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Kostenloses Demenz-Screening in Bayern

Demenztest Uhr zeichnen MoCA
Mittels Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCA), einem wissenschaftlich gültigen Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, werden in Bayern Menschen auf ihre Gedächtnisleistung getestet. | Bild: Ivan / AdobeStock

Demenzdiagnosen werden häufig erst sehr spät gestellt, oft zu spät. Doch nun können Betroffene kostbare Zeit gewinnen – gerade dann, wenn sie fernab von medizinischen Einrichtungen leben, die auf Demenz spezialisiert sind. 

Das Digitale Demenzregister Bayern (digiDEM Bayern), das an der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) angesiedelt ist, führt bundesweit erstmalig regionale Bevölkerungsscreenings in ländlichen Regionen durch. Bürger in Bayern können direkt vor Ort ihre Gedächtnisleistung kostenfrei und mit Hilfe eines wissenschaftlichen Kurztests überprüfen lassen. Bislang nutzten 499 Menschen in insgesamt 21 Städten und Gemeinden diese Möglichkeit. 

Bayernweites Netzwerk  

digiDEM Bayern kooperiert nicht nur mit Städten, Gemeinden, Pflegestützpunkten oder Fachstellen für pflegende Angehörige. Das Demenz-Forschungsprojekt setzt auf ein tragfähiges bayernweites Netz aus Forschungspartnern und Projektassistenzen, die vor Ort screenen. 

Die Nachfrage bei den Screeningtagen sei sehr groß. Die Menschen wollen sich informieren, weil sie viele Ängste haben. Bei den Screenings können sie sich einen Eindruck über ihren Ist-Zustand verschaffen.

Stattliche Zahl an bayernweiten Demenztests

Die Volkskrankheit Demenz ist unterdiagnostiziert. Laut einer deutschen Studie haben 60 Prozent der Menschen mit deutlichen Gedächtnisbeeinträchtigungen keine gesicherte Diagnose erhalten. Dies bedeutet, dass viele Betroffene nicht wissen, dass sie an Demenz erkrankt sind. 

Bisher führte digiDEM Bayern mit seinen Kooperationspartnern in 21 bayerischen Städten und Gemeinden, etwa in den Regierungsbezirken Unterfranken, Oberpfalz und Oberbayern, Demenz-Screeningtage durch. „Dabei haben insgesamt 499 Menschen an den kostenlosen Voruntersuchungen teilgenommen. Bei 38,2 Prozent davon lag ein abklärungsbedürftiger Befund vor“, weiß Prof. Dr. Peter Kolominsky-Rabas, Neurologe und einer der Projektleiter von digiDEM Bayern.  

„Bei Menschen, die im Demenz-Screening Hinweise auf kognitive Beeinträchtigungen zeigen, empfehlen wir, dringend und zeitnah eine Gedächtnisambulanz, Gedächtnissprechstunde oder Memory-Klinik aufzusuchen und sich dort sorgfältig testen und untersuchen zu lassen“, erklärt der Leiter des Interdisziplinären Zentrums für Health Technology Assessment (HTA) und Public Health der FAU weiter. Hierzu kann der Hausarzt wenn nötig eine Überweisung ausstellen.

Wissenschaftlich anerkannter Kurztest

Allein der digiDEM Bayern-Demenz-Screeningtag in Heiligenstadt und seinen drei Ortsteilen Siegritz, Teuchatz und Hohenpölz stieß auf regen Zuspruch. Innerhalb eines Tages wurden insgesamt 58 Kurztests durchgeführt. In Bad Neustadt, Bad Königshofen und Bischofsheim in Unterfranken ließen sich sogar 132 Bürger die kostenlose Möglichkeit, sich testen zu lassen, nicht entgehen. 

Zum Einsatz kommt dabei jeweils der sogenannte Montreal-Cognitive-Assessment-Test (MoCA), ein wissenschaftlich gültiges Verfahren zur Erfassung kognitiver Fähigkeiten, wie etwa dem Kurzzeitgedächtnis.

Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen  

Im unterfränkischen Landkreis Rhön-Grabfeld ist der Stellenwert des Demenzscreenings bekannt. Hierzu sagt Manuel Kalla, Abteilungsleiter kommunale und soziale Angelegenheiten des Landkreises Rhön-Grabfeld: „Die Früherkennung bietet die Chance, rechtzeitig Beratungs- und Unterstützungsangebote in Anspruch nehmen zu können, und erleichtert so das Leben mit Demenz.“

Wer bei Hinweisen auf leichte kognitive Einschränkungen seine Gedächtnisleistung in Bayern umfangreich überprüfen lassen möchte, kann sich an eine entsprechende diagnostische Einrichtung (Gedächtnisambulanz, Gedächtnissprechstunde oder Memory Klinik) in seiner Nähe wenden. Eine Übersicht finden Sie auf der Homepage von digiDEM Bayern.

Ausführliche Informationen zum Ablauf einer ärztlichen Abklärung einer möglichen Demenz gibt es unter https://www.ppm-online.org.

Wer als Mensch mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder einer leichten Demenz am digiDEM Bayern-Forschungsprojekt teilnehmen und zur Demenzforschung beitragen möchte, kann sich unter https://digidem-bayern.de/digidem-in-ihrer-naehe/ informieren und beraten lassen.

Was ist eigentlich das digiDEM Bayern?

digiDEM Bayern baut ein digitales Demenzregister für Bayern auf, um den Langzeitverlauf der Erkrankung besser zu verstehen und die Versorgungssituation von Menschen mit Demenz und deren Angehörigen in ganz Bayern zu verbessern. Dafür werden Menschen mit leichten kognitiven Beeinträchtigungen oder Demenz und ihre pflegenden Angehörigen zu ihrer Situation systematisch befragt.  

Darüber hinaus entwickelt digiDEM Bayern digitale Angebote für Menschen mit kognitiven Einschränkungen und Demenz sowie für pflegende Angehörige und ehrenamtliche Helfer. So gibt es zum Beispiel die Angehörigenampel, einen kostenlosen, anonymen Selbsttest, der pflegenden Angehörigen mittels gezielter Fragen den Grad ihrer persönlichen Belastung anzeigt und ihnen damit einen Anstoß zur Veränderung der Lebenssituation gibt. Anders der digiDEM Bayern-Fragebogen DEMAND. Er hilft, die eigenen Versorgungsbedarfe zu erkennen. 

Zu den weiteren digitalen Angeboten gehören unter anderem ein Hörtest, ein Wissenstest Demenz, ein Online-Fragebogen, mit dem nahestehende Personen von Betroffenen deren kognitiven Abbau einschätzen können, Live-Webinare inklusive Mediathek sowie der Science Watch-Newsletter. Außerdem gibt es ein Booklet, in dem digitale Angebote für Menschen mit Gedächtnisbeeinträchtigungen und ihre An- und Zugehörigen übersichtlich zusammengefasst sind.

digiDEM Bayern ist ein interdisziplinäres Forschungsprojekt der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg, des Uniklinikums Erlangen und des Innovationsclusters Medical Valley Europäische Metropolregion Nürnberg. Gefördert wird das Projekt vom Bayerischen Staatsministerium für Gesundheit und Pflege (StMGP) im Rahmen des Masterplans „BAYERN DIGITAL II“.

Weiterführende Informationen finden Sie auf der Website von digiDEM Bayern.

Forschungsprojekt mit Praxisrelevanz

Im Rahmen einer Studie befragt digiDEM Bayern gemeinsam mit den Forschungspartnern und Projektassistenzen seit Januar 2021 Menschen mit kognitiven Einschränkungen sowie pflegende An- und Zugehörige. Ziel ist es, mit Hilfe der gewonnenen Erkenntnisse die Lebensbedingungen der Betroffenen zu verbessern und ihnen digitale Unterstützungsangebote bereitzustellen.

Als die Wissenschaftler im November 2022 den tausendsten Studienteilnehmenden zählten, sagte Bayerns Gesundheits- und Pflegeminister Klaus Holetschek: „Ich freue mich sehr, dass so viele Bürgerinnen und Bürger aktiv am Forschungsprojekt teilnehmen.“ Er unterstrich: „Menschen mit Demenz brauchen unsere volle Aufmerksamkeit. Deshalb unterstützen wir im Rahmen der Bayerischen Demenzstrategie die Versorgungsforschung von digiDEM Bayern. digiDEM Bayern leistet einen innovativen, digitalen Beitrag zur Verbesserung der Lebensbedingungen von Menschen mit Demenz und ihren pflegenden An- und Zugehörigen.“