Behandlungsansatz mit Enzymen: Neue Option für die Schlaganfall-Behandlung?
Jedes Jahr erleiden in Deutschland rund 270.000 Menschen einen Schlaganfall. Bei über 80 Prozent der Fälle handelt es sich um einen ischämischen Schlaganfall. Hierbei kommt es zum Verschluss eines hirnversorgenden Blutgefäßes, wodurch ein Hirnareal unzureichend mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird.
Gegenwärtig besteht die Therapiestrategie dann darin, funktionell beeinträchtigtes, aber noch lebensfähiges Hirngewebe zu retten. Dazu wird so zeitnah wie möglich versucht, medikamentös (Lyse) oder durch Kathetereinsatz die Durchblutung wiederherzustellen.
Innovativer Ansatz: in Signalübertragung eingreifen
Den Weg für eine möglicherweise neuartige Schlaganfallbehandlung hat nun eine Wissenschaftlergruppe aus Mainz, Köln und Münster aufgezeigt. Hierbei geht es darum, in die Signalübertragung im Gehirn einzugreifen.
Man wusste bereits, dass durch einen Schlaganfall der Neurotransmitter Glutamat in massivem Umfang freigesetzt wird. Dadurch werden Nervenzellen übermäßig erregt und es kommt zu weiteren Hirnschädigungen.
Jetzt haben die Forscher entdeckt, dass für die Steuerung der Erregbarkeit der Nervenzellen die Substanz Lysophosphatsäure (LPA) eine wesentliche Rolle spielt. Der LPA-Signalweg wiederum wird vom Enzym Autotaxin gesteuert.
Im experimentellen Modell zeigte die Hemmung von Autotaxin einen beachtlichen Effekt: Auch noch Stunden nach einem Schlaganfall konnte die Übererregbarkeit der Nervenzellen reduziert werden. Dadurch fielen die Folgen des Schlaganfalls nicht so schwerwiegend aus.
Autotaxin-Hemmer: eine neue Therapieoption?
Bei Schlaganfallpatienten ist die Konzentration von Autotaxin sowie LPA im Liquor erhöht. Die Forscher hoffen deshalb darauf, mit der Hemmung von Autotaxin neue medikamentöse Möglichkeiten zu eröffnen. Autotaxin-Hemmer befinden sich bereits in Entwicklung. Quelle: Universitätsmedizin Mainz