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Pneumokokken-Impfung: Prevenar 20® auch für Kinder

Hand zieht Verpackung von Prevenar aus dem Schrank
Die Vakzine Prevenar 20® (vorherige Bezeichung Apexxnar®) kann nun auch Kindern verabreicht werden. | Bild: Jan Dzacovsky / AdobeStock

Pneumokokken (S. pneumoniae) können eine Lungenentzündung (Pneumonie), Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis), akute Mittelohrentzündung (Otitis media), aber auch schwere invasive Infektionen wie Blutvergiftung (Sepsis) und Hirnhautentzündung (Meningitis) verursachen. Allein in Deutschland erkranken jährlich circa 600.000 Menschen an einer durch Pneumokokken verursachten Lungenentzündung. 

Wie aus dem aktuellen Epidemiologischen Bulletin 41/2024 hervorgeht, wurden in diesem Jahr dem Robert Koch-Institut bisher (KW 1–40) 6.305 invasive Pneumokokken-Infektionen gemeldet, das sind weitaus mehr Fälle wie im Vergleich zum Vorjahr (KW 1–40, 4.000).

Aufgrund der steigenden Zahlen sollten vor allem Risikogruppen – dazu zählen Kleinkinder, ältere Menschen und chronisch Kranke – standardmäßig und zeitgerecht gegen Pneumokokken geimpft werden.

Pneumokokken-Impfstoff Prevenar 20® auch für Kinder

Im Jahr 2022 hat Pfizer einen neuen Impfstoff gegen Pneumokokken auf den Markt gebracht: Apexxnar®. Der konjugierte Impfstoff schützt vor 20 Pneumokokken-Serotypen und hat von den zugelassenen Konjugatimpfstoffen damit die breiteste Abdeckung. 

Zugelassen war Apexxnar® für Erwachsene ab einem Alter von 18 Jahren. Seit dem 12. März 2024 ist der 20-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff Apexxnar® auch für Kinder zugelassen.

Zur Erinnerung: Was sind Pneumokokken?

Pneumokokken (Streptococcus pneumonia) sind Bakterien, die von Mensch zu Mensch durch Tröpfcheninfektionen beim Niesen oder Husten übertragen werden und den Nasenrachenraum besiedeln.

Zumeist verursachen Pneumokokken keine Symptome, allerdings genügt die Besiedlung, um andere Menschen anzustecken. Zudem können sich die Bakterien vom Nasenrachenraum ausgehend lokal oder gar invasiv ausbreiten und teils schwere Erkrankungen bedingen. 

Das Spektrum der durch Pneumokokken verursachten Erkrankungen ist breit und reicht von Erkältungskrankheiten, wie einer Nasennebenhöhlenentzündung (Sinusitis) oder Mittelohrentzündung (Otitis media), über ambulant erworbene Pneumonien (Lungenentzündungen) bis hin zu einer Sepsis (Blutvergiftung) oder Meningitis (Hirnhautentzündung), wenn die Erreger invasiv in sterile Körperbereiche eindringen. Die möglichen Folgen sind schwer: bleibende Behinderung oder Tod. 

Das Risiko für schwere Pneumokokken-Erkrankungen hängt vom Alter und Gesundheitszustand ab. Das größte Risiko haben Kinder unter zwei Jahren und ältere Menschen sowie Menschen mit Vorerkrankungen (z. B. Herz- oder Lungenerkrankungen, Diabetes, Immunschwäche oder immunsuppressiven Behandlungen).  

Aus diesem Grund rät die Ständige Impfkommission (STIKO) zur Impfung gegen Pneumokokken für Säuglinge ab einem Lebensalter von zwei Monaten, dann wieder für ab 60-Jährige und für Menschen mit bestimmten Grundkrankheiten.

Mit der Zulassung für die Anwendung bei Säuglingen bzw. Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren wurde der Impfstoff in Prevenar 20® (PCV20) umbenannt und ist unter dem neuen Handelsnamen bestellbar ist.

Prevenar 20® kann unter folgenden Pharmazentralnummern (PZN) als Injektionssuspension in einer Fertigspritze (je 0,5 ml) bezogen werden:

Packungsgröße PZNAEP
1 x Fertigspritze18263556 73,86 €
10 x Fertigspritzen18263562 699,03 €


Die Packungsgröße mit 50 Fertigspritzen ist aktuell noch nicht verfügbar, soll aber zu einem späteren Zeitpunkt in den Markt eingeführt werden.

Prevenar 20®: Gleicher Impfstoff, aber anderer Name

„Die Pneumokokken-Konjugatimpfstoffe von Pfizer tragen für die Anwendung als Säuglingsimpfung traditionell den Namen Prevenar, ergänzt um die Angabe zur Anzahl der abgedeckten Serotypen (Prevenar 7® und Prevenar 13®)“, erklärt die Firma Pfizer in einer Pressemitteilung. Da der 20-valente Pneumokokken-Konjugatimpfstoff Apexxnar® zunächst nur für Erwachsene zugelassen war, hatte er extra einen anderen Namen erhalten.

Nun wurde Apexxnar® aber auch für Säuglinge ab sechs Wochen zugelassen, sodass diese Abgrenzung nicht mehr nötig ist: Aus Apexxnar® wird Prevenar 20®. Apexxnar® darf jedoch weiterhin abgegeben werden, auch wenn neue Präparate mit dem Namen Prevenar im Handel sind.

Gut zu wissen: Was ist ein Konjugatimpfstoff?

Bei einem Konjugatimpfstoff oder konjugierten Impfstoff handelt es sich um einen Totimpfstoff. Das Antigen, zum Beispiel ein Teil der Bakterienhülle (Kapsel-Polysaccharide), liegt jedoch nicht „frei“ vor, sondern ist an ein Eiweiß (Trägerprotein) gebunden. Ziel ist, dadurch eine bessere und stärkere Immunantwort auszulösen. 

Warum macht man das? Grund dafür ist, dass vor allem das Immunsystem von Säuglingen und Kleinkindern noch nicht vollständig entwickelt ist und auf Antigene, die keine Proteine sind – wie Polysaccharide, Nukleinsäuren oder Lipide –, weniger stark reagiert. Dadurch produziert das Immunsystem auch weniger Antikörper gegen diese Nicht-Eiweiß-Antigene, was bei Impfungen unerwünscht ist. Um diese „Lücke“ auszugleichen, nutzt man den Trick der Konjugation und hängt an das eigentliche Antigen ein Protein an.

Apexxnar®-Vorräte weiterhin aufbrauchen

„Vorrätige Dosen von Apexxnar® können im Rahmen der Haltbarkeit aufgebraucht und – wie gewohnt – ohne ärztliche Absprache an Apotheken-Kundinnen und -Kunden abgegeben werden – auch nach Produktverfügbarkeit von PCV20 unter dem neuen Handelsnamen Prevenar 20®“, erklärt Pfizer. 

Lagerbestände von Apexxnar® dürfen laut Pfizer also auch dann abgegeben werden, wenn auf dem Rezept bereits der neue Handelsname Prevenar 20® vermerkt ist. „In Abstimmung mit den zuständigen Landesbehörden sowie dem Paul-Ehrlich-Institut können die Impfstoffe unabhängig von ihrem Namen bei Kindern und Erwachsenen eingesetzt werden“, heißt es. Zusammensetzung, Dosierung und Handhabung seien identisch.

Noch keine STIKO-Empfehlung für Kinder

Für den Einsatz bei Säuglingen, Kindern und Jugendlichen wird Prevenar 20® in der bisherigen Empfehlung der Ständigen Impfkommission (STIKO) noch nicht berücksichtigt. „Sie hat aber angekündigt, sich mit der pädiatrischen Zulassungserweiterung von PCV20 zu befassen und zu einer möglichen Impfempfehlung für Kinder zu äußern“, so Pfizer.

„Für die Grundimmunisierung von reifgeborenen Säuglingen <  12 Monate werden ab dem Alter von 2 Monaten 2 Impfstoffdosen Pneumokokken-Konjugat-Impfstoff (PCV13 oder PCV15) im Abstand von 8 Wochen verabreicht.“

Impfempfehlungen der STIKO, Epidemiologisches Bulletin 4/2024 

Wer sollte sich gegen Pneumokokken impfen lassen?

Die STIKO empfiehlt die Pneumokokken-Impfung für

  • alle Säuglinge ab dem Alter von 2 Monaten,
  • alle Menschen ab dem Alter von 60 Jahren,
  • Patienten mit angeborenen oder erworbenen Immundefekten oder -suppression, mit sonstigen chronischen Krankheiten (chronische Erkrankungen des Herzens, der Atmungsorgane – wie Asthma, Lungenemphysem, COPD –, Stoffwechselkrankheiten – z. B. Diabetes mellitus –, neurologische Krankheiten – wie Zerebralparesen oder Anfallsleiden) und Patienten mit anatomischen und fremdkörperassoziierten Risiken für eine Pneumokokken-Meningitis,
  • berufliche Tätigkeiten wie Schweißen und Trennen von Metallen, die zu einer Exposition gegenüber Metallrauch einschließlich metalloxidischen Schweißrauchs führen.

Übersicht zu den Pneumokokken-Impfstoffen:

 ImpfalterSchutz vorKonjugatimpfstoffAdjuvans
Prevenar 20® (vorherige Bezeichung: Apexxnar®)ab 6 Wochen20 Serotypenjaja
Pneumovax 23®ab 2 Jahren23 Serotypenneinnein
Prevenar 13®ab 6 Wochen13 Serotypenjaja
Synflorix®ab 6 Wochen bis 4 Jahre10 Serotypenjaja
Vaxneuvance®ab 6 Wochen15 Serotypenjaja