Aktuelles
3 min merken gemerkt Artikel drucken

Stiftung Warentest prüft rezeptfreie Schlafmittel

Eine gute Schlafhygiene sehen die Autoren von Stiftung Warentest als wirksamstes Mittel gegen Schlafprobleme. | Bild: Microgen / AdobeStock

Aus der Apotheke kennt man es als häufig vorkommendes Beratungsthema: Schlafstörungen. Dieser Problematik hat sich nun Stiftung Warentest in der Ausgabe 10/2022 angenommen und rezeptfreie Schlafmittel bewertet. Das Fazit: Zu den besten Mitteln gehören die Antihistaminika Diphenhydramin sowie Doxylamin und „bestimmte“ Baldrianpräparate. Dem viel beworbenen Melatonin erteilen die Tester dagegen eine Absage.

Bevor im Testbericht auf Arzneimittel eingegangen wird, gibt Stiftung Warentest den Lesern zunächst ein paar Tipps für eine gute Schlafhygiene mit. Beispielsweise sollte abends auf schwer verdauliche Speisen verzichtet werden, das Schlafzimmer gut gelüftet werden und die Zimmertemperatur zwischen 16 und 18 °C liegen. Falls diese bewährten Tipps nicht helfen, könnten rezeptfreie Schlafmittel „einen Ausweg aus der nächtlichen Qual bieten“.

Welche Schlafmittel helfen wirklich?

Insbesondere werden im Testbericht Diphenhydramin und Doxylamin als geeignet empfohlen. Allerdings nur für eine kurzzeitige Anwendung, die zwei Wochen am Stück nicht übersteigen sollte. Begründet wird dies mit einem möglichen Gewöhnungseffekt und nachlassender Wirksamkeit. Eine längere Anwendung und höhere Dosierungen könnten beispielsweise zu Schwindel und Verwirrtheit führen. Bei Menschen über 65 Jahren wird vor der Einnahme ein ärztliches Gespräch empfohlen, da sie auf die genannten Antihistaminika empfindlich reagieren könnten. 

Unter den vier getesteten Präparaten mit Diphenhydramin werden Halbmond-Tabletten® mit einem Preis laut Lauer-Taxe (1. September 2022) von 7,97 Euro für 20 Tabletten als Preistipp angepriesen. Unter den Doxylamin-haltigen Arzneimitteln ist Schlafsterne® mit 4,59 Euro für zehn Tabletten der Preissieger.

Wer zu einem Baldrian-Präparat greifen will, sollte laut den Experten von Stiftung Warentest darauf achten, dass „bestimmte Baldrianwurzel-Trockenextrakte in ausreichend hoher Dosierung“ zwischen 300 und 600 mg enthalten sind, etwa wie bei Abtei Baldrian forte oder Klosterfrau Baldrian Forte 600 Nervenruh. Die Wirkung sei nicht abschließend belegt, aber wissenschaftliche Studien legten diese nahe. Daher erfolgt die Einschätzung „eingeschränkt geeignet“. Vorteil sei, dass Baldrian-Präparate „kaum“ Nebenwirkungen verursachten und nicht abhängig machten. Es wird darauf hingewiesen, dass sie über Tage oder Wochen eingenommen werden müssen, um schlaffördernd zu wirken, allerdings sollten sie nicht auf Dauer in der Selbstmedikation angewendet werden.  

Auf eine ärztliche Abklärung der Ursachen wird hingewiesen. Außerdem wird ein Schlaftagebuch empfohlen, in dem unter anderem auch eingenommene Medikamente notiert werden sollen.

NEM mit Melatonin keine Alternative

Melatonin wird häufig als Nahrungsergänzungsmittel angeboten. Stiftung Warentest weist darauf hin, dass diese Produkte beim Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit nur angemeldet werden müssen ohne Nachweis der Wirksamkeit und Angaben zu Wechsel- und Nebenwirkungen.  

Bereits im Jahr 2018 seien alle Melatonin-haltigen Nahrungsergänzungsmittel von Stiftung Warentest negativ bewertet worden. Von einer Selbstbehandlung habe man damals bereits abgeraten. Diese Präparate seien „viel beworben, aber wenig erforscht“.

Verschreibungspflichtige Schlafmittel nur kurzzeitig einnehmen

Bei unzureichender Wirkung von schlaffördernden Maßnahmen oder rezeptfreien Schlafmitteln könne man sich ein verschreibungspflichtiges Arzneimittel ärztlich verordnen lassen. Dabei bewertet Stiftung Warentest Brotizolam, Zolpidem und Zopiclon vor allem bei Einschlafstörungen als „geeignet“, während Lormetazepam und Temazepam bei Durchschlafstörungen „infrage“ kämen. Auf die kurzzeitige Anwendungsdauer und die Gefahr einer schnell entstehenden Abhängigkeit wird hingewiesen.

Generell sollte man, was den Schlaf angeht, die „Ansprüche nicht zu hoch schrauben“. Auch wenn es schwerfiele, sei Gelassenheit eines der „wirksamsten Schlafmittel“, meinen die Autoren des Testberichts.