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Plasmid-DNA-Impfstoffkandidat: Impfung gegen Brustkrebs: Phase-I-Studie stimmt positiv

Gegen Brustkrebs kann aktuell nicht geimpft werden, aber es gibt Forschung dazu. | Bild: vectorfusionart / AdobeStock

Mit 70.000 Neudiagnosen im Jahr zählt Brustkrebs zu den häufigsten Krebserkrankungen bei Frauen in Deutschland. 15–30 Prozent von ihnen haben einen sogenannten HER2-positiven Tumor, bei dem der epidermale Wachstumsfaktorrezeptor (HER2) von den Krebszellen vermehrt gebildet (überexprimiert) wird. Dies hat zur Folge, dass die Tumoren schneller wachsen und auch die Wahrscheinlichkeit für Rezidive erhöht ist.

Andererseits kann HER2 auch als direktes Arzneimitteltarget genutzt werden, so setzt beispielsweise der Antikörper Trastuzumab an dieser Stelle an. Und auch ein neu entwickelter Impfstoffkandidat nimmt HER2 ins Visier.

Sicherheit des Impfstoffkandidaten in Phase-I-Studie untersucht

Der neue Impfstoffkandidat zielt auf die intrazelluläre Domäne von HER2 ab. Für einen Teil dieser kodiert die im Impfstoffkandidaten enthaltene Plasmid-DNA. Als Wirkverstärker (Adjuvans) ist löslicher Granulozyten-Makrophagen-Kolonie-stimulierender Faktor (GM-CSF) enthalten.

Zur Erinnerung: Was ist ein Plasmid?

Unter Plasmiden versteht man kleine, ringförmige DNA-Stücke. Sie kommen natürlicherweise z. B. in Bakterienzellen vor. In der Biotechnologie werden sie u. a. genutzt, um bestimmte Gene rasch zu vervielfältigen. /sn

Die Idee dahinter: Patientinnen, die im Laufe ihrer Krebserkrankung eine körpereigene Immunreaktion gegen HER2 entwickeln, haben eine bessere Prognose als Patientinnen, bei denen dies nicht passiert. Der Haken: HER2 wird nicht nur von Tumorzellen exprimiert, sondern von vielen Körperzellen. Daher sollte eine Phase-I-Studie nun zeigen, dass der Impfstoffkandidat die gewünschte Immunreaktion auslöst, aber für die Anwenderinnen sicher ist.

Design der Phase-I-Studie

An der nicht randomisierten, unverblindeten, einarmigen Studie nahmen 66 Patientinnen teil, die sich nach einer abgeschlossenen Chemotherapie eines HER2-positiven Brustkrebses in den fortgeschrittenen Stadien III oder IV nun in Remission befanden. Sie erhielten mit jeweils einmonatigem Abstand drei Impfungen mit entweder 10, 100 oder 500 µg der Plasmid-DNA. Die Nachbetreuung fand über einen Zeitraum von 10 Jahren (Medianwert, Spanne 3–13 Jahre) statt. 

Wenig Nebenwirkungen beobachtet

Hinsichtlich der Sicherheit beschränkten sich die unerwünschten Wirkungen im Wesentlichen auf Rötung und Schmerzen an der Einstichstelle sowie grippeähnliche Symptome kurz nach der Impfung. Obwohl die gewünschte Immunreaktion bei den Patientinnen gemessen werden konnte, insbesondere bei denen der 100- und 500-µg-Gruppe, kam es im Laufe der mehrjährigen Nachbetreuung nicht zu Autoimmunreaktionen gegen gesunde Körperzellen, die HER2 exprimierten.

Erfreuliche Beobachtung zu Überlebenswahrscheinlichkeit

Eine Beobachtung freut die Forschenden besonders: „Wir haben diese Frauen nun zehn Jahre lang begleitet und 80 Prozent von ihnen sind noch am Leben“ sagt Prof. Dr. Mary Disis. Das sei bemerkenswert, da Frauen mit vergleichbaren Brustkrebserkrankungen eine 5-Jahres-Überlebenswahrscheinlichkeit von gerade einmal 50 Prozent hätten. 

Natürlich seien diese Beobachtungen aber mit Vorsicht zu genießen, schließlich sei die Phase-I-Studie nicht konzipiert gewesen, um solche Aussagen belegen zu können. Es stimmt aber optimistisch für die jetzt beginnende Phase-II-Studie.