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„Blue Punisher“: Warnung vor Ecstasy-Pille

Rot, blau, gelb – die bunten Ecstasy-Pillen sind bekannt als Partydroge, jedoch sind sie mit extremen gesundheitlichen Risiken verbunden. | Bild: Couperfield / AdobeStock

Ecstasy gilt eigentlich als Partydroge, die in den Clubs der Großstädte zu finden ist. Kürzlich sorgte jedoch der Drogentod einer 13-Jährigen aus der Kleinstadt Altentreptow in Mecklenburg-Vorpommern für Fragezeichen. Zwei weitere Teenager aus der Region liegen nach dem Konsum der als besonders stark geltenden Ecstasy-Variante „Blue Punisher“ auf der Intensivstation. Auch beim Tod einer 15-Jährigen im benachbarten Brandenburg vermuten Ermittler eine Überdosis chemischer Drogen als Grund.

Was bewirkt Ecstasy im Körper?

Unter Ecstasy sind synthetische Drogen in Tabletten-, Pulver- oder in Kristallform gemeint, die ohne natürliche Rohstoffe im Labor hergestellt werden. Dahinter steckt ein Amphetaminderivat, das auf dem Hauptwirkstoff MDMA (3,4-Methylendioxymethylamphetamin) basiert.  

MDMA führt zu einer vermehrten Ausschüttung des Glückshormons Serotonin. Dadurch empfinden Personen nach Konsum der Droge starke Glücksgefühle und eine besondere Nähe zu anderen Menschen, sie fühlen sich leistungsfähiger und wacher. Kurz gesagt: Das körpereigene Warnsystem wird ausgeschaltet.  

Beim Einsatz als Partydroge kann es bei langem Tanzen zu extremem Wasserverlust, Organschäden oder Kreislaufzusammenbruch kommen. Tödliches Nierenversagen wurde ebenso beobachtet wie tödliche Hirnblutungen. Außerdem kann die Droge Psychosen und Wahnvorstellungen verursachen.

„BluePunisher“ – starke Variante von Ecstasy

Eine besonders starke Variante von Ecstasy ist „Blue Punisher“ („blauer Bestrafer“). Das Aussehen der Pille ähnelt einem Diamanten mit eingraviertem Totenkopf, der an das Logo des Marvel-Charakters „The Punisher“ angelehnt ist. Die blaue Pille, die auch nur als „The Punisher“ und in anderen Farben erhältlich ist, kann häufig über eine Bruchrille halbiert werden.

Ganze Pillen können nach Angaben des Drogeninformationszentrums (DIZ) in Zürich teilweise mehrere Hundert Milligramm des Wirkstoffs MDMA und weitere unbekannte Substanzen enthalten. In Großbritannien etwa wurde 2021 eine „Blue Punisher“ entdeckt, die mit 477 Milligramm MDMA das Mehrfache der üblichen Dosis von Ecstasy-Pillen enthielt. Im Jahr 2021 lag der durchschnittliche Wirkstoffgehalt einer Ecstasy-Tablette zwischen 161 und 173 Milligramm.

Für solch extrem hohe Dosierungen wie bei „The Punisher“ warnt das Zürcher DIZ: Mehr als 1,5 Milligramm MDMA pro Kilogramm Körpergewicht bei Männern und 1,3 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht bei Frauen sei zu viel. Selbst die Einnahme der Hälfte einer solchen Pille kann bereits zu einer Überdosis führen.

Gut zu wissen: Wo genau kommt Ecstasy her? 

Patentiert wurde Ecstasy 1912 von der Darmstädter Pharmafirma Merck. Zunächst setzte man es medizinisch als Appetitzügler sowie in der Psychotherapie zur Steigerung der Kontaktfreudigkeit ein. Seit den 1980er-Jahren wird der Substanzname MDMA synonym für Ecstasy verwendet. Die starke Verbreitung der Droge begann in den 1990er-Jahren mit der Techno-Bewegung.

Neues Projekt „Drug-Checking rettet Leben!“ 

„Die jüngsten Fälle müssen uns (...) dazu anhalten, jetzt mehr Kraft und Geld in den Ausbau der Prävention an Schulen zu investieren“, forderte der Drogenbeauftragte der Bundesregierung Burkhard Blienert (SPD). „Es rettet Leben, wenn Kinder und Jugendliche ganz früh bereits wissen, dass die kleinen knallbunten Pillen höchst gefährlich und sogar tödlich enden können. Und dass sie auch wissen, dass die Pillen auch zu einem tödlichen Höllentrip werden können, selbst wenn sie die Pille von einem netten Kumpel auf dem Schulhof geschenkt bekommen.“

Anlässlich der Geschehnisse blickt Blienert auf ein noch ganz neues Projekt: „Die tragischen Ereignisse bestätigen einen weiteren Fakt: Drug-Checking rettet Leben!“ Erste Modellprojekte dazu gibt es in Berlin. „Wie der Name bereits verrät, werden in den Drogenteststationen illegale Drogen auf Verunreinigungen und Zusammensetzung geprüft“, erklärt Blienert. Jüngst beschloss der Bundestag, dass die Länder solche Modellvorhaben erlauben können sollen, „wenn mit der Analyse eine Risikobewertung und gesundheitliche Aufklärung verbunden ist“.  

Bis die Ergebnisse einer solchen Laboranalyse vorliegen, dauert es jedoch drei Tage bis maximal eine Woche. Blienert sieht aber auch andere Vorteile als die reinen Analyseergebnisse: „Außerdem ist das ein sehr einfacher Weg, um mit Drogen-Konsumierenden schnell und unkompliziert in ein Beratungsgespräch zu kommen“, sagte er. „Mit der Erlaubnis zum Drug-Checking kommen wir in der Drogenpolitik einen wichtigen Schritt weiter: weg von Strafe, hin zu Schutz und Hilfe!“

Ecstasy-Handel ging während der Pandemie zurück 

Dass allein das Äußere nicht viel über die Gefahr aussagt, die von einer Droge ausgeht, betont auch das BKA. Auch Ecstasy-Tabletten mit anderen Logos – also nicht „Blue Punisher“ – könnten andere oder erhöhte Wirkstoffgehalte aufweisen. Generell ging der Handel mit Ecstasy in den vergangenen Jahren eher zurück – etwa 2021 im Vergleich zum Vorjahr um 19 Prozent.  

„Dieser Rückgang lässt sich aber durchaus mit der Corona-Pandemie und den entsprechenden Ausgangsbeschränkungen erklären, da der Ecstasy-Konsum sehr häufig eine große Rolle bei Partys und Feiern spielt, die in dieser Zeit nicht möglich waren“, erklärt das BKA. Aktuelle Zahlen für das Jahr 2022 gebe es noch nicht. „Es ist aber von einem mindestens gleichbleibenden, wenn nicht gegebenenfalls ansteigenden Niveau auszugehen.“ Quelle: dpa / vs