PTAheute-Pinnwand KW 21/2023: Arzneimittel: mal zu wenig, mal zu viel
Täglich erreichen uns zahlreiche Meldungen rund um Pharmazie, Gesundheit und Apothekenmarkt. Hier finden Sie eine Übersicht über die News und Pressemeldungen der aktuellen Woche.
Umfrage: Rund ein Drittel hat Probleme beim Arznei-Kauf erlebt
Rund ein Drittel der Menschen in Deutschland hat einer Umfrage zufolge zuletzt Probleme beim Kauf von Arzneimitteln gehabt. 35 Prozent der Befragten haben in den vergangenen zwölf Monaten dabei Schwierigkeiten oder Knappheiten erlebt, zeigt eine Studie im Auftrag des Bundesverbands der Arzneimittel-Hersteller (BAH). Einer entsprechenden Frage stimmten 17 Prozent ganz und 18 Prozent eher zu.
Zum Vergleich: Bei einer ähnlichen Umfrage des Verbandes im Juni 2022 waren es in Summe erst 18 Prozent gewesen. Für die aktuelle Studie wurden gut 1.000 Menschen im April repräsentativ befragt. 65 Prozent gaben an, sie hätten keine oder eher keine Schwierigkeiten erlebt.
Unter den Altersgruppen waren die 30- bis 39-Jährigen am meisten von Problemen beim Arzneikauf betroffen (zusammen 42 Prozent), ebenso wie große Haushalte mit mindestens drei Personen (rund 46), vermutlich wegen Kindern im Haushalt.
Während betroffene ältere Menschen vermehrt Probleme mit rezeptpflichtigen Arzneien gegen chronische Krankheiten erlebten, hätten Jüngere vor allem Schwierigkeiten mit rezeptfreien Medikamenten wahrgenommen, hieß es. Quelle: dpa / mia
Arzneimittel werden überwiegend gentechnisch hergestellt
Wie tagesschau.de berichtet, werden immer mehr der in Deutschland zugelassenen Arzneimittel gentechnisch hergestellt. So lag der Anteil von Biopharmazeutika bei den Neuzulassungen mit 59 Prozent so hoch wie nie zuvor. 2021 betrug der Anteil noch 46 Prozent, wird der Verband der forschenden Pharmaunternehmen vfa zitiert.
Biopharmazeutika machen mittlerweile einen Anteil von 32,9 Prozent am Gesamtmarkt aus. Biotechnologie habe in der Entwicklung von Medikamenten zunehmend an Bedeutung gewonnen. Ende letzten Jahres gab es 672 klinische Entwicklungskandidaten aus diesem Bereich, 2005 waren es lediglich 256. Quelle: tagesschau.de / mia
Sanofi: Insuman-Produktion dauerhaft eingestellt
Insuman® Rapid, Basal und Comb 25 sind schon seit Ende des vergangenen Jahres schwer zu bekommen. Laut den Angaben des Herstellers hatten unter anderem Lieferschwierigkeiten bei Pen-Komponenten und Probleme bei Abfüllung, Montage sowie Verpackung zu den Verzögerungen bei der Produktion geführt. Zuletzt hatte Sanofi Daten zwischen Juli und November 2023 für die voraussichtliche Wiederverfügbarkeit der Insuline genannt.
Nun folgte die Kehrtwende: In einem Rundschreiben an die Kunden informierte Sanofi darüber, dass die Produktion dieser Produkte gänzlich eingestellt wird. Lediglich Restbestände werden demnach noch abverkauft.
Als Begründung ist in dem Informationsschreiben zu lesen: „Wir haben nach sorgfältiger Überlegung die Entscheidung getroffen, die Herstellung und Lieferung unserer Humaninsuline (Insuman Rapid, Comb 25 und Basal, Anm. d. Red.) weltweit einzustellen, um damit die Produktion unserer häufiger verordneten Insuline abzusichern.“
Aus der Insuman-Reihe verbleibt lediglich Insuman® Infusat. Für dieses war zuletzt allerdings noch ein anhaltender Engpass bis Juni 2025 vermeldet worden.Quelle: daz.online / gg
Techniker ist technisch auf E-Rezept vorbereitet
Die Techniker Krankenkasse (TK) teilte am vergangenen Mittwoch mit, dass sie als erste Krankenkasse die Anforderungen für die E-Rezept-Einlösung via eGK umgesetzt habe. „Die TK hat das neue Verfahren erfolgreich in ihre IT integriert und kann die erforderlichen sogenannten Prüfnachweise, die die Apotheken bei den Kassen abrufen, versenden“, heißt es in der Pressemeldung. „Wir sind startbereit und hoffen, dass die technischen Voraussetzungen in Apotheken und Arztpraxen ebenfalls zeitnah geschaffen werden“, erklärte Jens Baas, Vorstandsvorsitzender der TK.
Baas freut sich: „Damit gibt es nun endlich einen komfortablen Prozess für Patientinnen und Patienten für das E-Rezept.“ Das E-Rezept werde sich nur in der breiten Bevölkerung durchsetzen, wenn es komfortabler ist als der bisherige rosa Schein. Der digitale Weg dürfe nicht komplizierter sein als der analoge. Quelle: daz.online, ks / mia
Pro Generika mahnt: Maßnahmen zu Lieferengpässen zu teuer
Der Pharmaverband Pro Generika hält die Pläne der Bundesregierung im Kampf gegen Arzneiknappheit für unzureichend. Kein Unternehmen werde auf Basis des Arzneimittel-Lieferengpassbekämpfungs- und Versorgungsverbesserungsgesetzes (ALBVVG) seine Lieferketten stabilisieren und Produktionskapazitäten ausbauen können, sagt Thomas Weigold, Vorstand bei Pro Generika und Geschäftsführer Deutschland des Arzneiherstellers Sandoz. Die Politik müsse das Gesetz nachbessern.
Der Verband hat die Unternehmensberatung MundiCare beauftragt, mehrere Maßnahmen gegen Arzneimittel-Knappheit zu untersuchen. Diese kommt zu dem Resultat, dass zwar alle Maßnahmen Lieferketten robuster machen könnten, ihre Umsetzung aber angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen unrealistisch sei und es zu lange dauern würde, bis sie wirken.
Von der Politik forderte Pro Generika daher unter anderem eine staatliche Förderung für wettbewerbsfähige Produktionsstandorte in Europa und eine Abkehr vom „alleinigen Fokus“ auf den Arzneimittelpreis. Denn schon jetzt sei die Produktion oft kaum kostendeckend. Das ALBVVG sichere bestehende Hersteller im Markt, genüge aber nicht, um Produktion von Asien nach Deutschland zurückzuholen, sagt Weigold. Quelle: dpa / mia
desderman® Händedesinfektion jetzt mit Ethanol aus nachwachsenden Rohstoffen
Für seine desderman® Händedesinfektion verwendet schülke nun Ethanol, das zu 100 Prozent aus regenerativen Rohstoffen gewonnen wird, die zu über 90 Prozent aus der EU-Landwirtschaft stammen. Der Alkohol ist chemisch identisch mit Ethanol, das aus fossilen Quellen stammt. An der Formel der Händedesinfektion hat sich jedoch nichts geändert.
Erhältlich auch als hyclick® Spenderlösung, schützt desderman® Händedesinfektion ganzjährig sicher vor Infektionen und weist ein breites Wirkspektrum inklusive viruzid gemäß EN 14476 auf.
Neues Anthelminthikum in der klinischen Prüfung
Spulwurm, Hakenwurm, Peitschenwurm – sie alle gehören zu den bodenübertragenen, parasitären Würmern, mit denen zahlreiche Menschen weltweit infiziert sind. Insbesondere beim Peitschenwurm wirken bislang verfügbare Anthelminthika wie Albendazol allerdings nur unzureichend.
Eine Phase-2a-Studie des Schweizerischen Tropen- und Public-Health-Instituts liefert nun Hinweise darauf, dass der bislang nur in der Veterinärmedizin eingesetzte Wirkstoff Emodepsid auch beim Menschen wirksam und sicher ist.
Man habe zeigen können, dass Emodepsid besser als die Vergleichsbehandlung sowie Placebo wirkte, so die Forschenden. Und zumindest bei Hakenwurminfektionen zeigte sich eine dosisabhängige Wirkung. Als Nebenwirkungen traten innerhalb der ersten 48 Stunden nach der Behandlung Kopfschmerzen, Sehstörungen und Schwindel auf. Schwere Nebenwirkungen wurden nicht beobachtet. Quelle: daz.online, gg / mia
Mit Ultraschall und Plasma gegen Arzneimittelrückstände im Abwasser
Greifswalder Forscher arbeiten an Anlagen, die Arzneimittelrückstände und Pestizide wirksam aus dem Abwasser entfernen. Dazu kombinieren sie herkömmliche Methoden und neue Technologien wie Ultraschall und Plasma. Die Technik soll auch helfen, resistente Erreger etwa aus Krankenhausabwässern zu entfernen.
Die Forscher berichten, dass aktuell ein neues Projekt in Zusammenarbeit mit einem kommunalen Krankenhaus geplant sei, um Röntgenkontrastmittel abzubauen, da dort die Grenzwerte für diese Stoffe für eine direkte Einleitung ins Abwassersystem deutlich überschritten würden. Hierzu soll ein mobiles Plasmasystem entwickelt werden.
Abbausysteme im größeren Maßstäben zu implementieren, sei derzeit jedoch noch mit diversen Hürden verbunden. Es gibt kaum rechtlich verbindliche Grenzwerte für Arzneimittelrückstände und Pestizide in Abwasser, weshalb das Bewusstsein der Abwasserindustrie für dieses Problem noch nicht sehr groß sei, erklären die Forscher.
Weiteres zu den Forschungsergebnissen und Plänen können Sie bei daz.online nachlesen.
Edeka spendet 200.000 Euro an die Alzheimer Forschung Initiative
Mit dem sogenannten Weihnachtshasen, der in den Wochen vor Ostern in Edeka-Märkten verkauft wurde, sammelte der Unternehmensverbund 1 Euro pro verkauften Hasen für die Alzheimer Forschung Initiative e.V.
Edeka-Vorstandsmitglied Claas Meineke freute sich, dass er schließlich einen Spendenscheck von insgesamt 200.000 Euro dem Verein überreichen konnte.
„Wir von der AFI bedanken uns herzlich für die großzügige Unterstützung und die tolle Zusammenarbeit! Mit der Kampagne konnten wir auf sehr emotionale Weise für die Alzheimer-Krankheit sensibilisieren. Die großzügige Spende ermöglicht uns außerdem die Förderung von dringend notwendiger Alzheimer-Forschung – denn leider ist die Krankheit noch nicht heilbar“, erklärt Daniel Mey, Leiter Fundraising bei der AFI. Quelle: PM AFI / mia
Wurden Contergan-Fälle rechtswidrig entschieden?
Tagesschau.de berichtet, dass nach Recherchen von NDR, WDR und SZ Contergan-Fälle in den letzten Jahrzehnten mutmaßlich rechtswidrig entschieden worden sind.
Im Zuge einer Gesetzesänderung hatten ab 2009 mutmaßliche Contergan-Geschädigte einen neuen Antrag auf Leistungen durch die Contergan-Stiftung gestellt. Doch viele Anträge seien mit der Begründung abgelehnt worden, die Behinderungen der Betroffenen könnten auch andere Ursachen, zum Beispiel genetische Veränderungen, haben, berichtet tagesschau.de.
Nun berichten mehrere Medien mit Verweis auf einen aktuellen Beschluss des Oberverwaltungsgerichts in Münster, dass die Stiftung über viele Jahre die Anträge nicht gesetzeskonform geprüft habe. Aus dem Gerichtsbeschluss gehe hervor, dass die Prüfungen „nach derzeitigem Sachstand voraussichtlich (...) nicht den gesetzlichen Anforderungen“ genügt haben. So habe der Vorsitzende der Stiftung allein die Anträge geprüft und darüber entschieden. Allerdings muss laut Conterganstiftungsgesetz eine Kommission aus fünf Mitgliedern die Anträge prüfen.
Die Stiftung widerspricht, dass ihr Vorgehen nicht rechtmäßig gewesen sei. Nun muss das Oberverwaltungsgericht in Münster klären, was nun tatsächlich rechtens ist. Eine Entscheidung wird Ende des Jahres erwartet. Quelle: tagesschau.de / mia