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Vorurteile machen krank

Eine rot gefärbte Holzfigur steht vor einer Gruppe ungefärbter Holzfiguren
Im Zusammenleben mit anderen Menschen sind bestimmte Vorurteile nützlich, um sich sinnvoll verhalten zu können. Doch sollten diese immer wieder kritisch hinterfragt werden, um niemanden zu benachteiligen. | Bild: Андрей Яланский / Adobe Stock

Vorurteile sind zunächst einmal eine ganz natürliche und auch sinnvolle Reaktion. Schließlich benötigen wir gewisse Schubladen und Schablonen, um im Alltag zurechtzukommen. Dank der vorgefertigten Schemata in unserem Kopf erkennen wir zum Beispiel auf den ersten Blick eine Straßenbahn. Wir können auch problemlos eine stachelbewehrte Wespe von einer harmlosen Libelle unterscheiden und uns dementsprechend verhalten. 

Allerdings ist es angebracht, die existierenden Bilder immer mal wieder zu überprüfen und gegebenenfalls zu revidieren. So sieht die Straßenbahn inzwischen vielleicht ganz anders aus als vor zehn Jahren. Und wenn wir wissen, dass eine Wespe nur unter bestimmten Umständen sticht, müssen wir bei ihrem Anblick nicht gleich in Panik geraten.

Sich seiner Vorurteile bewusst werden

Auch im Zusammenleben der Menschen sind bestimmte Vorurteile nützlich, um sich sinnvoll verhalten zu können. Jeder Mensch bedient sich solcher vorgefertigten Ansichten. Doch auch hier sollten wir die im Kopf befindlichen Schemata immer wieder auf den Prüfstand stellen. Denn unflexible und generalisierte Bilder von Menschen können dafür sorgen, dass wir andere – bewusst oder unbewusst – vorschnell beurteilen, abwerten, zurückweisen oder benachteiligen.

Um eigene Vorurteile abzubauen, muss man allerdings erst mal wissen, dass man welche hat. Und das ist offenbar nur bei 38 Prozent der Menschen der Fall, wie eine repräsentative Befragungsstudie im Auftrag der IKK classic 2021 zeigte.

Eine Mehrheit hat Diskriminierung erlebt

Zudem hätten rund 60 Prozent der Menschen in Deutschland selbst schon Vorurteile und Diskriminierung erfahren. Dies geschah entweder im Internet oder im direkten Umgang – im Arbeitskontext, in der Schule oder in der Öffentlichkeit. Betroffen waren zum Beispiel Menschen mit Übergewicht oder mit Migrationshintergrund. 

Die Studie zeigte, dass Menschen aus der LGBTQIA+-Community sowie Menschen mit bestimmten körperlichen Merkmalen oder einem Handicap besonders unter Diskriminierung leiden. 

Gut zu wissen: Wofür steht LGBTQIA+?

LGBTQIA+ ist eine Abkürzung für Lesben, Schwule, Bisexuelle, Transgender, Queere, Intersexuelle, Asexuelle und viele mehr (+).

Die Intention der Studie war es, die persönlichen Langzeitauswirkungen von Vorurteilen und Diskriminierung auf die Betroffenen zu ermitteln. Dabei stellte sich heraus, dass es nur den wenigsten gelingt, offensiv mit Diskriminierung umzugehen und Stärke daraus zu ziehen. Die Mehrheit reagiert defensiv und frisst negative Gefühle in sich hinein. Das kann weitreichende seelische und körperliche Folgen haben.

Gesundheitliche Langzeitfolgen von Diskriminierung

Stark diskriminierte Menschen leiden gegenüber Nicht-Diskriminierten häufiger unter Krankheiten. Die Studie der IKK classic zeigte einige deutliche Zusammenhänge auf:

  • Zusammenbrüche bzw. Burnout: 3,4-mal häufiger
  • Migräne bzw. chronische Kopfschmerzen: 3-mal häufiger
  • Angststörungen und Phobien: 2,8-mal häufiger
  • Depressionen: 2,5-mal häufiger
  • Schlafstörungen: 2,3-mal häufiger
  • Magen-Darm-Erkrankungen: 2,3-mal häufiger

Menschen, die stark von Diskriminierung betroffen sind, fühlen sich verglichen mit Nicht-Diskriminierten 3-mal seltener rundum gesund. Sie bezeichnen sich außerdem mehr als 7-mal häufiger als sehr unzufrieden mit ihrem Leben im Allgemeinen.

Das beste Gegenmittel: Kontakte

Es ist also auch aus gesundheitlicher Perspektive wichtig, etwas gegen Diskriminierung zu unternehmen. Die Studie zeigte Präventions- und Interventionsmöglichkeiten auf, um das Risiko für diskriminierendes Verhalten zu reduzieren. Demnach ist das wirksamste Mittel gegen Vorurteile der Kontakt zu anderen Personen und die Interaktion mit ihnen und sozialen Gruppen. Als Faustregel gilt dabei: 5 Kontakte können 1 Vorurteil brechen.

Weitere Informationen unter www.vorurteile-machen-krank.de.