfung der Kanüle kommen und der Pumpenträger erhält dann kein Insulin mehr. In der Regel warnen aber optische und akustische Signale den Benutzer bei einer solchen Betriebsstörung. 

Ein Herausgleiten der Kanüle aus der Unterhaut wird allerdings nicht vom Sicherheitsalarm der Pumpe angezeigt. Die Pumpen enthalten nur kurzwirksame Insuline, in der Haut bildet sich daher nur ein geringes Depot an Insulin. Bei einer Störung der Insulinpumpe, die vom Anwender nicht bemerkt wird, besteht daher ein relativ großes Risiko für eine Überzuckerung. 

Zudem sind die Kosten einer Pumpenbehandlung deutlich höher als bei einer Insulinzufuhr über einen Pen. Neben dem Gerät und Verbrauchsmaterialien sind aufwändige Schulungen des Diabetikers zum richtigen Gebrauch der Pumpe nötig.

Gut zu wissen: Werden die Kosten von der Krankenkasse übernommen?

Die gesetzlichen Krankenkassen bezahlen die Anwendung einer Insulinpumpe nur in bestimmten Fällen. Zur Kostenübernahme muss zunächst mit dem behandelnden Arzt ein Antrag gestellt werden. Dazu muss meist auch eine Dokumentation der Blutzuckerwerte der letzten Wochen eingereicht werden. 

Häufig wird die Pumpe zunächst auf Probe genehmigt. Eine dauerhafte Nutzung wird nur dann gewährt, wenn nachgewiesen werden kann, dass die Pumpe zur Blutzuckereinstellung unerlässlich ist.

Für wen sind Insulinpumpen geeignet?

Insulinpumpen zur Zufuhr von Insulin bei Diabetikern sind mittlerweile seit über 40 Jahren erhältlich. Vor allem bei Kindern spielen Insulinpumpen eine große Rolle: Bei dieser Art der Insulinzufuhr können die Eltern die Behandlung einfacher steuern als bei einer Therapie mit Pen oder Spritze. 

Bei Erwachsenen kommen Insulinpumpen immer dann zum Einsatz, wenn die Blutzuckerwerte ansonsten nicht in den Griff zu bekommen sind. Eine wichtige Indikation ist hier das Dawn-Phänomen: Darunter versteht man einen deutlich erhöhten Blutzuckeranstieg in den frühen Morgenstunden bei manchen Diabetikern. 

Auch Patienten mit häufigen Hypoglykämien und Menschen mit einem unregelmäßigen Tagesrhythmus wie Schichtarbeit können von einer Insulinpumpe profitieren. 

Bei Patientinnen mit geplanter oder bereits vorhandener Schwangerschaft kommt häufig eine Insulinpumpe zum Einsatz.

Wie ist eine Insulinpumpe aufgebaut?

Insulinpumpen haben ungefähr die Größe einer kleinen Tablettenschachtel und werden außen am Körper, meist am Gürtel oder in der Hosentasche, getragen. Das enthaltene Insulin wird über einen Katheter, bestehend aus einem Schlauch und einer Kanüle, subkutan injiziert. Dazu enthält die Pumpe einen kleinen Motor, eine Ampulle mit Insulin, einen Katheter und ein Display mit Knöpfen zum Bedienen. 

Insulinpumpe mit Motor
 Aufbau und Funktion einer Insulinpumpe | Bild: DAZ / Hammelehle

Über einen Motor (1) wird der Kolben der Insulinampulle (3) nach vorne gedrückt und dadurch Insulin freigesetzt. Am Bildschirm (2) können die abgegebene Insulindosis und die Uhrzeit abgelesen werden. Eine Batterie (4) versorgt die Pumpe mit Strom. 

Über einen Adapter (5) ist die Insulinampulle mit dem Katheter (7) verbunden, dieser besteht aus einem dünnen Schlauch und einer Kanüle, über die das Insulin in das Unterhautfettgewebe gelangen kann. Über die Katheterkupplung (6) kann die Insulinpumpe kurzzeitig abgekoppelt werden. 

Die benötigte Insulindosis kann über Bedienungstasten (8) und eine Menüsteuerung eingestellt werden.

Patch-Pumpen – neue Form der Insulinpumpe

Eine moderne Form der Insulinpumpen sind die Patch-Pumpen. Diese haben keinen Schlauch mehr, sondern werden direkt auf die Haut, meist am Oberarm, geklebt. Sie verfügen über eine kleine Teflonkanüle, die nach dem Aufkleben der Pumpe über Knopfdruck automatisch eingestochen werden kann. Patch-Pumpen sind wasserdicht und können daher auch beim Duschen am Körper bleiben.

Welche Insuline kommen zum Einsatz?

Zur Pumpentherapie kommen ausschließlich normales Humaninsulin oder kurzwirksame Insulinanaloga zum Einsatz, lang wirksame Verzögerungsinsuline sind nicht geeignet.

Gut zu wissen: Verschiedene Insulinarten

Humaninsuline gleichem dem menschlichen Insulin. Insulinanaloga haben eine geringfügig andere chemische Struktur und damit andere pharmakokinetische Eigenschaften, sie können daher kürzer oder länger als Humaninsulin wirken. 

Kurzwirksame Insuline wie Insulin aspart, Insulin lispro oder Insulin glulisin haben einen schnellen Wirkungseintritt und können direkt vor einer Mahlzeit appliziert werden. 

Lang wirksame Insuline (z. B. Insulin glargin, Insulin detemir) werden auch als Verzögerungsinsuline bezeichnet. Diese Insuline entfalten ihre Wirkung über Stunden und werden ein- bis zweimal täglich gespritzt.

Die Produkte Novorapid® (Insulin aspart) und Infusomat® (Humaninsulin) werden direkt in Ampullen geliefert, die in die Pumpe eingelegt werden können. Bei den anderen Präparaten wie Humalog® (Insulin lispro) und Apidra® (Insulin glulisin) muss das Insulin mit einer sterilen Aufziehhilfe in die Ampulle der Pumpe eingefüllt werden.

Insulinpumpen – Wichtige Hinweise für die Beratung

Spätestens alle drei Tage muss der Katheter der Insulinpumpe gewechselt werden, da es sonst leicht zu lokalen Infektionen und Abszessen kommen kann. Dabei ist streng auf Hygiene zu achten. 

Vor dem Legen des neuen Infusionssets sind die Hände gründlich zu waschen und die neue Infusionsstelle mit einem Hautdesinfektionsmittel zu desinfizieren. Die sterile Infusionsnadel darf nicht berührt werden. 

Wie bei der Insulintherapie mit einem Pen muss die Einstichstelle kontinuierlich gewechselt werden, dabei ist jeweils ein Abstand von mindestens 5 mm einzuhalten. Zwischen dem Bauchnabel und der Einstichstelle der Kanüle ist grundsätzlich ein Abstand von rund 3 cm einzuhalten. Auch sind Hautbereiche mit Narben, Tätowierungen und Blutergüssen nicht zum Einführen einer Kanüle geeignet. 

Nach dem Wechsel des Kathetersystems sollte die korrekte Insulinzufuhr durch eine Messung des Blutzuckers kontrolliert werden.

Insuline korrekt aufbewahren

Zur Aufbewahrung des Insulins für Pumpen gelten prinzipiell die gleichen Lagerungshinweise wie für Insulin, das für einen Pen verwendet wird. Die Insulinampullen, die noch nicht im Gebrauch sind, werden im Kühlschrank bei 2 bis 8 °C aufbewahrt. Einfrieren ist dringend zu vermeiden. 

Während des Gebrauchs ist das Insulin dann nicht mehr kühl zu lagern, sondern vor Licht geschützt bei Raumtemperatur. Quellen:
- Kirchner W.: Arzneiformen richtig anwenden, Deutscher Apotheker Verlage, 4. Auflage, Stuttgart 2016.
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2019/daz-34-2019/mit-insulinpumpen-den-alltag-erleichtern
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2003/daz-26-2003/uid-9998
- Gebrauchsinformation NovoRapid® PumpCart®
 

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