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Die 19 bedrohlichsten Pilz-Pathogene weltweit

Kind hat Belag auf der Zunge
Candida albicans besiedelt häufig die Schleimhaut des Menschen. | Bild: Victoria М / AdobeStock

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat eine Liste mit dem Namen FPPL veröffentlicht. Die Abkürzung steht für „Fungal Priority Pathogens List“ und führt die derzeit 19 bedrohlichsten Pilzerreger auf. Diese Liste ist laut WHO die erste globale Anstrengung, Pilze hinsichtlich Forschungs- und Entwicklungsbedarf systematisch zu priorisieren. So sollen Forschung und Politik vorangetrieben werden, auf die Bedrohung durch Pilzinfektionen und Pilzresistenzen zu reagieren.

Forschungsbedarf bei Diagnose und Therapie von Pilzerkrankungen

Derzeit seien nur vier Arzneimittelklassen zur Behandlung von Pilzen verfügbar und nur wenige Antimykotika in der klinischen Entwicklung. Auch die (schnelle) Diagnose von Pilzerkrankungen bereite Probleme und die Klimakrise sowie der Reiseverkehr beförderten die Ausbreitung. Die Resistenz gegen Antimykotika sei zum Teil auch auf den unsachgemäßen Einsatz von Antimykotika zurückzuführen – beispielsweise wurde der unsachgemäße Einsatz in der Landwirtschaft mit steigenden azolresistenten Aspergillus-fumigatus-Infektionen in Verbindung gebracht.

Gerade Patienten mit Krebs, HIV, Organtransplantationen, chronischen Atemwegserkrankungen und Tuberkulose sind durch invasive Pilzinfektionen gefährdet. Doch auch das Risiko in der Allgemeinbevölkerung steigt laut WHO, da auch häufige Pilzinfektionen im Mund oder etwa Vaginalpilz zunehmend behandlungsresistent werden.

19 Pilzerreger in drei Kategorien aufgeteilt

Die FPPL unterteilt die Pilz-Pathogene in drei Kategorien. Die Liste soll jedoch sorgsam interpretiert werden, da in regionalem und lokalem Kontext einige endemische Erreger von größerer Bedeutung sein könnten:

Kritische Priorität

  • Cryptococcus neoformans
  • Candida auris
  • Aspergillus fumigatus
  • Candida albicans

Hohe Priorität

  • Nakaseomyces glabrata (Candida glabrata)
  • Histoplasma spp.
  • Eumycetoma causative agents
  • Mucorales
  • Fusarium spp.
  • Candida tropicalis
  • Candida parapsilosis

Mittlere Priorität

  • Scedosporium spp.
  • Lomentospora prolificans
  • Coccidioides spp.
  • Pichia kudriavzeveii (Candida krusei)
  • Cryptococcus gattii
  • Talaromyces marneffei
  • Pneumocystis jirovecii
  • Paracoccidioides spp.

Wo kommen die Pilzerreger vor?

Laut Robert Koch-Institut (RKI) werden Kryptokokkosen durch C. neoformans überwiegend bei immunsupprimierten Patienten mit T-Zell-Defekt beobachtet und gehören zu den „AIDS-definierenden“ Erkrankungen. Das Primärstadium der Infektion tritt häufig klinisch nicht in Erscheinung, kann sich aber auch klinisch als Pneumonie manifestieren. Neben einer subakuten Meningoencephalitis (Entzündung von Gehirn und Hirnhäuten) kann auch eine chronische Meningitis (Hirnhautentzündung) auftreten, auch Hautveränderungen können nachweisbar sein.  

Candida auris wurde 2009 erstmals beschrieben und kann sowohl invasive Infektionen als auch Kolonisationen verursachen. Der Pilz zeichnet sich insbesondere durch seine Übertragung von Patient zu Patient in Krankenhäusern aus. Zudem werden seine Resistenzen gefürchtet. 

Der Schimmelpilz Aspergillus fumigatus kommt überall in der Natur vor und ist der häufigste Erreger der Aspergillose beim Menschen. Die invasive Aspergillose stellt als akute nekrotisierende Form vor allem für neutropenische Patienten (haben zu wenig neutrophile Granulozyten im Blut) eine lebensbedrohliche Komplikation dar. Gefürchtet wird die azolresistente invasive Aspergillose.

Dem pharmazeutischen Personal am besten bekannt dürfte Candida albicans sein, der häufig die Schleimhaut des Menschen besiedelt. Und so hat es der Erreger auch vor allem wegen seiner weiten Verbreitung in die „Top vier“ geschafft – eine Behandlung sei möglich und eine Resistenz ungewöhnlich. 

Das empfiehlt die WHO aufgrund der Pilz-Pathogene

Trotz der zunehmenden Besorgnis werden Pilzinfektionen kaum erforscht, sodass kaum hochwertige Daten über ihre Verbreitung und Resistenzmuster vorliegen sollen. Der FPPL-Bericht der WHO empfiehlt nun vornehmlich, die  

  • Stärkung der Laborkapazitäten und der Überwachung,
  • die Aufrechterhaltung von Investitionen in Forschung, Entwicklung und Innovation sowie
  • die Verbesserung von Maßnahmen des öffentlichen Gesundheitswesens zur Prävention und Kontrolle.