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Zum Internationalen Tag gegen Lärm am 26. April: Wenn Lärm krank macht

Junge hält Megaphone in Händen und schreit
Unser Gehör kann bis zu 400.000 Töne unterscheiden. Doch können sich laute Geräusche auch schädlich auf das Gehör auswirken. | Bild: Robert Kneschke / AdobeStock

Unser Gehör zählt zu den sensibelsten Sinnen. Es erkennt, aus welcher Richtung Geräusche erklingen, und ermöglicht damit die Orientierung. Zum andern kann es bis zu 400.000 Töne unterscheiden und trägt so zur Aufnahme zahlreicher Informationen bei. Äußerst nützlich ist dies vor allem zur Abwehr von Gefahren.  

Internationaler Tag gegen Lärm am 26. April

In diesem Jahr findet der „Tag gegen Lärm“ unter dem Motto „Mach mal leise“ statt. Mit diesem Aktionstag soll ein öffentliches Bewusstsein für die Problematik der steigenden Lärmbelastung geschaffen werden.

Gegründet wurde der Aktionstag vom Center for Hearing and Communication (CHC) im Jahr 1996 und hat sich mittlerweile in vielen weiteren Ländern etabliert. Seit 1998 wird der Tag auch in Deutschland begangen und ist eine Aktion der Deutschen Gesellschaft für Akustik.

Im Gegensatz zu unseren Augen können wir unser Gehör nicht verschließen. Somit steht es rund um die Uhr auf Empfang und ist äußeren Reizen besonders ausgesetzt. Ob wir Geräusche jedoch als Lärm empfinden, ist subjektiv: Während die einen Musik auf voller Lautstärke genießen, empfinden andere dieselbe Lautstärke bereits als störend.

Ab einer Lautstärke von über 85 Dezibel – etwa die Lautstärke eines Saxofons oder einer Hauptverkehrsstraße – werden Geräusche im Schnitt als Lärm empfunden.

Ab wann ist Lärm schädlich?

Geräusche sind Luftdruckschwingungen, die auf unser Trommelfell treffen und im Innenohr in elektrische Signale umgewandelt werden. Im Gehirn angelangt, werden die elektrischen Reize in Informationen (z. B. Worte) umgewandelt. Ob ein Geräusch laut oder leise ist, hängt davon ab, mit welcher Energie die Schallwellen auf unser Trommelfell treffen.

Der leiseste Ton, also die geringste Lautstärke, die wir hören können, liegt bei 0 Dezibel. Lautstärken um die 50 Dezibel sind für Menschen angenehm, ab etwa 100 Dezibel werden Geräusche als störend empfunden. Zugleich ist dies auch die Grenze, ab wann Lärm schädlich sein kann. Ab circa 120 Dezibel wird die Schmerzgrenze erreicht.

Lärmquellen im Arbeitsalltag

Die größte Lärmquelle in Deutschland ist der Straßenverkehr: Jeder fünfte Bürger fühlt sich dadurch stark beeinträchtigt. Die Weltgesundheitsorganisation geht sogar davon aus, dass Umgebungslärm, insbesondere Verkehrslärm in Westeuropa, jährlich für den Verlust von mehr als einer Million gesunder Lebensjahre – durch Einschränkungen oder vorzeitige Sterblichkeit – verantwortlich ist.

Auch in vielen Berufen werden Arbeitnehmer mit einer erhöhten Lärmbelastung konfrontiert, z. B. bei Arbeiten mit Presslufthämmern oder Laubbläsern. Daher sieht der Gesetzgeber vor, dass ab einer Lautstärke von durchschnittlich 85 Dezibel ein Gehörschutz getragen werden muss.

Auch in vielen weiteren Berufssparten wird häufig über eine zu hohe Lärmbelastung geklagt, so z. B. in Kindertagesstätten oder in musikalischen und zahnmedizinischen Einrichtungen. Studien zeigen, dass der Lautstärkepegel in Kitas zeitweise bis zu 117 Dezibel betragen kann. Das ist lauter als ein Düsenjet, der in 100 Metern Entfernung startet.

Tipps bei starker Lärmbelastung:

  • Eine Pause gönnen: Unser Gehör steht rund um die Uhr auf Empfang. Deshalb ist es wichtig, ihm ab und an eine Ruhepause zu gönnen, sei es bei einem ruhigen Spaziergang durch den Wald oder in der Wohnung bei geschlossenen Fenstern.
  • Tief durchatmen: Lärm kann Stress verursachen, der sich wiederum auf die Atmung auswirken kann. Dagegen hilft bewusstes Atmen zum Beispiel mit der „4711-Methode“: Beim Einatmen durch die Nase bis vier zählen und beim Ausatmen bis sieben und das Ganze am besten elf Minuten lang wiederholen.
  • Lauten Geräuschen entkommen: Bei Bedarf können hierzu Kopfhörer aufgesetzt werden und sanfte Klänge wie z. B. Meeresrauschen oder Vogelgezwitscher in angemessener Lautstärke abgespielt werden.
  • Gehör schützen: Um das Gehör zu schonen, empfiehlt es sich, Musik nur in angemessener Lautstärke abzuspielen. Auch vor lauten Geräuschen wie z. B. Trillerpfeifen oder Spielzeugpistolen sollte man sich schützen und bei Bedarf einen Gehörschutz verwenden.
  • Gewappnet sein: Im Alltag ist es nicht immer absehbar, wann es laut wird. Wer stets Ohrstöpsel dabei hat, kann spontan für mehr Ruhe sorgen.

Wenn Schnarchen zur Lärmquelle wird

Auch innerhalb der eigenen vier Wände können unangenehme Geräuschpegel entstehen. Ein Beispiel ist das nächtliche Schnarchen. Wie laut Schnarchen werden kann, ist von Person zu Person unterschiedlich und hängt u. a. von der Schlafposition ab.

Durchschnittlich kann Schnarchen eine Lautstärke von 50 bis 65 Dezibel erreichen – also von Gesprächslautstärke bis hin zu einer etwa zehn Meter entfernten Straße, allerdings direkt im eigenen Bett. Daher können bereits diese Lautstärken als störend empfunden werden. Das lauteste, jemals gemessene Schnarchen erreichte sogar 93 Dezibel, was für Bettnachbarn vergleichbar mit dem Schlafen neben einer Flughafenstartbahn ist. 

Schnarchen kann für Schnarchende wie Beschnarchte gleichermaßen zu körperlichen und psychischen Belastung führen. Ursachenforschung und -behebung sind daher wichtig. Auch eine verbesserte Schlafhygiene sowie ein ausgewogener Lebensstil können dazu beitragen, das Schnarchen zu mindern. /mia

Kann Lärm krank machen?

In vielen Berufen wird Lärm nicht als solcher wahrgenommen. Dennoch können laute Umgebungsgeräusche auf Dauer krank machen. So kann sich laut Studien das Risiko, an einer Lärmschwerhörigkeit oder an einem Tinnitus zu erkranken, durch einen regelmäßig erhöhten Lautstärkepegel deutlich erhöhen.

Da sich Lärm über das Zentralnervensystem auf den gesamten Körper auswirkt, können neben einem erhöhten Stresslevel auch psychische Beschwerden wie Depressionen und Herz-Kreislauf-Erkrankungen entstehen.

Zur Erinnerung: Was ist ein Tinnitus?

Typisch für einen Tinnitus sind die auftretenden Ohrgeräusche. Das kann ein Pfeifen, Summen, Brummen, Rauschen, Klicken oder Klopfen sein. Die Ursachen für die Ohrgeräusche sind vielfältig und häufig nicht klar benennbar. In den meisten Fällen lässt sich der Tinnitus jedoch auf eine Lärmbelastung einschließlich Knalltraumata zurückführen. Auch Stress und Muskelverspannungen können einen Tinnitus auslösen.

Weltweit leiden circa 10 bis 19 Prozent aller Erwachsenen an den lästigen Ohrgeräuschen. Bleiben die Ohrgeräusche für mehr als drei Monate bestehen, spricht man von einem chronischen Tinnitus. Um die genauen Ursachen des Tinnitus abzuklären, ist es empfehlenswert einen Hals-Nasen-Ohren-Arzt aufzusuchen und ggf. eine entsprechende Behandlung einzuleiten.

Medikamentöse Unterstützung für das Gehör

Ist das Gehör einer hohen Lärmbelastung ausgesetzt, kann dies zu einem verminderten Blutfluss in der Gehörschnecke des Innenohrs führen und somit das Hören beeinträchtigen. Auch Infektionen des Ohrs, z. B. eine Mittelohrentzündung oder Gehörgangsentzündung, können die Durchblutung beeinflussen.

Um die Fließfähigkeit des Blutes zu regulieren und somit wieder zu einem  „normalen“ Hören beizutragen, kommen häufig Produkte mit standardisierten Ginkgo-Extrakten zum Einsatz (z. B. Tebonin® intens). Die Blätter des Ginkgo-Baumes sollen die Durchblutung von Ohr sowie Gehirn fördern und geschädigte Bereiche regenerieren.

Neben einer medikamentösen Therapie sollten Betroffene ihren Lebensstil anpassen, d. h. Stress vermeiden, sich bewusste Auszeiten gönnen, Sport treiben oder Meditationsübungen durchführen. Quelle: PM Dr. Willmar Schwabe 04/2022; dpa