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Gin aus der Apotheke?

Das Team der Stadt-Apotheke in Hauzenberg stellt den Apotheken-Gin in sorgsamer Handarbeit her und füllt ihn ab. | Bild: privat
 

Sascha Hubing ist Apotheker und promoviert derzeit an der Philipps-Universität Marburg in Pharmazeutischer Technologie. Die Geschichte um Aqua Vitae, einen in der Apotheke hergestellten und vertriebenen Gin, entstand schon vor der Corona-Pandemie während eines Thailand-Urlaubs mit Freunden. Dort entdeckten sie eine besondere Blüte, die als Tee zubereitet wurde. Änderte sich der ph-Wert des Tees durch Zugabe von Zitronensaft, änderte sich auch die Farbe des Tees. „Wir hatten damals schon die Idee, diesen Farbumschlag in einen Gin zu integrieren, weil sich der pH-Wert durch die Zugabe des sauren Tonic Water ebenfalls in Richtung sauer verändert und eine schöne lila Farbe entsteht“, berichtet Hubing. Von der Idee bis zum fertigen Produkt war es jedoch noch ein langer Weg. Während der Corona-Lockdowns hatten Hubing und sein Partner dann die Zeit, an dem Projekt zu arbeiten.

Herstellung in der Apotheke

Der Gin „Aqua Vitae Dry Gin+“ wird in der Apotheke der Partnerin von Hubing im bayerischen Hauzenberg hergestellt. Hierfür wurden extra Räumlichkeiten geschaffen und eingerichtet sowie allerhand bürokratische Hürden überwunden. Das geschulte Apothekenpersonal stellt nun auch Gin her. Das bedeutet, jede Charge wird in Handarbeit produziert und abgefüllt. „Apothekenpersonal kennt die Prozesse und weiß, wie man sauber arbeitet und mit den Zutaten umgeht“, so der junge Apotheker.

Gin Tonic zur Malariaprophylaxe

Was zunächst ungewöhnlich wirke, knüpfe an eine alte Tradition an. „Seit jeher stellen Apotheken alkoholische Getränke her“, sagt Hubing. Gin habe zudem eine gesundheitsfördernde und traditionell heilende Wirkung. Er besteht aus Wacholderbeeren, Koriander, Salbei und Rosmarin. Wacholderbeeren und Koriander sollen die Nierenfunktion anregen. Traditionell wurde Gin Tonic mit sehr chininhaltigem bitteren Indian Tonic Water zubereitet, welches vor Malaria schützen sollte.

Mischt man den Apotheken-Gin mit Tonic Water, färbt sich das Getränk von blau zu violett. | Bild: Aqua vitae

Wie entsteht der Farbumschlag?

Für die Blaufärbung des Gins wird ein Dekokt der Schmetterlingsblüte Clitoria ternatea verwendet. Die Blüte heißt auf Deutsch auch Blaue Klitorie. Sie gehört zur Unterfamilie der Schmetterlingsblütler. Die Blüten von Clitoria ternatea können zum Blaufärben von Speisen und Getränken verwendet werden. In Südostasien werden die getrockneten Blütenblätter als Tee zubereitet, der abhängig von seinem pH-Wert die Farbe wechselt. Verantwortlich für die Farbänderung sind sogenannte Anthocyane. Auch die bekannteste Indikatorpflanze, der Rotkohl, enthält Anthocyane. Dabei handelt es sich um spezielle Pflanzenfarbstoffe, die in den meisten roten, blauen und violetten Pflanzen und Früchten vorkommen. Sie sind unter anderem auch in Himbeeren, Brombeeren, Auberginen, Trauben und Kirschen enthalten.

Die Anthocyane in Clitoria ternatea sind die Farbstoffe, die das Dekokt zum einen blau färben und es zum anderen zu einer Indikatorlösung machen. Wird zum blauen Gin also saures Tonic Water hinzugegeben, färbt sich die Lösung violett. (Zur Erinnerung: Farbe einer Indikatorlösung zeigt den pH-Wert an: rot: pH 2 (sehr sauer), lila: pH 4, blauviolett: pH 6, blau: pH 7 (neutral), blau: pH 8, blau-grün: pH 10, grünlich-gelb: pH 12 (sehr basisch)). 

Magie aus dem Chemielabor – aus der Apotheke in die Bars und Schränke der Gin-Liebhaber. Der Gin kann von Apotheken bestellt und vertrieben werden, ist aber auch im Einzelhandel oder dem eigenen Onlineshop erhältlich.

Mehr dazu im PTAheute-Podcast

Noch mehr Hintergründe erfahren Sie in dieser Podcast-Folge. Im Gespräch: PTAheute.de-Chefredakteurin Cornelia Neth und einer der Aqua Vitae-Gründer, Sascha Hubing. 

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