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Internationaler Strategischer Rahmenplan der WHO: Röteln in Deutschland seit 2020 ausgerottet

Die Regionale Verifizierungskommission der Europäischen WHO-Region (RVC) stellte fest, dass im Jahr 2019 39 der 53 Mitgliedsstaaten den Status der Rötelnelimination erreicht hatten. | Bild: Africa Studio / AdobeStock

Impfungen und Infektionskrankheiten standen schon lange nicht mehr so im Zentrum wie heute. Fast vergessen erscheinen im Pandemiegeschehen die zuletzt weltweit besorgniserregenden Masernfallzahlen – und die teils kontrovers geführte Diskussion zur Einführung der Masernimpfpflicht.

In 12 Staaten gilt die Verbreitung von Masern weiterhin als endemisch

Die Regionale Verifizierungskommission der Europäischen WHO-Region (RVC) kam bereits für das Jahr 2018 zu dem Schluss, dass 35 Staaten (66 Prozent) den Status der Masernelimination und 39 Staaten (74 Prozent) den Status der Rötelnelimination erreicht hatten. Es wurde jedoch eine weltweit angestiegene Maserntransmission in den Jahren 2017 bis 2019 festgestellt. „In 12 Staaten galt die Verbreitung der Masern weiterhin als endemisch, in 11 Staaten die Verbreitung der Röteln (so auch in Deutschland).“ Nun gelten die endemischen Röteln seit 2020 in Deutschland nach Auffassung der RVC aber als eliminiert, heißt es im Epidemiologischen Bulletin vom 15. April.  

Entsprechend dem „Global Vaccine Action Plan“ wurde dieses Ziel gerade noch rechtzeitig erreicht. Denn im Mai 2012 hatte die Weltgesundheitsversammlung mit 194 Mitgliedsstaaten den „Global Vaccine Action Plan“ verabschiedet, von dem einer der Zielindikatoren war, dass bis 2020 Masern und Röteln in mindestens fünf der sechs Regionen der Weltgesundheitsorganisation (WHO) eliminiert sein sollten.

Unterbrechung der endemischen Röteln-Transmission „rückwirkend“ zuerkannt

In Deutschland gibt es die am Robert Koch-Institut (RKI) angesiedelte Nationale Verifizierungskommission Masern/Röteln (NAVKO), die seit 2013 besteht. Diese ging auf Basis ihrer Erkenntnisse davon aus, dass eine Unterbrechung der endemischen Transmission der Röteln tatsächlich schon seit Jahren erreicht worden war. Doch der RVC hatte diese Einschätzung bislang nicht unterstützt – „unter anderem aufgrund der überwiegend fehlenden Laborbestätigungen der übermittelten Fälle“. Im Dezember 2020 wurde dann mitgeteilt, dass Deutschland „rückwirkend“ für die Jahre 2017 bis 2019 eine Unterbrechung der endemischen Transmission über 36 Monate zuerkannt wurde – und damit der Status der Elimination der Röteln. Im Jahr 2020 wurden dem RKI nur 18 Rötelnfälle übermittelt.

Die Elimination der Masern und Röteln ist entsprechend der Definition der WHO erreicht, wenn die Mitgliedsstaaten eine Unterbrechung der endemischen Virus-Transmission für mindestens 36 Monate mit Hilfe eines qualitativ hochwertigen Surveillancesystems nachweisen können.“ 

Quelle: Epidemiologisches Bulletin 15/2021

Bei den Masern kam die RVC jedoch zu einem anderen Schluss. Sie sprach Deutschland für 2018 und 2019 den Status der endemischen Masernvirus-Transmission zu, während die NAVKO für diesen Zeitraum eine Unterbrechung der endemischen Transmission in Deutschland annimmt.  

Masernfallzahl in Deutschland pandemiebedingt gesunken

Im Jahr 2020 ist die Masernfallzahl in Deutschland im Vergleich zu den Vorjahren seit 2016 – pandemiebedingt – sogar um 85,5 Prozent zurückgegangen. Dem RKI seien mit Stand 1. März 2021 insgesamt „nur 76“ Fälle übermittelt worden, die, bis auf einen importierten Fall im November, von Januar bis April aufgetreten seien. Das sei sogar die niedrigste jährliche Fallzahl, die seit Einführung der Meldepflicht im Jahr 2001 an das RKI übermittelt wurde. Die Daten für das Jahr 2020 sollen Anfang Mai an die RVC verschickt werden.  

Doch auch in Deutschland sieht man die Gefahr, dass eine Normalisierung des öffentlichen Lebens nach Aufhebung der Pandemiemaßnahmen zu einem Wiederaufflammen der Masern führen wird. Die Masernimpfung bleibe demzufolge unabdingbar.