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Lärm schadet dem Herz und fördert Diabetes

stark befahrene Verkehrsstraße
Starker und regelmäßiger Lärm kann zu gesundheitlichen Risiken führen. | Bild: キャプテンフック / AdobeStock

In Großstädten und an Hauptstraßen gibt es besonders viel davon: Verkehrslärm. Und er ist nicht nur nervig, sondern kann auch zu einer echten Gefahr für die Gesundheit werden. Einer Studie zufolge erhöht ständiger Verkehrslärm das Risiko für Depressionen, Angst- und Schlafstörungen sowie Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Lärm beeinflusst Psyche und Körper

Wenn Straßen-, Schienen- oder Fluglärm um 10 Dezibel zunehmen, kann das Erkrankungsrisiko für Depressionen um bis zu vier, fünf und elf Prozent steigen. Das geht aus einer Untersuchung des Umweltbundesamtes (UBA) hervor. Für eine Angststörung steigt das Risiko demnach um bis zu drei Prozent (Straße und Schiene) beziehungsweise 15 Prozent (Fluglärm).

Nicht nur die Psyche der Menschen kann unter Lärm leiden, sondern auch der Körper. Ab 30 Dezibel A (dB(A)) – Maßeinheit für die Stärke des Schalls bezogen auf das Gehör des Menschen – wird nach Angaben der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bereits die Schlafqualität beeinträchtigt und es können Konzentrationsstörungen auftreten. 

Laut dem UBA sind 2,3 Millionen Menschen in Deutschland ganztags Pegeln von mehr als 65 dB(A) ausgesetzt. Nachts würden 2,6 Millionen Menschen unter Pegeln von mehr als 55 dB(A) leiden. Generell würden sich etwa drei Viertel der Bevölkerung durch den Straßenverkehrslärm gestört oder belästigt fühlen. Quelle: dpa / vs 

Lärm schadet dem Schlaf und erhöht Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen

Welche Auswirkungen der Verkehrslärm langfristig auf die Gesundheit hat, untersuchte auch eine internationale Arbeitsgruppe unter Beteiligung des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin MainzCirculation Research: "Transportation Noise Pollution and Cardiovascular Health" .

In der Übersichtsarbeit hat sich das internationale Autorenteam des Krebsinstituts Kopenhagen, des Schweize­ri­schen Tropen- und Public Health-Instituts, der Perelman School of Medicine an der University of Pennsylvania und des Zentrums für Kardiologie der Universitätsmedizin Mainz auf die indirekten, nicht auditorischen, kardio­vaskulären Gesundheitseffekte von Transportlärm konzentriert.

Insbesondere nächtlicher Verkehrslärm – etwa Straßen-, Schienen- oder Fluglärm – führt danach zu einer häufigen Unterbrechung und auch Verkürzung des Schlafes. Auch kommt es zu einer Erhöhung des Stresshormonspiegels und zu erhöhtem oxidativen Stress im Gefäßsystem und im Gehirn – und so zur vermehrten Bildung freier Radikale.

Diese Faktoren könnten Gefäßstörungen, Entzündungen und Bluthochdruck fördern und dadurch das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen.

Laut dem Autorenteam steigt pro 10 Dezibel Lärmbelastung das Risiko für die Entwicklung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinfarkt, auch das Risiko für Schlaganfall und Herzinsuffizienz steigt um 3,2 Prozent.

Lärm begünstigt auch Diabetes

Verkehrslärm erhöht auch das Risiko, an Diabetes zu erkranken. Dabei spielen nach Meinung von Experten zwei Mechanismen eine Rolle: Zum einen beeinflussen die ständig ausgeschütteten Stresshormone den Insulinstoffwechsel. Und zum anderen können Schlafprobleme langfristig den Metabolismus negativ beeinflussen.

Beeinflussbare Risikofaktoren sind wichtiger

Die an der Studie beteiligten Wissenschaftler wollen mit ihren Daten dazu beitragen, dass Maßnahmen zum Lärmschutz vorangebracht werden. Denn: Die gesamtgesellschaftlichen Gesundheitsauswirkungen von Verkehrslärm seien beachtlich. 

Sie betonen aber auch, dass für die Gesundheit des Einzelnen die individuell beeinflussbaren Faktoren wie beispielsweise Rauchen oder körperliche Bewegung deutlich wichtiger seien. Quelle: Swiss Tropical and Public Health Institute, dpa, Ärzteblatt