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Ibuprofen für Kinder: Was muss man beachten?

Bild: Schelbert / PTAheute

Nach dem Arzneimittelreport der Techniker-Krankenkasse ist Ibuprofen der häufigste verordnete Arzneistoff bei Kindern im Jahr 2020. Aber auch in der Selbstmedikation ist der Cyclooxygenasehemmer hoch im Kurs. Ibuprofen darf ab drei Monaten angewendet werden und kommt typischerweise bei Schmerzen und Fieber zum Einsatz. 

Die Dosierung richtet sich nach dem Gewicht des Kindes, wobei die Tagesgesamtdosis 20 bis 30 mg/kg Körpergewicht auf drei bis vier Einzeldosen zu je 7 bis 10 mg/kg KG aufgeteilt wird. Eltern haben die Qual der Wahl, ob sie einen Saft oder ein Zäpfchen bevorzugen. Ab sechs Jahren stehen auch Tabletten sowie Schmelztabletten mit 200 mg zur Verfügung.

Ibuprofen als Zäpfchen

Um bei Zäpfchen das Gleiten zu erleichtern, können Eltern das Zäpfchen laut Fachinformation zuvor in der Verpackung in den Händen anwärmen oder ganz kurz in warmes Wasser tauchen. Ob ein Tropfen Öl erlaubt ist oder nicht, darüber gehen die Meinungen auseinander.  

Zum Einführen des Zäpfchens liegt das Baby entweder auf dem Rücken oder seitlich mit angewinkelten Beinen. Wichtig ist, dass Eltern mit einer ruhigen Stimme sprechen und eine möglichst angenehme Atmosphäre schaffen. Die Suppositorien werden am besten mit der stumpfen Seite voran eingeführt, da die Spitze weniger Widerstand auf den Sphinkter ausübt. So rutscht das Zäpfchen seltener wieder heraus. Anschließend können Eltern für einen kurzen Moment die Pobacken sanft zusammendrücken.

Ibuprofensaft: viele Geschmacksrichtungen

Für Kinder stehen verschiedene Ibuprofensäfte in zwei- oder vierprozentiger Konzentration zur Verfügung. Die Geschmackspalette reicht von  

  • Himbeere (Ibuflam®),
  • Erdbeer-Sahne (Hersteller AbZ, Ratiopharm)
  • über Kirsche (AL, Stada),
  • fruchtig-beerig (Dolormin®)
  • bis hin zum bekannten Nurofen® mit Erdbeer-
  • oder Orangengeschmack.

Sie sind in der Regel nach Anbruch sechs Monate haltbar und müssen vor Gebrauch geschüttelt werden.

Pharmazeutische Bedenken möglich

Einige Ibuprofensäfte enthalten als Konservierungsmittel die Parabene Methyl-4-hydroxybenzoat und Propyl-4-hydroxybenzoat. Sie können allergische Reaktionen hervorrufen, zusätzlich ist eine östrogenartige Wirkung des Propyl-4-hydroxybenzoats möglich. Die erlaubte Tagesdosis wurde daher auf 2 mg/kg pro Tag begrenzt, während die Summe aller Parabene 10 mg/kg nicht überschreiten sollte. 

Je nach Präparat und Rabattvertrag bieten die Hilfsstoffe PTA und Apothekern also eine Grundlage, um pharmazeutische Bedenken geltend zu machen. Aber auch die Geschmackswahl ist bei Kindern nicht außer Acht zu lassen. Denn Arzneimittel können nur wirken, wenn sie auch genommen werden – und da geht teilweise Probieren über Studieren.

Wann darf man Ibuprofen nicht geben?

Im Gegensatz zu Paracetamol wirkt Ibuprofen auch antiphlogistisch. Dadurch könnte es eine eigentlich erwünschte Immunantwort abschwächen, sodass Ibuprofen möglicherweise das Risiko für schwere Haut- und Weichteilinfektionen erhöht. Diese Komplikationen stellen Ausnahmefälle dar, zudem ist die Datenlage nicht eindeutig. Dennoch sollte bei Varizellen- und Weichteilinfektionen Ibuprofen sicherheitshalber nur nach ärztlicher Rücksprache verwendet werden. 

KUSS-Skala: Schmerzen bei Säuglingen erkennen 

Damit Schmerzen behandelt werden können, müssen sie zuerst als solche erkannt werden. Insbesondere bei Säuglingen ist das gar nicht so einfach, denn sie äußern sich oft nur durch Unruhe, Wimmern oder die Körperhaltung. Mediziner ziehen daher verschiedene Fremdbeurteilungsskalen heran. 

Für Babys und Kinder bis vier Jahre ist die sogenannte „KUSS-Skala“ (Kindliche Unbehagens- und Schmerzskala) gängig: Während eines Zeitraums von rund 15 Sekunden wird das Baby hinsichtlich Weinen, Gesichtsausdruck, Rumpfhaltung, Beinhaltung sowie motorischer Unruhe beobachtet. Je Kategorie werden zwischen null und zwei Punkten vergeben, wobei ab vier Punkten Handlungsbedarf besteht. Die Skala wurde für postoperative Schmerzen validiert, kann aber auch bei mehrfach behinderten Kindern mit Sprach- oder Verständigungsschwierigkeiten eingesetzt werden.

Bei Jammern (+1), verzerrtem Mund (+1), aber normaler Beinhaltung, neutraler Rumpfhaltung und ohne motorische Unruhe besteht beispielsweise zunächst kein Handlungsbedarf.  

Doch Eltern kennen ihr Kind am besten und sollten auf ihr Bauchgefühl hören. Sie wissen ohnehin intuitiv, dass Zuwendung wie Nähe und Kuscheln, aber auch Ablenkung wie ein Spaziergang an der frischen Luft dann nicht fehlen dürfen. Denn bei Kindern nimmt die nichtmedikamentöse Schmerztherapie eine wichtige Rolle ein. Genügen diese Maßnahmen nicht, sollten Schmerzen – gegebenenfalls nach Abklärung und Rücksprache mit dem Arzt – adäquat behandelt werden.