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WHO meldet ersten Polio-Fall in Afrika seit Jahren

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) hat seit mehreren Jahren den ersten Polio-Fall in Afrika wieder gemeldet. | Bild: IMAGO / Joerg Boethling

Der erste Wildpolio-Fall in Afrika seit mehreren Jahren schreckt die Gesundheitsbehörden im Binnenstaat Malawi auf. Entdeckt wurden die Wildpolio-Viren vom Typ 1 bei einem Kind in der Hauptstadt Lilongwe, wie die Weltgesundheitsorganisation (WHO) mitteilte. Es handle sich dabei um den ersten Wildpolio-Ausbruch auf dem Kontinent seit 2016.

Laboruntersuchungen hätten ergeben, dass das Virus offenbar aus der pakistanischen Sindh-Provinz eingeschleppt wurde. „Da es sich um einen aus Pakistan eingeschleppten Fall handelt, berührt diese Entdeckung nicht Afrikas Status als Region, die frei von Wildpolio ist“, schreibt die WHO.

Zur Erinnerung: Was ist Polio?

Polio – oder auch Kinderlähmung – ist eine ansteckende Infektionskrankheit, die Lähmungen der Arme, Beine und der Atmung auslösen und zum Tod führen kann. Vor allem bei Kleinkindern kann es dauerhafte Lähmungen hervorrufen. Verbreitet wird das hoch ansteckende Virus über Schmierinfektionen wie zum Beispiel über verunreinigtes Wasser oder Fäkalien. Eine Heilung für Polio gibt es bisher nicht, aber die Krankheit kann durch die Verabreichung eines Impfstoffes verhindert werden. Bis auf Afghanistan und Pakistan haben alle Länder der Welt bisher die Wildpolio-Viren besiegt.

Seit mehreren Jahren kein Polio-Fall mehr

Afrika hatte das offizielle WHO-Statut als poliofreier Kontinent im August 2020 erhalten, nachdem mindestens vier Jahre lang kein derartiger Fall mehr festgestellt wurde. Die Organisation werde die örtlichen Gesundheitsbehörden des Staates im Südosten Afrikas dabei unterstützen, dass der Fall isoliert bleibe und sich nicht verbreite, betonte die WHO.

Denn das Risiko gilt als hoch, dass diese alte Plage den durch die Corona-Pandemie schon geschwächten Kontinent erneut an die Grenzen seiner Kapazitäten führen könnte. „Solange Wild-Polio irgendwo auf der Welt existiert, besteht für jedes Land das Risiko eines Viren-Imports“, sagte WHO-Regionaldirektorin Matshidiso Moeti.

Ausrottung von Polio dauert noch

In Pakistan war zuletzt die Hoffnung gestiegen, Kinderlähmung auszurotten. Ende Januar hatten die Behörden bekanntgegeben, dass binnen einen Jahres kein neuer Polio-Fall registriert worden sei. Der Meilenstein markierte einen großen Erfolg im Kampf Pakistans gegen die Krankheit. Im Jahr 2020 wurden 84 Fälle und im Jahr 2019 noch fast 150 verzeichnet. Die WHO hatte zuletzt die Fortschritte Pakistans begrüßt, aber davor gewarnt, dass eine vollständige Ausrottung noch dauere.

In Afghanistan wurde in diesem Jahr laut Global Polio Eradication Initiative bisher ein Polio-Fall mit dem Wildtyp registriert. 2021 waren es vier, und somit laut Unicef die niedrigste je registrierte Zahl an Polio-Fällen in dem Land. Zuletzt konnten in Afghanistan auch wieder mehr Polio-Impfungen durchgeführt werden, da Impfteams nun auch in früher unzugänglichen Gebieten tätig sein können.

Mit den landesweiten Impfkampagnen im November und Dezember sind laut Unicef 2,6 Millionen Kinder erstmals seit drei Jahren gegen Polio geimpft worden.

Impfpolio

In Afrika war der letzte Wildpolio-Fall laut WHO 2016 in Nigeria registriert worden. Allerdings gab es in der Vergangenheit auch in Afrika vereinzelte Fälle einer abgeschwächten Form des Polios, des sogenannten Impfpolios. Denn die Polio-Impfung selbst kann in Einzelfällen eine sogenannte Impfpoliomyelitis auslösen.

Im ostafrikanischen Land Uganda etwa wurden im vergangenen August in Proben aus zwei Kläranlagen der Hauptstadt Kampala solche Viren nachgewiesen. Es habe genetische Übereinstimmungen mit einem bereits im Sudan aufgetretenen Virus gegeben, berichteten die örtlichen Behörden. Quelle: dpa / vs