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Bewegungsmangel die zweitwichtigste Ursache für Hypertonie: Ein Lob aufs Spazierengehen

Schon mit zehn Minuten Spazierengehen pro Tag kann ein wertvoller Beitrag für die eigene Gesundheit geleistet werden. | Quelle:  joh.sch / AdobeStock

Jede Aktivität ist besser als keine. Dieses Fazit lässt sich aus vielen verschiedenen Studien der jüngeren Zeit ziehen. Insbesondere Bewegung, die regelmäßig stattfindet, kommt der Gesundheit zugute. Das muss nicht immer regelrechter Sport sein. Schon Spaziergänge zeigen positive Wirkung.

Wohltat für Herz und Gefäße

Klare Aussagen kommen zum Beispiel aus der Herzmedizin: Wer regelmäßig circa zehn Minuten pro Tag zügig spazieren geht, reduziert sein Risiko für kardiovaskuläre Erkrankungen sowie Diabetes um 20 Prozent. Bereits nach sechs bis acht Wochen erhöht sich der Muskelstoffwechsel, die Gefäße werden elastischer und die Herzfunktion verbessert sich. Auch eine bereits bestehende Arteriosklerose kann positiv beeinflusst werden. Will man erhöhten Blutdruck auf natürliche Weise in den Griff bekommen, spielt Bewegung ebenfalls eine entscheidende Rolle. Immerhin ist Bewegungsmangel nach Übergewicht die zweitwichtigste Ursache für Hypertonie. Regelmäßig ausgeführt, senkt Bewegung den systolischen Blutdruck um bis zu 10 mmHg.

Bessere Insulinsensitivität

Auch Kalorien werden mit alltagstauglichen Aktivitäten wie Spazierengehen verbrannt, womit sich der Gewichtszunahme und einer Diabetesentwicklung entgegenwirken lässt. Schon leichtes Gehen verbessert bei Typ-2-Diabetikern den 24-Stunden-Glukosespiegel und die Insulinsensitivität. Auch Ausdauerfähigkeit und Muskelkraft nehmen zu.

Gelenkknorpel vital halten

Aus orthopädischer Sicht sind regelmäßige Bewegungseinheiten durch Spazierengehen ebenfalls wertvoll, denn damit lässt sich einer Arthrose vorbeugen. Etwa 20 Prozent der Menschen über 60 Jahren leiden an dieser degenerativen Gelenkerkrankung, deren Ursache ein geschädigter Gelenkknorpel ist. Bewegung hat die Funktion eines Pumpmechanismus, wodurch Ernährung und Stoffwechsel des Knorpels angeregt werden. Außerdem stärkt regelmäßige Bewegung die Muskulatur, was die Gelenke entlastet.

Dem Krebs davonlaufen

Auch im Hinblick auf Krebserkrankungen hat regelmäßige Bewegung einen hohen Stellenwert. Die Krebs-Risikoreduktion durch regelmäßige körperliche Aktivität gilt für einige Krebsarten als erwiesen. Dazu zählen vor allem Darmkrebs, Brustkrebs nach den Wechseljahren, Gebärmutterkrebs, Magenkrebs und Nierenkrebs.

Aufschwung für Stimmung und Gedächtnis

Bewegung in Form von Spaziergängen wirkt sich nicht nur auf die körperliche Gesundheit positiv aus. Sie kommt auch der Psyche zugute. Gerade regelmäßige Spaziergänge beugen Depressionen und Gedächtnisabbau vor. Dieser Effekt beruht wahrscheinlich darauf, dass Bewegung die Bildung des Wachstumsfaktors BDNF (Brain Derived Neurotrophic Factor) ankurbelt. Dieses Protein fördert die Neubildung von Nervenzellen, insbesondere in Hippocampus und Vorderhirn – also Hirnarealen, die für Lernen und Gedächtnis essentiell sind. Depressionen, Angsterkrankungen und Stress sind mit einem verminderten BDNF-Serumspiegel verbunden. Eine US-Studie zeigte, dass regelmäßiges Spazierengehen die Konzentration des Wachstumsfaktors im Blut erhöht. Gleichfalls nahm das Volumen des Hippocampus zu.

Gerade in der dunkleren Jahreszeit wirkt sich ein Spaziergang bei Helligkeit zusätzlich positiv auf die Stimmung aus. Die Tageslichtreize sorgen für die Ausschüttung des „Wohlfühlhormons“ Serotonin.

Die Umgebung macht‘s

Wer seiner Psyche durch die Bewegung einen größtmöglichen Nutzen verschaffen will, sollte an einem schönen Ort spazieren gehen. Dadurch bessert sich die Gefühlslage offenbar besonders, wie Forscher der Universität Stanford in Kalifornien herausgefunden haben. So zeigten Versuchspersonen, die im Stadtgebiet unterwegs waren, keine Aktivitätsveränderungen im präfrontalen Cortex – also jener Hirnregion, die negative Emotionen reguliert. Spaziergänge in der Natur scheinen hingegen hilfreich, um sich auf positive Gefühle zu konzentrieren. Wichtig ist hierbei offenbar, dass die Natur möglichst unberührt ist.

In der Beliebtheit gestiegen

Infolge der Corona-Lockdowns ist das Spazierengehen allgemein beliebter geworden. Das zeigen zum Beispiel repräsentative Forsa-Umfragen im Auftrag der Techniker Krankenkasse. Demnach gaben 52 Prozent der Befragten im Frühjahr dieses Jahres an, dass sie jetzt häufiger spazieren gehen als vor der Pandemie. Das ist nochmals eine Steigerung gegenüber einer ersten Befragung im Mai 2020. Damals hatten bereits 45 Prozent der Befragten angegeben, aufgrund des Lockdowns häufiger spazieren zu gehen als zuvor. Mit 65 Prozent haben vor allem die jüngeren Generationen der 18- bis 39-Jährigen diese Betätigung für sich entdeckt. Quellen: Deutsche Herzstiftung e.V.; Deutsche Diabetes Gesellschaft e.V.; Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e.V.; Stiftung Deutsche Krebshilfe; Medizinisch-Psychologisches Institut des TÜV Nord; Techniker Krankenkasse (TK)