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RKI-Analyse: Wie wäre die dritte Welle ohne Corona-Impfungen verlaufen?

Laut Analysen des RKI zeigen die Corona-Impfungen eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2. | Bild: milanmarkovic78 / AdobeStock

Vorab gibt es die neue Analyse des Robert Koch-Instituts aus dem Epidemiologischen Bulletin 35|2021 vom September: „Die Impfung gegen COVID-19 in Deutschland zeigt eine hohe Wirksamkeit gegen SARS-CoV-2-Infektionen, Krankheitslast und Sterbefälle.“ Dafür hat das RKI die Impfeffekte zwischen Januar und Juli 2021 ausgewertet. Wie wäre die dritte Corona-Welle verlaufen, wenn es noch keine COVID-19-Impfstoffe gegeben hätte? 

Der Modellrechnung des RKI zufolge haben die Corona-Impfungen Zehntausende Todesfälle und Hunderttausende Infektionen verhindert – konkret sind laut RKI 38.000 Menschen weniger gestorben und 706.000 Infektionen konnten verhindert werden. Zudem kam es zu positiven Effekten bei Krankenhaus- und Intensivbehandlungen: 76.600 Krankenhauseinweisungen ließen sich durch die Impfungen verhindern, und es gab 19.600 Menschen weniger auf den Intensivstationen. Insbesondere bei älteren Menschen ab 60 Jahren hätten sich die Fälle für jeden der Endpunkte um mehr als 40 Prozent reduziert, berichtet das RKI. „Diese hohe Effektivität der COVID-19-Impfkampagne verdeutlicht eindrucksvoll, dass Impfungen den Weg aus der Pandemie ebnen“, liest man im Epidemiologischen Bulletin.

Welche Annahmen traf das RKI? 

Dabei traf das RKI bestimmte Annahmen: In der Altersgruppe 12 bis 17 Jahre legte es eine Impfbereitschaft von 20 Prozent bzw. 85 Prozent bei Personen ohne bzw. mit Vorerkrankungen zugrunde. Die Impfbereitschaft von 18- bis 59-Jährigen wurde mit 85 Prozent angenommen und für ab 60-Jährige von 90 Prozent. Kinder im Alter zwischen null und elf Jahren berücksichtigte das RKI nicht. Auch berücksichtigte das RKI zusätzliche Infektionsschutzmaßnahmen, wie Kontaktbeschränkungen und das Einhalten der AHA+L-Regeln. Im Modell führen außerdem Verhaltensänderungen der Bevölkerung, beispielsweise an Feiertagen und während der Schulferien, zu einer Reduzierung der Fallzahlen. 

Auch flossen die unterschiedlichen Varianten in die Modellrechnung ein, so dominierte im ersten Quartal 2021 die Alpha-Variante, die eine insgesamt 35 Prozent höhere Transmissionswahrscheinlichkeit als die ursprüngliche Variante hatte, ab 15. Juni bis 15. August wird durch die Delta-Variante eine noch höhere Transmissionswahrscheinlichkeit zugrunde gelegt (40 Prozent höher als Alpha), zudem wird in den Sommermonaten – Mai bis September – eine Reduktion der Infektiosität um 42 Prozent angenommen (saisonaler Effekt).

Schnelles Durchimpfen erforderlich

Derzeit stockt es etwas bei der Impfmotivation zu COVID-19-Impfungen. Das RKI erkennt dies auch, vor allem „aufgrund einer noch nicht ausreichend hohen Impfquote unter den 18- bis 59-Jährigen und der sich derzeit ausbreitenden Delta-Variante steigen jedoch die Fallzahlen aktuell wieder an und Deutschland steht am Anfang einer vierten Welle“, konstatiert das Robert Koch-Institut. Um das Ausmaß einer vierten Welle so gering wie möglich zu halten, sei es notwendig, dass der Anteil der geimpften Bevölkerung schnellstmöglich erhöht werde, sodass ein vollständiger Impfschutz bei einer möglichst hohen Anzahl an Menschen bestehe. Modelle hätten berechnet, dass hierfür eine Impfquote von 85 Prozent in der Altersgruppe 12 bis 59 Jahre und eine Impfquote von 90 Prozent bei Personen ab 60 Jahren notwendig sei. 

Und weiter: „Um dieses wichtige Ziel zu erreichen, ist es notwendig, dass neben den bereits bestehenden Impfangeboten in den Impfzentren, den Hausarztpraxen und in den Betrieben weitere aufsuchende Impfangebote gemacht werden“, das RKI denkt hier an Schulen, Alters- und Pflegeheime sowie an Impfangebote für marginalisierte Gruppen.

Pandemie-Ende erst mit breiter Immunität 

Je schneller die erforderlichen Impfquoten erreicht werden, desto weniger Menschen würden infiziert und erkrankten. „Die Pandemie wird erst ein Ende finden, wenn die Bevölkerung eine Immunität aufgebaut hat“, so das RKI.