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Zum Internationalen Tag der Toleranz am 16. November: Diskriminierung: Welche Formen gibt es?

in zwei hohlen Händen liegt Scherenschnitt mit diversen Menschentypen
Lebenskonzepte, äußere Erscheinung, Herkunft oder andere Merkmale eines Menschen dürfen nicht dazu dienen, um ein Urteil über eine Person zu fällen. | Bild: SewcreamStudio / AdobeStock

Im Alltag treffen wir auf viele Formen der Benachteiligung und oft ist uns gar nicht bewusst, dass es sich dabei um Diskriminierung handelt. Aufgrund von Geschlecht, sexueller Orientierung, Alter, sozialem oder finanziellem Status, ethnischer Herkunft oder besonderer persönlicher Merkmale werden Menschen im täglichen Leben in „Denkschubladen“ gesteckt. 

Diese unbewussten Voreingenommenheiten – auch Unconscious Bias genannt – lassen sich nicht einfach abschalten. Sie bilden verhaltenswirksame Tendenzen in der Beurteilung von Menschen, die auf unbewusste Wahrnehmungs- und Lernmechanismen zurückgehen.

Stereotypen und Kategorien beruhen auf unseren Lernerfahrungen, denn das Denken in Kategorien vereinfacht eine schnelle Einordnung einer Sachlage. Ohne solche vereinfachten Muster müssten Menschen jede Situation neu bewerten, was einen extremen mentalen Aufwand bedeuten würde. 

Die Kategorisierung verhindert allerdings, dass Menschen in ihrer Einzigartigkeit und mit ihren jeweils besonderen Talenten wahrgenommen werden. Unreflektierte Vorurteile erschweren damit die Chancengerechtigkeit. Um Benachteiligungen entgegenzuwirken, ist es daher wichtig, sich der verschiedenen Formen bewusst zu werden. 

Bodyshaming: Diskriminierung aufgrund des Körpers

Viele Menschen müssen sich täglich Kommentare zu ihrer Figur oder ihrem Gewicht anhören. Im Fall von Bodyshaming geht dies soweit, dass eine Person aufgrund ihrer körperlichen Erscheinung beurteilt, beleidigt oder abgewertet wird. 

Diese Art der Diskriminierung ist sehr weit verbreitet, und das nicht nur in den sozialen Medien. Auch im realen Leben werden Menschen, die den vorgegebenen Idealen nicht entsprechen, oft diskriminiert und gemobbt. Was als „schön“ gilt und welches Aussehen aktuell attraktiv wirkt, ist dabei einem ständigen Wandel unterworfen. 

Ein erster wichtiger Schritt gegen Bodyshaming ist, negative Kommentare über das Aussehen grundsätzlich zu unterlassen und Gesprächspartner darauf hinzuweisen, wenn diese über andere lästern oder andere damit belästigen.

Ungleichbehandlung aufgrund von Status

Auch eine Beurteilung von Kunden und Kollegen aufgrund ihres sozialen oder beruflichen Status ist eine Form der Ungleichbehandlung. Sätze wie „Du bist nur PTA!“ oder „Das verstehst du nicht, du hast nicht studiert!“ sind zudem abwertend und verletzend. 

Eine Differenzierung aufgrund des beruflichen Hintergrunds ist oft auch nicht notwendig, zum Beispiel wenn es um die Ausstattung des Arbeitsplatzes geht, die Förderung der Weiterbildung oder einfach um eine persönliche Meinung ohne fachlichen Bezug. 

Sexismus – nicht nur Frauen sind betroffen

Sexismus geschieht, wenn eine Person in abschätziger Weise auf ihr Geschlecht reduziert wird. Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich bei der betreffenden Person um eine Frau oder einen Mann handelt. Denn im Alltag erfolgt die Diskriminierung der Männer genauso häufig wie die der Frauen, doch ist das vielen Menschen (noch) nicht bewusst. 

Aufgrund der Diskussionen um die Frauenquote machen sich auch Männer Sorgen um gerechte Personalentscheidungen, denn auch in Stellenanzeigen öffentlicher Arbeitgeber liest man oftmals „Frauen werden bevorzugt eingestellt“. Überdies wird es noch immer nicht in jedem Betrieb als selbstverständlich angesehen, dass Väter Elternzeit nehmen oder in Teilzeit arbeiten.  

Um sexistische Kommentare und Benachteiligungen beider Geschlechter zu vermeiden, hilft auch ein sensibler Umgang mit Verallgemeinerungen, wie etwa „typisch Mann“ oder „typisch Frau“.

Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität oder Orientierung

Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität oder Orientierung kann auf vielen Ebenen stattfinden. Sie betrifft nicht nur Homo- oder Transsexuelle, sondern auch Menschen, die andere Formen der partnerschaftlichen Lebensführung bevorzugen wie beispielsweise „offene Beziehungen“.

Weicht das Lebenskonzept eines Menschen von den gängigen Idealvorstellungen ab, wird es trotz gesetzlicher Grundlagen oft kritisiert und nur schwer akzeptiert. Insbesondere am Arbeitsplatz, wo zwischenmenschliche Beziehungen oft eher oberflächlich sind, gestalten sich Coming-outs sehr schwer und werden aus Sorge vor negativen Folgen oft lange vermieden.

Diskriminierung aktiv verhindern

Vieles, was von eigenen Idealen und Vorstellungen abweicht, erscheint fremd. Dennoch dürfen Lebenskonzepte, äußere Erscheinung, Herkunft oder andere Merkmale eines Menschen nicht dazu dienen, um ein Urteil über eine Person zu fällen.  

Ausgrenzung ist verletzend und hinterlässt Spuren in der Psyche der Betroffenen. Es ist daher wichtig, auf sämtliche Formen der Ungleichbehandlung und Benachteiligung zu reagieren und sich dagegen einzusetzen.

Betroffene und Interessierte können sich z. B. bei der Antidiskriminierungsstelle des Bundes oder bei der Charta der Vielfalt beraten lassen und über die Problematik informieren.