ADHS: Walnüsse für mehr Aufmerksamkeit?
Walnüsse enthalten die Omega-3-Fettsäure alpha-Linolensäure (ALA), die zur Gehirnentwicklung beiträgt. In Supplementen für die Schwangerschaft und Stillzeit ist diese Fettsäure häufig enthalten.
Nicht nur beim kindlichen Heranwachsen des Hirns, auch und gerade in der Adoleszenz kommt es zu neurologischen Veränderungen im zentralen Nervensystem: Durch die hormonelle Umstellung wird das synaptische Wachstum des Frontallappens stimuliert.
Dieses Gehirnareal ist wichtig für die neuropsychologische Reifung, das heißt für die Entwicklung komplexerer emotionaler und kognitiver Funktionen. Neurone, die ausreichend mit ALA versorgt sind, können wachsen und stärkere Nervenverbindungen ausbilden.
Studie untersuchte Effekt von Walnüssen auf Konzentration
In der randomisierten kontrollierten Studie ohne Placebogruppe, die im Online-Journal „eClinicalMedicine“ erschienen ist, wurde der Effekt von Walnusskernen auf die Konzentration und Aufmerksamkeit von Jugendlichen untersucht.
771 Schüler im Alter von elf bis 16 Jahren (Durchschnittsalter 13,9 Jahre) aus zwölf Gymnasien in Barcelona wurden in zwei Gruppen eingeteilt. Die Verumgruppe erhielt Beutel mit 30 g Walnusskernen darin, von denen sie über sechs Monate jeweils einen Beutelinhalt am Tag verzehren sollten. Als adhärent wurden Teilnehmende definiert, die dies an mehr als 100 Tagen taten.
Die Vergleichsgruppe erhielt keine Intervention. Ausschlusskriterien waren unter anderem die Einnahme von Supplementen mit mehrfach ungesättigten Omega-3-Fettsäuren oder ein täglicher Walnusskonsum. Mit 30 g Walnusskernen kann die empfohlene tägliche Zufuhr von 0,5 Prozent der zugeführten Energie aus ALA erreicht werden (die verwendeten kalifornischen Walnüsse enthalten circa 9 g ALA pro 100 g).
Walnuss-Konsum verbessert ADHS-Symptomatik
Sowohl zu Beginn der Studie als auch nach sechs Monaten wurde der Gehalt an alpha-Linolensäure in den roten Blutkörperchen der Probanden gemessen. An beiden Zeitpunkten wurden mit den Jugendlichen Tests durchgeführt, die ihre neuropsychologische Entwicklung, Aufmerksamkeitsfähigkeit, Konzentration und andere kognitive Marker überprüften.
Nach dem Interventionszeitraum wurde im Blut von Probanden der Walnuss-Gruppe, die angaben, adhärent gewesen zu sein, signifikant mehr ALA gemessen als bei der Kontrollgruppe (0,04 Prozent höhere Durchschnittsmenge). Der Inhaltsstoff der Walnuss wurde also vom Körper aufgenommen.
Jugendliche mit ADHS konnten ihre langanhaltende Konzentrationsfähigkeit durch Walnuss-Konsum verbessern. Insgesamt nahm die ADHS-Symptomatik in der Verumgruppe ab.
Außerdem erreichten die Teilnehmenden der Interventionsgruppe höhere Werte bei der Überprüfung der fluiden Intelligenz und Aufmerksamkeit – jedoch nicht signifikant. Die neuropsychologischen Funktionen (also zum Beispiel das Arbeitsgedächtnis und situationsangepasstes Verhalten) unterschieden sich zwischen den beiden Studiengruppen hingegen nicht.
Gut zu wissen: Was ist die fluide Intelligenz?
Die fluide Intelligenz umfasst beispielsweise die Fähigkeit, logisch zu denken und Probleme zu lösen.
Gerade Jugendliche mit ADHS scheinen von einer zusätzlichen Zufuhr von ALA in Form von Walnüssen zu profitieren. Und wenn’s nicht hilft, dann schmeckt’s wenigstens.