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Zum Welt-Menopause-Tag: Umdenken gefragt: Wechseljahre positiv sehen

Ältere Frau hält rosane Gerbera vors Gesicht
Die Menopause wird oft als etwas Negatives wahrgenommen. Dabei bietet diese Lebensphase auch gewisse Vorteile. | Bild:  SHOTPRIME STUDIO / AdobeStock

Die Wechseljahre als Herbst des Lebens, als Abschied von der Fruchtbarkeit, als eine Phase mit Beschwerden und Einschränkungen: Der ausschließlich negative Blick auf die Menopause müsse dringend geändert werden, fordern Experten verstärkt. Neu ist auch, dass prominente Frauen offen über ihre persönlichen Erfahrungen berichten, zuletzt etwa Hollywoodstar Salma Hayek und die frühere First Lady Michelle Obama.

„Zeit für Veränderung: Wir brauchen eine neue Einstellung zur Menopause“ lautete ein Titel eines Leitartikels in „The Lancet“. Die Menopause werde zu Unrecht stigmatisiert, heißt es darin. Man brauche dringend „einen ganzheitlichen und individuellen“ Blick auf diese Lebensphase. „Die Wechseljahre sind in zu vielen Gesellschaften lange negativ belegt gewesen.“

Gut zu wissen: Woher kommt eigentlich der Name Menopause?

Der Begriff Menopause leitet sich vom griechischen Wort „menos“ für Monat und „pause“ für enden ab und steht somit für das Ausbleiben der Monatsblutung. 

Wechseljahre werden unterschiedlich wahrgenommen

Viele Frauen hätten Probleme in dieser Phase, manche litten unter Hitzewallungen und Nachtschweiß, Niedergeschlagenheit und kognitiven Einschränkungen, dem Nachlassen sexueller Lust oder Schlafstörungen. 

Aber viele Frauen hätten diese Probleme eben auch nicht – nur erlaube es der Diskurs kaum, die positiven Seiten wahrzunehmen. Vorteile können zum Beispiel sein, dass die lästige Regelblutung ausbleibt und dass man nicht mehr verhüten muss. 

Experten fordern Umdenken zur Menopause

Die Menopause ausschließlich „als behandlungsbedürftiges Hormondefizit“ zu sehen, sei falsch, sind Medizinerinnen um Martha Hickey von der University of Melbourne und dem Royal Women’s Hospital Victoria überzeugt. Das schüre negative Erwartungen und sei damit potenziell schädlich – denn Frauen mit negativen Erwartungen entwickelten häufiger Symptome, erläutern sie im Fachmagazin „British Medical Journal“.

Hickey und ihre Kolleginnen fordern „ein realistischeres und ausgewogeneres Narrativ“ für das weibliche Altern. Sie schlagen vor, Frauen besser aufzuklären und das Positive zu betonen: „Das Altern von Frauen als normal anzusehen, Stärke, Schönheit und Errungenschaften älterer Frauen zu feiern, kann das Narrativ ändern und positive Rollenmodelle anbieten.“

„Die zweite Lebenshälfte ist nicht der „Herbst des Lebens“, sagt auch die Wiesbadener Frauenärztin Sheila de Liz. Auch sie findet, dass das Bild dieser Lebensphase sich ändern muss: „Es ist an der Zeit, dass wir über die Wechseljahre und ihre Vorteile sprechen.“

30 bis 50 Prozent aller Frauen leiden unter Wechseljahresbeschwerden

Katrin Schaudig, Präsidentin der Deutschen Menopause Gesellschaft, findet den Ansatz gut, ist aber skeptisch, wie das praktisch aussehen soll. Etwa 30 bis 50 Prozent aller Frauen hätten in den Wechseljahren Beschwerden, die ihre Lebensqualität beeinträchtigen, so Schaudig. „Es gibt Frauen, die haben richtig ätzend schlimme Probleme. Da hilft es auch nichts, wenn man die Menopause neu bewertet. Das kann man sich nicht schönreden.“

Die Forderung nach einer Umdeutung findet Schaudig „etwas gestelzt“. Als relevanter sieht sie an, dass Frauen besser aufgeklärt und Gynäkologen besser ausgebildet werden.  

Behandlungen mit Hormonersatzpräparaten rückläufig

Viele Diskussionen gibt es nach wie vor um die Hormonersatztherapie (HRT). Von den einen als Lösung vieler Probleme angepriesen, von anderen wegen potenzieller Nebenwirkungen abgelehnt. Laut der Techniker Krankenkasse (TK) bekamen 2021 nur noch gut sechs Prozent der bei der TK versicherten erwerbstätigen Frauen zwischen 45 und 65 Jahren ein Hormonpräparat verordnet. Die Zahl der Verordnungen sinkt seit Jahren. 

Das inzwischen häufig negative Bild dieser Behandlung wurde Anfang der 2000er Jahre geprägt. Damals erschien die „Women`s Health Initiative Study“, die die Risiken der Therapieform herausstellte. „Es hat Jahre gedauert und eine Fülle von Daten gebraucht, bis man zu dem Schluss kam, dass der Nutzen einer HRT größer sei als deren Risiken“, heißt es dazu im „Lancet“-Editorial.

Schaudig findet beide Extrempositionen falsch. „Jede Frau ist anders, jede Frau braucht eine andere Therapie“, sagt die Gynäkologin. Das wichtigste To-do bei der Menopause ist aus ihrer Sicht, die Behandlung zu individualisieren, die Beratung zu verbessern und die Therapie auf die Bedürfnisse der jeweiligen Frau maßzuschneidern.

Hilft die vaginale Zufuhr von Östrogen-Tabletten?

Ein Schritt in diese Richtung könnten Östrogen-Tabletten sein, die vaginal eingeführt werden. Sie sind in Großbritannien inzwischen ohne Rezept erhältlich. Sie helfen gegen das urogenitale Menopausensyndrom, zu dem unter anderem Scheidentrockenheit gehört, ebenso wie Schwierigkeiten beim Urinhalten oder der Verlust sexueller Lust.

Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) gibt jedoch zu bedenken, dass es Einschränkungen gibt: Das vaginale Östrogen werde nicht vom ganzen Körper verarbeitet, erklärt die DEG. Eine vaginale Therapie helfe im Gegensatz zur systemischen Therapie nicht gegen andere Menopausen-Symptome wie Hitzewallungen, Nachtschweiß, gedrückte Stimmung oder Schlafprobleme. Quelle: dpa / vs 

Gut zu wissen: Welt-Menopause-Tag

Der Welt-Menopause-Tag wurde erstmal 1984 von der International Menopause Society initiiert und findet seither alljährlich am 18. Oktober statt.

Der Tag soll genutzt werden, um das Thema Wechseljahre zu enttabuisieren, auf die Symptome und Auswirkungen der Menopause aufmerksam zu machen und Mythen darüber auszuräumen. /mia