Baden in deutschen Gewässern: Vorsicht vor Vibrionen
Bedingt durch den Klimawandel kommen Vibrionen in deutschen Meeren – insbesondere in der Nord- und Ostsee – häufiger vor. Steigen die Temperaturen von salzhaltigem Meer- und Brackwasser in den Sommermonaten auf 20 Grad und mehr, herrschen ideale Bedingungen für die Ausbreitung der stäbchenförmigen Bakterien.
Vibrio cholerae (Cholera-Bakterien) sind die bekanntesten dieser Bakteriengattung. Es gibt aber auch weitere Nicht-Cholera-Vibrionen, wie z. B. Vibrio parahaemolyticus oder Vibrio vulnificus. Vorwiegend die Nicht-Cholera-Vibrionen sind in den letzten Jahren im Sommer an manchen Stränden und auch in deutschen Küstengewässern vermehrt nachgewiesen worden.
Für Badende können die Vibrionen gefährlich werden, wenn sie durch Hautverletzungen in den Körper gelangen und teilweise schwere Infektionen auslösen, die sogar tödlich enden können.
Erste Todesfälle durch Vibrionen-Infektion in 2024
Wie das Landesamt für Gesundheit und Soziales (Lagus) in Rostock mitteilte, wurden die ersten beiden Todesfälle in diesem Jahr in Mecklenburg-Vorpommern gemeldet.
Wie das Lagus mitteilte, verstarb jüngst ein 81-jähriger Urlauber, der sich die Vibrionen-Infektion beim Baden in der Ostsee zugezogen hatte. Der Mann habe verschiedene chronische Erkrankungen und offene Wunden aufgewiesen.
Beim zweiten Fall handelt es sich den Angaben zufolge um einen 59-jährigen Mann aus Mecklenburg-Vorpommern, in dessen Blut Vibrionen nachgewiesen wurden. Als Todesursache wurde eine Sepsis (Blutvergiftung) angegeben. Die näheren Begleitumstände dieses Todesfalls seien nicht bekannt.
Nach Angaben der Behörde sind es die ersten Todesfälle im Zusammenhang mit Vibrionen in der Badesaison 2024. Insgesamt seien bislang in diesem Jahr fünf Vibrionen-Infektionen gemeldet worden.
Die statistische Auswertung des Lagus weist seit 2003 insgesamt 94 Infektionsfälle aus – 13 davon verliefen tödlich.
Wie erkennt man eine Infektion mit Vibrionen?
Infektionen mit Vibrionen sind zwar gefährlich, aber sehr selten. Die Bakterien gelangen über Verletzungen der Haut in den Organismus – ein blutig gekratzter Mückenstich kann dafür schon ausreichen.
Geht man also mit einer Wunde baden, können die Bakterien eine Eintrittspforte finden und zu teilweise schwerwiegenden Wundinfektionen führen, die sich schnell ausbreiten und starke Hautschäden verursachen können.
In gravierenden Fällen kann es auch zu einer Blutvergiftung kommen. Infolgedessen kann in Ausnahmefällen eine Amputation von Gliedmaßen notwendig sein.
Mögliche Symptome einer Vibrionen-Infektion sind zudem
- starker lokaler Schmerz,
- Fieber und
- Schüttelfrost.
Besonders schwere Infektionen können unbehandelt zum Tod führen. Durch eine rechtzeitige Behandlung mit Antibiotika lassen sich die Infektionen in der Regel gut eindämmen.
Ansteckung auch über rohe Meeresfrüchte möglich
Ein weiterer möglicher Ansteckungsweg ist der Verzehr von rohen oder nicht durchgegarten Meerestieren (z. B. Krebstiere, Austern, Fisch) sowie rohem Fleisch. Auch sie können mit Vibrionen kontaminiert sein und zu einer Magen-Darm-Erkrankung führen.
In diesem Fall äußert sich die Vibrionen-Infektion vergleichbar mit einer Lebensmittelvergiftung mit Magen-Darm-Beschwerden wie
- krampfartige Bauchschmerzen,
- Erbrechen und
- wässriger Durchfall.
Vibrionen-Infektion: Wer ist besonders gefährdet?
Zwar können sich Menschen aller Altersgruppen mit Vibrionen infizieren, jedoch besteht eine erhöhte Erkrankungsgefahr vor allem für Menschen mit bestimmten Risiken wie
- chronischen Grundleiden (z. B. Diabetes, Leber- und Krebserkrankungen) oder
- bestehender Immunschwäche sowie
- für ältere Menschen.
Für gesunde und junge Personen besteht ein geringes Risiko und eine Infektion verläuft in der Regel mild.
Gut zu wissen: Vibrionen-Infektionen sind meldepflichtig
Seit rund 30 Jahren ist bekannt, dass sich Vibrionen in der Ostsee verbreiten. Infektionen mit Vibrionen sind seit März 2020 in Deutschland meldepflichtig nach dem Infektionsschutzgesetz (IfSG).
Wie kann man sich vor einer Infektion mit Vibrionen schützen?
Um sich vor einer Vibrionen-Infektion zu schützen, sollten entsprechende Vorsichtsmaßnahmen eingehalten werden:
- Urlauber können sich vorab tagesaktuell zu der Wasserqualität und der Bakterienbelastung in dem von ihnen genutzten Gewässer informieren. Eine Karte auf der Website des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) zeigt die Konzentration der Vibrionen in den Meeren und eine Vorhersage der weiteren Entwicklung in den kommenden fünf Tagen.
- Bei offenen oder nicht komplett verheilten Wunden sollte auf das Baden in Naturgewässern verzichtet werden.
- Auch frisch gestochene Tattoos gehören zu den Einfallstoren für Hautkeime. Auch hier sollte auf das Baden verzichtet werden, bis die Hautwunden vollständig abgeheilt sind.
- Ideale Brutbedingungen für Vibrionen bieten seichte, sich schnell erwärmende Küstenbereiche. Dort ist eine mögliche Infektion wahrscheinlicher. Wer eine Ansteckung vermeiden möchte, sollte also idealerweise in tieferen Gewässern baden gehen.
Bei Verdacht auf eine Vibrionen-Infektion sollte ärztlicher Rat eingeholt werden, um ggf. sofort mit einer Antibiotika-Behandlung zu beginnen. Quellen: Ärztezeitung, Fokus online, RKI